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Monatsarchiv für Mai 2016

25. Mai 2016 17:25:42

… jenseits: Miriam Vlaming zeigt die Ausstellung „Eden“ in Leipzig

„Eden“ – ein Begriff, in dem der Ursprung der Welt (Genesis) und die unendliche Ewigkeit (Apokalypse) paradiesisch zusammenfallen. Er repräsentiert den Ort, wo alles herkommt und alles hingeht und die Kunstgeschichte ist voll von Interpretationen dieses Gedankenbildes. Miriam Vlaming zeigt in vielen Bildern Bezüge zu berühmten Werken etwa von Lucas Cranach d. Älteren mit „Adam und Eva im Paradies“Hieronymus Bosch mit dem Tryptichon „Garten der Lüste“ oder Henry Rousseau mit „Der Traum“ und stellt sich damit selbst-bewusst in die Reihe dieser Meister-Künstler.

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Sie zieht das entrückte Sujet aber auch auf die Schlachtfelder des aktuellen irdischen Paradies’, an den Ort, der von den abrahamitischen Religionen als Wiege der Menschheit angesehen wird und im heutigen vorderen Orient verortet wird: Israel – Syrien – Persien. Diese „fruchtbarer Halbmond“ genannte Region erscheint aus heutiger Sicht alles andere als paradiesisch, sondern zeigt sich als Schauplatz erbitterter Glaubens- und Systemkriege, vor denen Millionen von Menschen fliehen, weil fanatischer Hass, Rassismus und Menschenverachtung ein friedliches Zusammenleben zwischen den Kulturen derzeit dort unmöglich machen. Der Frieden scheint nun im tendentiell ungläubigen Westen zu finden zu sein, wo allerdings trotz überbordendem Wohlstand eine großer Teil der Menschen mit Angst und Ablehnung auf die Ankommenden reagiert. Fremdheit, Selbstentfremdung und Fremdschämen treffen aufeinander.

Bei Miriam Vlaming kulminiert solcherlei menschliche Historie und moderne Geichzeitigkeit in überlagernden Schichtungen. Alltägliche Familienfotos und mythische Traumbilder fallen als phänotypische Geschichte zusammen auf die Leinwand. Sie fokussiert dabei auf Handlungsweisen, deren prozessuale Gesetzmäßigkeiten eine ewige Konstante in der Menschheitsgeschichte darstellen. In merkwürdig exotischen und doch vertrauten Ritualen sehen wir Menschen, die sich gemeinsam schmücken, verkleiden, baden, feiern oder auch mal ganz im Jetzt zusammen „chillaxen„.

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Sie verwischt das Merkmal Herkunft und macht dadurch eine Zuordnung der Dargestellten unmöglich: Sehen wir auf dem Bild mit dem Titel „Initiation“ Afrikaner beim traditionellen Stammestanz, eine besoffene Gruppe junger Männer beim Jungesellenabschied im Rheinland, eine extreme Gruppe des Ku-Klux-Can, oder eine gemischte Gruppe von Einheimischen und Geflüchteten bei einem Willkommensfest einer dörflichen katholischen Kirche? Man weiß es nicht – alles wäre möglich – vielleicht auch alles auf einmal, denn sie zeigen sich höchst komplex als einfache Menschen.

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Mit der Arbeit „Human Nature“, die aus zwölf Gesichtsstudien besteht, die unsere Menschlichkeit in unterschiedlichen Melanin-Dichten auffächert, wagt sich Miriam Vlaming auf das verminte Feld der Physiognomik. Doch reflektiert sich hier keine verquere Rassenlehre, die sich an Unterschiedlichkeiten festbeißt, sondern die tiefere gemeinsame Natur, wenn nicht gar gemeinschaftliche Spiritualität, tritt hervor.

Noch bis 20 Juni 2016 in der Galerie Dukan, Spinnereistraße 7, Halle 18.I in 04179 Leipzig

 

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Kunst | Malerei | Skulptur/Plastik

 

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