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Monatsarchiv für September 2016

18. September 2016 19:05:33

… politisch: die linke Mehrheit in der Hauptstadt

Die Wahl in Berlin 2016 ging genau so aus, wie erwartet und genauso erwartbar sind die Fehler, die nun bundespolitisch gemacht werden – besonders bei den Parteien der C-Union.

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Alles auf Grün? – Nicht ganz. Aber alle wollen: Alles auf menschlich und alles fair und vor allem, endlich alles besser machen!

Die Berliner*innen waren – bis auf die kleine Gruppe der verwirrten AfD-Wähler*innen – durchaus in der Lage die politischen Felder zwischen der Bundes- und Landesebene zu trennen. Eine übergroße Mehrheit wollte ein Ende des rot-schwarzen Koalitionsfilzes und vor allem wollten nicht mal mehr CDU-Wähler*innen Frank Henkel im Senat haben. Das bestimmende Thema war eben nicht die Innere Sicherheit, sondern das Interesse der Menschen, ihre Stadt menschlich zu gestalten. Darum haben jetzt folgerichtig SPD, Grüne und Linke den gemeinsamen Regierungsauftrag für unsere Stadt.

Die Gegner von Angela Merkel in der Union werden jetzt bundesweit alles falsch machen.

Sie werden sagen, dass das Abstrafen der Berliner CDU als Folge der Flüchtlingspolitik zu lesen sei, doch als jemand mit dem Ohr am politschen Puls dieser Stadt, kann ich sagen, das ist eine grobe Fehleinschätzung. In Berlin wurde vor allem die katastrophal provinzielle und intellektuell völlig unterbemittelte Henkelpartei abgewählt. Die einzige Chance, von den eigenen Fehlern in Senatsverantwortung abzulenken, wäre es gewesen, sich demonstrativ hinter Merkel zu stellen. Doch für Haltung war die Großstadt-CDU noch nie bekannt. Genau der Versuch den rechtspopolistischen Schwachsinn (Stichworte „Burkaverbot“ und „Doppelpass“) zu übertreffen, wollen auch Konservative in Berlin nicht mitmachen.

Wie kann sich Merkel nun vor der eigen Partei retten?

Wahrscheinlich gar nicht. Leider ist damit aber auch dem Land nicht geholfen, denn sowohl eine innerhalb der eigenen Partei total geschwächte Kanzlerin, wie ein tumb-dummer Horst aus Bayern, führen zur Aufwertung von AfD und FDP – schlimmer kann es nicht kommen.

Darum hier von mir exklusiv die Lösung für die Kanzlerin und Deutschland: Frau Merkel möge in die SPD eintreten, alle progressiven Teile der CDU-Wählerschaft mitnehmen, die K-Frage für die SPD klären und nach der Wahl, nach dem Vorbild des Wahlergebnis aus Berlin, mit einer Rot-Grün-Roten Koalition dieses Land so gestalten, wie es die existierende Mehrheit der linken Mitte möchte. Nur Mut. Das Volk hat ihn ganz sicher!

 

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Kategorie:

Deutschland | Politik

 

18. September 2016 00:59:17

… österreichische Übernahme: abc art berlin contemporary

abc – art berlin contemporary, til Sunday!

Ein von Eva Grubinger (@evagrubinger) gepostetes Foto am

Die abc wird bestimmt von Österreicherinnen: Eva Grubinger dominiert den Bereich der Installationskunst, die fast gänzlich von einer Bondage-Affinität infiziert zu sein scheint und Lisl Ponger führt mit großer ästhetischer Präzision die notwendige selbstkritische Aufarbeitung westlicher Überheblichkeit gegenüber aller nicht-europäischen Kunst seit der Zeit des Kolonialismus an, wobei sich auch Künstler*innen nie zu schade waren, sich hemmungslos am „Exotischen“ zu bedienen.

 

 

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17. September 2016 21:27:47

… außerhalb der Kategorien: Die Kunstmesse Positions in der Berlin Art Week 2016

Texte zur Promotion von Kunstmessen sind meistens Kunstwerke im Verbinden des Unverbundenen und in sofern ganz nah am eigentlich Wortsinn des Textens – dem Schaffen von Texturen. Auf der Website des Berlin Art Week steht über die „Positions Berlin“: „Bei den hier ausgestellten Kunstwerken geht es nicht darum, den Trends hinterher zu laufen, sondern um Relevanz und Aktualität. Starke junge und etablierte zeitgenössische Arbeiten sowie Werke der klassischen Moderne werden nebeneinander präsentiert, überholte Kategorisierungen schüttelt die Messe somit ab und eröffnet lieber neue Perspektiven.“

Auffällig beim Gang über die Messe sind ganz klassische Galerien, die trotzdem neu Perspektiven anbieten:

Die Sardac Gallery aus London baut in der Präsentationsbox einen überzeugenden Kunstraum für Stephen oder Steve Goddard. Seine versehrten Schädel bringen die menschlichen Wundmale des frühen letzten Jahrhunderts eindrücklich mit den menschlichen Verwerfungen der Gegenwart zusammen. Die Menschen, die heute vor den traumatisierenden Kriegen flüchten, kommen genau aus den Ländern, die am Ende des 1. Weltkriegs nach den Machtinteressen des Westens auf dem Reißbrett entworfen wurden. Der Schrei nach Empathie kommt einem in der dunkelbraunen Galeriebox trotz des ganzen Kunsttrubels drumherum erstaunlich nahe.

Baby by Steve Goddard

Ein von galerie sardac (@sardacgallery) gepostetes Foto am

Die kleine Galerie Mönch aus der Berliner Vorstadt beim Übergang nach Spandau zeigt einen jungen interessanten Künstler, der offene Fäden von Moholy Nadge und Roman Signer aufnimmt. Friedrich Gobbesso baut Experimentieranlagen in denen Wasser, Licht, Töne undSchwarzpulver aufeinandertreffen und erzeugt so Fotogramme, die Abbilder des Unsichtbaren sind: Wir sehen Schwingungen und Kraftlinien.

fritzgobesso-wellenstrukturen

Ich freue mich auf die Vernissage im Nachgang zur Positions in der Galerie schon am 1. Oktober.

 

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16. September 2016 14:42:42

… arty: Zum Reinkommen in die Berlin Art Week 2016 – Die Berliner Liste 2016

Wie fast in jedem Jahr arbeite ich mich bei den Kunstmessen während der Berlin Art Week von Tag zu Tag qualitativ nach oben. D.h. der Weg führt dieses Jahr vom Kraftwerk mit der nicht offiziell zur Art Week gehörenden „Berliner Liste„, die sich als „Kunstmesse für Endecker“ versteht über den Postbahnhof, wo die „Positions Berlin Art Fair“ stattfindet zur „abc art berlin contemporary“ in den Hallen am Gleisdreicek. Das fühlt sich dann an wie eine Wanderung, bei der man im Tal anfängt und aus dem man manchmal einen schönen Blick genießen kann, dann über Pässe und Höhenwege geht, die schon viel Schönes haben, um dann später in der Gipfelregion ein paar wirklich spektakuläre Ein- und Aussichten zu genießen.

Im Sinne einer Wanderkarte für Nachgehende erwähne ich kurz die bisherigen Höhepunkte des ersten Teils der Route:

Über die Berliner Liste sollten Interessierte schnellen Schrittes gehen und können gezielt ein paar Galerien und Künstler aufsuchen, ohne sich lang ablenken zu lassen. Mir sind aufgefallen:

Kalashnikovv Gallery aus Johannesburg, South Afrika – Die Galerie wird demnächst in Berlin neu eröffnen und ausschließlich Künstler/innen aus Afrika vertreten. Damit füllt die Galerie wahrscheinlich die letzte existierende Lücke im Berliner Kunstmarkt und dafür wird es in diesem Fall auch endlich Zeit! Die Galerie zeigt auf der Berliner Liste unter anderen den Künstler Jason Bronkhorst, dessen Bilder mühelos aus allen anderen herausstechen. Für mich die stärksten Bilder auf der ganzen Messe! Ich bin sehr gespannt auf die Eröffnung der Galerie im Herbst.

 

Die Künstlerin Marie-Lou Desmeules dürfte schon einigen bekannt sein, weil ihre Kunst schon ziemlich durch die sozialen Netze gepusht wurde. Sie ist eine der Vertreterinnen des neueren Body Paintings, das grundsätzlich die Kleidung mit als Malgrund verwendet. Bei Ihren Promi-Portraits wird wunderbar überhöht, in welch selbstsüchtigen Abhängigkeitsverhältnis die Beteiligten (Promi und Künstlerin) bei diesem Prozess stehen. Künstliche Bedeutungsaufladung durch Kunstüberformung. Eigentlich verlieren alle dabei einschließlich der Betrachtenden und das hat gemeinsame Größe, denn wir sind ja alle längst jenseits der Peinlichkeit.


Bei Urban Spree Galerie ist Hendrik Czakainski zu sehen, der in Berlin auch schon im Rahmen des Andropozän Projekts im HKW prominent zu sehen war. Seine Modellbauten von ausufernden Slam-Siedlungen sind gleichermaßen faszinierend und bedrückend. Für mich einer der Künstler, der den Trend zur stark dreidimensional erweiterten Leinwand überzeugend anführt.

Und ich möchte auf Xavier Krylik aufmerksam machen, der in streng konzeptioneller Kühle mehrere Ebenen der urbanen Gegenwart in seinen Bildern übereinander schichtet. Den Grund bilden entweder die eher abseitige Architektur Berlins oder gleich vermüllte Ecken in den Kiezen. Dort gefundene Gegenstände – oder sind sie doch eher aus der großen 3D-Datenbank des Web? – legt er präzise frei, sortiert sie säuberlich nebeneinander und projiziert darauf omnipräsente (Marken-) Zeichen unserer Warenwelt und der Protestkultur.

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5. September 2016 13:50:52

… ein Diagramm: Wie sind Nichtwähler*innen zu verstehen?

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Wenn die „Nichtwähler*innen“ in den Grafiken zum Wahlergebnis in Mecklenburg-Vorpommern dargestellt würden, fielen die Analysen der Politprofis vielleicht etwas realistischer aus. Überall ist zu hören, dass „die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes“ kein „weiter so“ mehr wollten, weswegen sie ihren Unmut dadurch ausdrückten, dass sie die AfD wählten – nicht um deren Politikvorstellung zu unterstützen, sondern um den „etablierten Parteien“ einen Denkzettel zugeben.

Was für ein Quatsch: Mehr als 85 % der Menschen hatten kein Bedürfnis Rechtsextreme zu wählen. Sie wollten weder einen umständlichen Denkzettel verfassen, noch sonst wie ihre Dummheit ausstellen. Die allergrößte Gruppe scheint der Politik einfach keine Aufmerksamkeit zu schenken, was man eher mit einer generellen Zufriedenheit und nicht mit dem Gegenteil erklären kann. Umfragen, die repräsentativ alle Bürger*innen im Land erfassen – und nicht nur die, die zum Wählen gehen! – haben für MeckPomm bestätigt, dass eine übergroße Mehrheit mit der Entwicklung des Landes zufrieden ist. Diese Menschen sind zuversichtlich genug, sich einfach nicht um Politik zu kümmern.

Damit will ich auf keinen Fall das Problem kleinreden, dass immer mehr Menschen in Deutschland offen rechtsextreme Positionen vertreten, sondern deutlich machen, dass die üblich gewordene Verallgemeinerung „das Volk“ hätte die Politik generell abgewatscht, nicht zutrifft. 

Wir alle dürfen der sprachlichen Verzerrung der Fakten nicht auf den Leim gehen. Die Medien reden immer den Skandal und den Umbruch herbei – das war bei den Höchstergebnissen der Piraten nicht anders. Nur dass es bei den rechten Recken ungleich gefährlicher ist. Wenn es in zwei Wochen in Berlin ein Ergebnis zu beurteilen gibt, mögen wir daran denken …

Artikel dazu bei Die Welt lesen …

Um die Relationen zu wahren

Ungefähr zwei Promille der Deutschen haben in Mecklenburg-Vorpommern AfD gewählt. Das ist zwar nicht schön, aber es zeigt vor allem, dass nicht einmal im Ansatz das Gerede von „der Bevölkerung, die in großen Teilen gegen die praktizierte Flüchtlingspolitik aufgestanden ist“ gerechtfertigt ist.

MV-Wahlergebnis-2016

Also liebe Politstrategen: Ganz ruhig bleiben, schön auf dem Boden des Grundgesetzes bleiben und bestenfalls zum Wohle aller Menschen, die in Deutschland sind, weiterarbeiten!

 

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Alltägliches

 

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