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19. Oktober 2011 18:42:43

… im Vorübergehen: Das Elend der Welt

Ja, die Menschen bleiben stehen; manche schauen mit erstarrten Gesichtern auf die Fotos, andere kauen weiter an ihrem Döner. Hier legt der Mann seiner Frau die Hand auf die Schulter, dort kichern Mädchen über irgendein fotografisches Detail. WORLD PRESS PHOTO 11 zeigt im Bahnhof Friedrichstraße ausgewählte und mit Preisen ausgezeichnete Fotografien über uns und unser Elend.

Die Foto-Auswahl würde ich so kategorisieren – Tierwelt, Mensch und Natur, Sport, Mensch und Politik. Was auch immer für diese Wanderausstellung ausgewählt wurde, ergibt es doch ein überwiegend trauriges, zweifelndes und pessimistisches Bild. Selbst bei den Sportfotos, wie den Aufnahmen von Chris Keulen über das, in unwirtlicher Gegend stattfindende, Eritrea-Radrennen, sieht man zwar die große Begeisterung der Einheimischen und das Nebeneinander von Tradition und Moderne, aber man ahnt auch, wohin alles einmal führen wird.

Die Ohnmacht des Menschen gegenüber der Natur und dem Wüten der Elemente nimmt in dieser Ausstellung breiten Raum ein. Da sind z. B. die Arbeiten von Kemal Jufri über den Vulkan-Ausbruch auf Java, die jene von der Katastrophe getöteten Menschen als ascheüberzogene, plötzlich erstarrte Figuren zeigen, die wie Plastiken eins werden mit dem Gestein um sie herum. Man mag es nicht aussprechen, aber hier gebärt sogar der Tod Schönheit. Ein weiteres Beispiel sind die apokalypsehaften Fotos von Olivier Laban-Mattei und Daniel Morel über das Erdbeben in Haiti, dass uns Mitteleuropäern keinen Vergleich mit dem erlaubt, was wir hier an Naturkatastrophen schon erlebt haben.

Besonders trostlos sind die Aufnahmen, in denen es um das Wirken des Menschen gegenüber seinesgleichen geht. Beim Betrachten der Fotos von Fernando Brito, der in Mexiko die Opfer von Bandenkriegen zwischen den Drogenkartellen festhielt – Tote liegen wie vergessene Feldsteine in der Landschaft – kommen einem die einfachen Worte Menschenrecht und -würde in den Sinn.

Abschließend sei auf zwei, bemerkenswerte und dennoch unterschiedliche, Aufnahmen verwiesen. Einmal das Foto von Vincent Yu, dass den nordkoreanischen Staatschef mit seinem jüngsten Sohn in der Öffentlichkeit zeigt. Hier ist, abseits alles Politischen, ein Foto gelungen, dass den Vater mit Verschlossenheit, Misstrauen und sogar Trauer auf seinen hochmütigen Sohn blicken lässt. Und schließlich nenne ich noch das bekannte, geradezu hypnotisierende Foto von Gustavo Cuevas, der den Moment des Kampfes festhält, als der Stier dem Matador das Gehörn durch den Kopf schlägt.

Die Ausstellung ist noch bis 24.10.11 im Bahnhof-Friedrichstraße zu sehen.

 

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