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28. Februar 2013 17:36:00

… Kriegsgebiet: Mazeppa an der Komischen Oper

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Am 24. Februar wurde erstmals in Berlin die Tschaikowski Oper Mazeppa in russischer Sprache aufgeführt.
Das Kriegsepos ist musikalisch extrem dynamisch, facettenreich und umwerfend emotional. Henrik Nánási treib das Orchester schnell und präzise durch die Partitur, wobei auch räumliche Effekte (Bläser hinter dem 2. Rang, oder seitlich im Zuschauerraum) überzeugend genutzt werden. Glänzende Sänger und Sängerinnen mit riesigen Stimmen, die einen in Massenszenen geradezu in Sitze drücken ohne dabei das Gespür für sanfte Zwischentöne zu verlieren. Einzig die Hauptfigur Hauptmann Mazeppa verkörpert von Robert Hayward tritt etwas zu gleichbleibend polternd auf, wodurch sein langer Monolog nach der Pause leider merkwürdig hohl wirkt. Dagegen brilliert Asmik Grigorian als Maria vom höchsten Abstahlen bis zum innigsten Pianissimo. Die Hoffnungslosigkeit ihres Wiegenlieds am Ende des Stücks rührt fast zu Tränen.

Die Inszenierung, des erstmals eine Oper gestaltenden Ivo van Hove, ist eher sparsam, was aber im Kontrast zur beinahe übervollen Komposition den richtigen Raum erzeugt, um das eigentlich recht wirre Libetto vollkommen klar und logisch erscheinen zu lassen. Die Geschichte aus der Zarenzeit wird so, ohne sie krampfhaft modernisieren zu wollen, mühelos ins Allgemeingültige aktualisiert. Weil die Oper streckenweise doch eher wie eine russische Glorifizierung des Krieges klingt, setzt Tal Yarden mit seinen kaum auszuhaltenden Videos eine unmissverständliche Haltung entgegen. Reale Szenen, gefilmt mit den Handy-Cams aktiver Soldaten aus kämpfenden Truppen auf der ganzen Welt, werden zu einem auf die Musik geschnittenen Reigen des Grauens zusammengefügt: Folter, Hass, Erniedrigung, Gedankenlosigkeit, Übersprungshandlungen, Sadismus – es könnte nicht drastischer und brutaler sein. So sehr, dass man kaum hinsehen kann. Und doch notwendig, um nicht dem teils ins Kitschige abtriftenden Heldenaufspiel Tschaikowski zu verfallen.

Kritik auf Deutschlandradio Kultur, der ich mich (bis auf die Kritik an den Videos) anschließen kann: drk_20130224_2306_48922d1e.mp3

 

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