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15. April 2011 20:59:52

… rausgeplatzt: Stimme oder Rente oder Gesundheit!

Gestern lag meiner Tageszeitung eine ganzseitige Anzeige bei. Ich erwähne sie deshalb, weil ich bis jetzt erfolglos der Frage nachgehe: Was soll uns das?

Es geht um die Sozialwahl 2011. Die Anzeigenüberschrift lautet: „Ihre Stimme für Rente und Gesundheit“. Besser würde natürlich klingen: Ihre Rente für Gesundheit und Stimme – oder so. Wobei, man weiß ja nicht, ob überhaupt … Also: „Rund 48 Millionen Versicherte und Rentner bestimmen bei der Sozialwahl darüber, wer bei der Deutschen Rentenversicherung Bund und bei den Ersatzkassen der gesetzlichen Krankenversicherung die wichtigen Entscheidungen trifft“. Aha.

Apropos Krankenversicherung. Einmal abgesehen von der Frage, ob es in Deutschland mehr Krankenkassen als, sagen wir, Bischöfe im Vatikan gibt (oder umgekehrt), hält mich die meinige – es war mal eine kleine, jetzt ist sie gewachsen – immer auf dem laufenden. Wenn ich sie vor Jahren mal ab und an brauchte, rief ich irgendwo in Westdeutschland an – denn in Berlin (warum auch) war diese Kasse nicht vertreten – und hatte sogleich jemanden am Ohr, der mir in der Regel schon deshalb nicht helfen konnte, weil ich seinen babbelnden Dialekt nicht verstand. Das war auch nicht weiter schlimm, denn Post bekam ich regelmäßig und keine Beitragserhöhung ging an mir vorüber. Mindestens alle sechs Wochen kam auch ein Hochglanzprospekt mit allerlei auserlesenen Informationen, die sich allerdings für das praktische Leben als unbrauchbar erwiesen. Was nützt mir z. B. der Hinweis, dass der Dichterbarde X oder der gewesene Leistungssportler Y gleichfalls Mitglied meiner Provinzkasse sind. Ich habe auch nicht allzu viel davon, wenn mir der, auf dem unvermeidlichen Foto, entgegengrinsende Vorstandsvorsitzende meiner Kasse salbungsvolle Worte für den Tag und möglichst noch die ganze Woche mitgibt. Auch ist mein Interesse gering ausgeprägt, in einem speziell präparierten Bergbauerndorf in den Karpaten eine Heukur zu absolvieren, nur weil meine Kasse dort so einen vorzüglichen Kontrakt abgeschlossen hat.

Seit wenigen Jahren hat meine Krankenversicherung nun eine Filiale in Berlin, zuerst jwd, dann aber in Mitte. Wenn ich dieses Büro besuche, breitet sich Frieden in meinem Herzen aus, denn hier finde ich Ruhe, Freundlichkeit, wenn auch nicht immer Antwort bzw. Entscheidung zu meinen Anliegen. Aber der Mensch kann nicht alles haben und so muss ich manchmal noch auf die Antwort der babbelnden Kollegen aus der Ferne warten.

Vor einigen Monaten hat meine Krankenkasse nun Hochzeit gefeiert, d.h. mit einer anderen fusioniert. Jetzt haben wir also zwei Vorstandsvorsitzende. Das ist doch ein Fortschritt, denn vier Ohren hören mehr als zwei und wenn der eine Manager sich mal irrt, dann gibt’s ja immer noch den anderen. Das die Kasse, ach Entschuldigung, wir, die Mitglieder, nun zwei Vorsitzende bezahlen, ist ja nur eine Petitesse angesichts der Tatsache, dass die Vierfaltigkeit von Krankenkassen-Ärzten-Apotheken-Pharmafirmen auch zukünftig so ertragreich funktionieren wird. Dem Wähler zur Sozialwahl 2011 – und natürlich auch mir -wünsche ich an dieser Stelle für die Zukunft vorsichtshalber Gesundheit und eine gute Zeit.

 

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