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15. März 2008 23:52:48

… recording Asia: Gedanken zur Bilderzeugung und -aufnahme

Die Rotators von Ujino Muneteru

Bei der Eröffnungsveranstaltung zur Re-Imaging Asia Ausstellung im HKW machte Ujino Muneteru eine fröhliche Performance (Ujino and the Rotators). Er erzeugte mit speziell präparierten Turntables und Platten, auf die kleine Zylinder (Abschnitte von Bleistiften) montiert waren, herrlich analog anmutende Beats, die er genüsslich mit Obst-Shakes und viel Ironie verrührte. Sehr humorvoll, stellenweise sogar tanzbar und genau im Zenrum der romantischen Strömung zur Re-Analogisierung elektronischer Musik. Besonders lustig war die Kunstrezeption. Diese fand nämlich stark digitalisiert statt. Ich weiß nicht wie viele Video-, Handy- und Foto-Kameras auf den Performer und seine pitoresken Gerätschaften gerichtet waren, es waren jedenfalls viele. Vielleicht ist auch das mit Re-Asia gemeint, wenn nun auch in Europa ein Event besonders durch seine medialisierte Verwendbarkeit gewinnt. Man hat den Eindruck, dass sich der Eindruck eines solchen Ereignisses stärker in den Furchen von Festplatten als von Gehirnen einbrennt. Und wie im Falle meines Recordings, …

… denn natürlich habe auch ich eine Kamera auf das Geschehen gerichtet, bildet dieser Eindruck durch das ans Aufnehmen anschließende Bloggen Wellen, die sich ins Internet ausbreiten. So wird die Performance zu einem künstlerischen Epizentrum. Es wird gewissermaßen ein Echo des Beats erzeugt, den der Mann an den Turntables auslöst. So wird Kunst durch Technik zu Hintergrundrauschen.

Video von der offiziellen Website:

 

Autor:

 

Eine Reaktion

  1. Magnus Hengge

    In Rüdiger Safranskis Buch über die Romantik las ich wiedermal, dass Friedrich Schiller seine Zeit eine „tintenklecksende Zeit“ nannte. Damit ist ihm natürlich ein exzellentes Bonmot gelungen, das sowohl auf die Tätigkeit wie das Werkzeug anspielt und sich gleichsam auch noch ironisch einschließlich der Selbsteinschätzung darüber lustig macht, dass es für eine ganze Generation zum Lebensstil gehörte, sich über das Schreiben (von Briefen und Büchern) sowie dem Lesen, der Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens zu versichern. Nach dieser Versicherung streben wir ja immer noch. Ich überlegte, wie die entsprechende Formulierung für unsere Zeit sein könnte. Mit Tinte haben wir nichts mehr zu tun. Eher mit PCs, Word, WordPress, YouTube, Facebook usw. und auch das Klecksen wird digital kaum möglich sein. Es ist jetzt eher das Erzeugen von Wolken und das Vernetzen, das man sich strickt, in dem man sich verfängt und das für andere undurchdringlich wird. Es kann auch zur Überprüfung, Fahndung und Informationsgewinnung genutzt werden. Es ist eine mit digitalen Werkzeugen engmaschig verstopfte Zeit. Das hört sich aber kaum nach Bonmot an.

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