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6. Januar 2008 15:57:27

… Social Cooking Romania: Lebenswelt am Rande Europas in der NGBK

SocialCookingRomania

Blick in die Ausstellung in der NGBK. Man muss viel Zeit mitbringen, wenn man von den vielen Videoarbeiten was mitbekommen will.

Social Cooking Romania in der NGBK ist eine stark dokumentarische Gruppenausstellung. Der Blick der Künstler/innen fällt fast immer ins Soziale Mit-, Für- und Gegeneinander der Rumänen und der dort lebenden ethnischen Minderheiten. Es sind Fotos, Tondokumente und vor allem Filme rund um das Thema Kochen-Essen-Nahrung, anhand derer man viel über die Gesellschaft des neuen EU-Mitgliedslands und dessen Vergangeheit lernen kann.
So habe ich zum Beispiel erfahren, dass es 1954 große Hungerprobleme im Land gab und dass der Bevölkerung mit Sonnenbumen- und Kürbiskernen als Nahrungsmittel geholfen wurde. Das hatte damals zur Folge, dass alle Straßen und Plätze mit Schalen überfüllt waren, was zu dem Folgeproblem des extrem starken Zuwachses von Schädlingen führte. Allerdings fühlten sich die Kürbispflanzen …

… in den folgenden weiterhin dürren Jahren recht wohl in Rumänien, so dass es zu einer guten Ernte von wild wachsenden Kürbissen kam.

Für mich herrausragend das kurze Video „Choose“ von Ciprian Muresan. Ein kleiner Junge sitzt an einem ärmlichen Küchentisch mit aufgelegter Wachstuchtischdecke. Vor ihm steht eine Dose Pepsi und eine CocaCola und in der Mitte ein Glas. Er blickt mit seinen Murmelaugen in die Kamera und nimmt erst die Pepsi. Er schenkt sich ein paar Schluck ein und man denkt die Entscheidung ist gefallen. Doch dann stellt er die Dose hin und nimmt die Coke und schenkt sich auch von ihr ins gleiche Glas noch ein paar weitere Schluck ein. Schließlich trinkt er das ganze Glas in einem Zug aus.
Nach Jahrzehnten der marketingtechnischen Dualität der Wertesysteme, die in unserer Lebenswelt für die beiden Colas stehen, geht der Kleine (bzw. der Künstler) hin und mixt die Getränke einfach zusammen. Aus rumänischer Sicht steht vermutlich beides ununterscheidbar für den westlichen Kapitalismus. Das nenne ich Klarsicht!

Noch bis 27. Januar, Oranienstraße 25, 10999 Berlin

 

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