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30. Oktober 2011 21:01:37

… Zeit(en)umstellung: Knopfler, Dylan und Richards

Gestern brachten Mark Knopfler und Bob Dylan ihr groß angekündigtes Konzert in der O2-Halle Berlins über die Bühne. Manche werden dies später vielleicht einmal als legendäres Treffen stilisieren. Für mich passt es jedoch haargenau zu diesem Wochenende: Zeit(en)umstellung. Man hörte bei diesem Musikereignis, das faktisch ein Doppelkonzert war, keine Tageshits, sondern Jahre überdauerndes.

In der nahezu ausverkauften Mehrzweckhalle begann Knopfler pünktlich auf die Minute seine wunderbaren Gitarrensoli zu zelebrieren und – gemeinsam mit seiner Band – satten Klangteppiche auszubreiten. Während die ersten drei Titel rythmisch-rockig mit Blues-Elementen daherkamen – es ist einfach ein prägendes Bild und ein wunderbarer Klang, wenn fünf Gitarren zugleich auf der Bühne tätig sind – wurden anschließend einige Songs mit Folkklängen gespielt. Die Zuhörer, insbesondere die Dire Straits-Fans, waren aber doch beglückt, dass dann „Brothers in Arms“ zu hören war. Knopfler, die ganze Zeit sanft und freundlich, spendierte am Ende eine Zugabe.

Nach der Pause erschien Dylan, seine Bandmitglieder mit dunklen, er mit einem hellen Hut und legten sofort los. Mark Knopfler spielte während der ersten vier Titel mit, u.a. bei „It’s all over now, Baby Blue„. Beide agierten zusammen, vermieden es aber, nach vorn an die Rampe zu gehen. Der Abgang Knopflers von der Bühne war dann ein kurzer, davon huschender Schatten. Dylan und seine Band spielten einfach nur großartigen Rock’n Roll. Daran änderte auch seine krächzende Stimme und der abgehackte Bellgesang, der an einen gereizten, wütenden Dorfköter erinnerte, nichts. Vielleicht wollte er damit nur jene hinausbegleiten, die das Konzert vorzeitig verließen. Fast am Ende gab Dylan dem Publikum mal wieder eine neue Version von „Like a Rolling Stone“ zu Gehör. Warum gefällt mir die ursprüngliche Fassung immer noch am besten? Zum Abschluss stellte Bob Dylan seine Band vor, verbeugte sich mit ihr vor dem jubelnden Publikum und verließ, ohne eine Zugabe zu gewähren, die Bühne.

Die Zeit(en) nagt an den Menschen und ihrem Tun – obwohl man es bei manchen nicht glauben mag. Neben Bob Dylan könnte man dafür auch die Rolling Stones nennen. Im Grunde ist man jedoch dankbar, dass die alten Helden immer noch spielen. Was bleibt? Keith Richards unterschrieb auf dem Bucheinband zu seiner Autobiografie „LIFE“ diesen Satz: „This is the life. Believe it or not. I haven’t forgotten any of it. Thanks+Praises.“ Manchmal muss man nicht glauben, sondern kann sehen oder hören.

 

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Eine Reaktion

  1. Günther

    ja tatsächlich bellt Bob nur noch – es ist ungehört und beispiellos, wie er sich mit dieser staccatobellgesangsvariante abend für abend durch ein programm arbeitet ohne rücksicht auf uns oder auf irgendwen. es ist nicht schön, es ist zu laut und alle songs die wir zu kennen glauben, verwandeln sich unter der wucht von drei, manchmal vier gitarren und dem bellen eines alten mannes in etwas vollkommen neues, ungehörtes, unerhörtes – und ganz zum schluß gibt er uns dann like a rolling stone in einer sagen wir mal eingänglicheren weise als die songs davor, schön, groß, brillant aber mit dem hinweis ‚kann ich auch, könnt ihr haben, wollt ihr ja immer, dieses schöne zeugs, gefällt mir aber nicht mehr, hab keine lust mehr dazu, will lieber bellen…‘ ein großer alter mann

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