Trotz der großen Medienkompetenz, die man sich selbst gerne zuschreibt, passiert es immer wieder Mal: Der Text einer durch den SPAM-Filter geglittenen SPAM-Mail fesselt einen für ein paar Momente, weil die Botschaft so dreist, abgedreht, verhexelt oder nicht mehr dechiffrierbar ist, dass man im Text eine künstlerische Qualität oder Absicht zu entdecken glaubt. Wie oft dachte ich schon, man sollte mal was draus machen? Nun endlich hat es ein internationales Team unter dem Namen „SPAM the musical“ gemacht. Sie sammelten die „schönsten“ SPAM-Mails und ließen sich von den Texten zu Revue-Nummern eines Web-Musicals anregen. So entstanden inzwischen drei bei Youtube gehostete Clips über drei klischeehafte SPAM-Botschaften: Der typische Hilfeschrei wurde zum Clip „The Dying Widow„, die Gewinnbenachrichtigung zu „The Lottery“ und das Sexpartnergesuch zu „The Lonley Girls„. Jeder Clip wird von einem zweiten Teil konterkarriert der in der Botschaft mündet: „Tell the world how fabulous and f***ed up, we are.“
Weil das Ganze als Kunst ist, wird es derzeit in der Galerie Wagner in der Karl-Marx-Allee in Friedrichshain gezeigt und die Künstler verschicken selbst nun SPAM-Mails, um auf sich aufmerksam zu machen. So bekam ich eine Mail von „Vincent van Gogh“, der zum Abschluss des Textes mit den Worten „I wish I still had both ears to hear this stuff!“ zitiert wird. Ob ihm das geholfen hätte?
Noch bis 11.10.2008 in der Galerie Wagner, Karl-Marx-Allee 87, 10243 Berlin