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Monatsarchiv für Dezember 2009

22. Dezember 2009 20:25:29

… geblaecht: Woody Allens Whatever works

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Ach der Woody Allen: Viele sagen seine größte Zeit wären die späten 70er gewesen, in der er die New York Triologie mit Filmen wie Der Stadtneurotiker machte, die alle samt recht hysterisch und wortgewitzt daher kamen. Sein neuestes Werk Whatever works stammt aus dieser frühen Schaffensphase des Meisters, denn das Drehbuch hatte er im Wesentlichen schon damals dem bekannten Schauspieler Zero Mostel auf den Leib geschrieben, der dann aber leider 1977 starb. Nun fand sich drei Jahrzehnte später ein passender Ersatz, nämlch Larry David (Miterfinder von Seinfeld, Sitcom-Author und kultiger ShowMaster), der im tatsächlichen Leben ähnlich miesepetrig drauf ist, wie die Kunstfigut Boris Yellnikoff, die die Hauptrolle in Whatever works einnimmt. Man sollte also meinen, dass hier nichts mehr schief gehen könnte.

Boris ist ein konsequent schlecht gelaunter Typ, der skrupellos kleine Kinder, denen er im Park ein bisschen Schach beibringen soll, als schwachsinniges Ungeziefer beschimpft und dabei gleich noch deren Mütter als Geburtshelferinnen der Dummheit verflucht. Er selbst sieht sich als pensioniertes Genie, denn er war früher Quanten-Physiker, der mal fast den Nobelpreis bekam. Die Architektur seines Lebensentwurfs steht auf einem festen Sockel, der vom gigantischen intellektuellen Abstand zwischen ihm und seinem Umfeld gebildet wird. So kommt es, dass nur er allein „das ganze Bild“ sieht und in diesem Gesamtbild sieht er auch auf uns, die Zuschauer im Kino herab. Mehrfach im Film wendet sich Boris so direkt durch die Kamera ans Publikum, was die anderen im Film spielenden Personen als alberne Marotte des Sonderlings abtun, denn sie sehen eben nicht „das ganze Bild“. Durch dieses mutwillige Abbrechen der Filmfiktion bekommt alles eine unfreiwillig wirkende Künstlichkeit. Man fühlt spontan die Mikros, Kabelträger, Beleuchter und ScriptGirls auf dem Set und die Schauspieler wirken wie Knallchargen, in einem schlechten Bühnenstück. Die aufgebaute Filmwelt fällt so in sich zusammen ohne irgendetwas dabei hinzuzugewinnen.

Der Plott ist so Anti-Clichée-Clichée-mäßig, dass man ihn kaum zu erzählen braucht: Alter Großstadt-Misanthrop trifft vor seiner Haustür eine naive, äußerst hübsche Blondine, die gerade ihrem ländlich verklemmten Elternhaus entflohen ist. Er nimmt sie auf und ist alsbald von den Liebreizen der Süßen hingerissen, die ihrerseits doch tatsächlich von der Andersartigkeit des Alten und dessen vielen Lebensweisheiten derart beindruckt ist, dass sie wenig später heiraten. Als die nicht nur geistige Hypochondrie des silbernen Ekelpakets langsam an Glanz verliert, tauchen erst die Mutter und bald darauf auch der Vater der Schönheit auf. Zunächst noch Gott um Gnade anflehend merken beide ruckzuck und auf getrennten Wegen, welche sexuellen und künstlerischen Leidenschaften in ihnen bisher verschüttet waren, so dass sich Muttern zur männerverzehrenden Femme fatal und Vattern zum schwulen Hausmann entwickelt. Im Angesicht dieser Wendungen spürt langsam auch die immer weniger fröhliche Blondine, dass junge Männer viel hübscher sind als alte. Der Misanthrop nimmt es resigniert zur Kenntnis, stürzt sich wieder Mal aus dem Fenster und landet auf einer Psychologin, mit der er spontan glücklich wird. Am Ende feiern alle Neujahr und uns Zuschauern wird nochmal penetrant erklärt, dass es doch toll ist, wenn jeder nach seiner Façon lebt. Ja ja, so was gibt’s halt nur in New York.

Das ist soweit alles wegen der vielen Wortwitze noch ganz nett und unterhaltsam, wirklich schlimm ist aber das frisch gebleachte Gebiss von Hauptdarsteller Larry David. Es will nicht im Ansatz zu seiner Rolle als Boris passen. Denn dieser hält vom Leben und seiner Zukunft überhaupt nichts, neigt zur spontanen Selbstaufgabe, läuft in dazu passenden ollen Klamotten rum und seine Wohnung ist ein ziemlicher Schrotthaufen, doch warum nur leuchten in seinem Mund die optimistischsten Beisserchen, die man je auf einer Leinwand strahlen sah?

Besser Woody Allen arbeitet zukünftig weiter konsequent sein Spätwerk nach dem Vorbild von „Vicky, Christina, Barcelona“ aus, als dass er klebrige alte Kamellen aus den 70er versucht aufzuwärmen.

 

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Kino

 

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