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Monatsarchiv für Juni 2011

13. Juni 2011 21:35:56

… zu Pfingsten: Originales und Originelles

Es ist immer interessant, nach dem Denken, Fühlen und Handeln der Menschen zu fragen. Was bewog zum Beispiel den Hauseigentümer in der Revaler Straße, an seine Hauswand den, aus einem Ovid-Zitat herrührenden, Spruch „Tempora si fuerint Nubila solus eris“ (Wikipedia: „Im Unglück wirst du allein sein“) anbringen zu lassen? Hatte er, um nur zwei Möglichkeiten anzuführen, bereits beim Kauf die Vorahnung, dass er seinen Kredit nie würde zurückzahlen können oder schwante ihm bereits zu diesem Zeitpunkt, dass seine Frau ihn verlassen würde?

Ebenso unbekannt sind die Motive jenes Sprayers, in erwähnter Straße auf einem Hausdach, dass von der Fussgängerüberführung am S-Bahnhof Warschauer Straße gut sichtbar ist, den Spruch „DEUTSCHLAND VERRECKE!!! KOPI BLEIBT!“ für die lesende Nachwelt zu hinterlassen. Vielleicht hat der Mann weder Arbeit noch Wohnung und seine Wut ist groß. Möglicherweise führt er aber auch ein ganz zufriedenes Leben und zieht mit seinen Spraydosen durch’s Land.

Auf dem vormaligen RAW-Gelände, südlich der Revaler Straße, welches den Eindruck eines in Auflösung befindlichen Lagerplatzes macht, scheint es überwiegend glückliche Menschen zu geben. Während sich am gestrigen, frühen Abend einige gutgelaunte Bewohner, mit einer Flasche Bier in der Hand, von der Sonne den Nebel des Vorabends aus den Köpfen vertreiben ließ, gingen andere ihrem Beruf nach und bedienten Gäste. Dass auf dieser besonderen friedrichshainischen Enklave deutsche Edelautos u.a. mit den Kenzeichen WI… und ERH… herumstanden, irritierte nicht nur auf den ersten Blick.

Beeindruckend war der Menschenstrom, der sich – ameisenkolonnengleich – vom S-Bahnhof Warschauer Straße hin zum gleichnamigen U-Bahnhof, weiter über die Oberbaumbrücke nach Kreuzberg und andererseits die Warschauer hoch bewegte, wobei  ein kleiner Teil der Menge auch in die touristisch überfrequentierte Simon-Dach-Straße abbog. Nur vereinzelt waren Pfingstausflügler hingegen in der Oberbaumcity vertreten. Hier, an der leider geschlossenen Zwinglikirche und den historisch interessanten, sanierten Industriebauten (heute BASF, früher NARVA, ganz früher Osram und Wasserwerke) mit dem ersten Hochhaus Berlins in der Rotherstraße, waren die Bewohner des Viertels überwiegend unter sich.

Sehr eng unter sich war man am Sonnabend im Schienenersatzverkehr von Storkower Straße Richtung Schönhauser. Der Busfahrer gab sich große Mühe, mitfahrende Touristen, vielleicht auch ein paar neue Zuzügler zu erschrecken. Er fuhr schnell, bremste scharf und brachte seine Durchsagen mit Grabesstimme und ohne jede Emotion über das Mikrofon. Busfahrer und Politessen sorgen ja ab und zu dafür, dass die Begeisterung der Einheimischen und Besucher für Berlin auch mal abgekühlt wird. Zu Stadt-Originalen werden beide Berufsgruppen damit aber noch lange nicht.

 

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9. Juni 2011 21:41:55

… Augenblicke: Jenseits von EHEC

Das Wartezimmer des Berliner Internisten war nur spärlich gefüllt. Eine etwa 40-jährige Frau mit leicht hervortretenden Augäpfeln, struppigem Haar und leidendem Gesichtsausdruck lag beinahe auf ihrem Stuhl und wartete anscheinend sehnlichst darauf, aufgerufen zu werden. Zwei Stühle weiter hatte sich ein 65-jähriger Mann mit schütterem Haar und einem markanten Schwimmringbauch niedergelassen und wurde kurz darauf von der, unentwegt redenden, Schwester zum Blutabnehmen ins Labor gebeten. Von dort konnte man das Ergebnis der vorgesehenen Prozedur akustisch mit verfolgen: Es klappte nicht. Nach zwei Versuchen brachte die Schwester den Mann wieder in das Wartezimmer zurück, gleichzeitig die übrigen Ausharrenden darüber aufklärend, dass „man ja nicht beliebig oft zustechen kann“. In der Zwischenzeit hatte eine korpulente 50-jährige Frau, deren optisches Erscheinungsbild durch verschiedene, nicht zueinander passende, Rottöne gekennzeichnet war, den Wartebereich betreten um sogleich der Schwester einen mitgebrachten Blumenstrauß zu überreichen. Ansonsten waren alle mit sich beschäftigt und starrten vor sich hin. Auf den Tischen lagen Image-Broschüren der Krankenkassen bzw. irgendwelche Werbeprospekte herum. Wer sich krank fühlt, hat kein Interesse an Krankenkassengelaber, noch weniger an Belehrung, höchstens an Unterhaltung und Ablenkung. Solche Zeitschriften fehlten aber in dieser Arztpraxis.

Als ich nach einer Stunde aufgerufen wurde und dem Arzt die Hand geben wollte, murmelte dieser etwas von EHEC, Grippe, Viren und ließ seine Hand stecken. Im Eiltempo wurde dann die Diagnose gestellt und die Anweisung für diverse Überweisungsscheine in den PC gehämmert. Sein Hinweis, dass es mit einem Termin beim Radiologen sehr schwer werden würde, erwies sich später als Volltreffer. Das deutsche Gesundheitswesen, welches den Menschen vom Patienten zunehmend in einen Kunden verwandelt hat, lebt (u.a.) vom flächendeckenden Einsatz der nun mal vorhandenen Medizin- und Labortechnik – gleichzeitig macht es damit alles immer teurer und irgendwann unbezahlbar. Bei der Quellensuche – die wie das Hornberger Schießen ausgehen könnte, denn man wird keinen Schuldigen finden – für den EHEC-Erreger hilft diese hochqualifizierte Technik offensichtlich aber auch nicht weiter. Vielleicht setzt sich ja auch mal die, selbst für medizinische Laien leicht nachvollziehbare Erkenntnis durch, dass man nicht vier Millionen Jahre menschliche Evolution (und damit Krankengeschichte) durch 50 Jahre Laborforschung kompensieren oder gar aushebeln kann!

 

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8. Juni 2011 19:32:10

… poschten II

Wieso bist Du Kasse?

Ich habe meine Mutter einfach selber Shopping laufen lassen

 

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Text ohne Takt

 

1. Juni 2011 18:41:07

… fremdreferenziell: Die Blaubeere

Bald ist es wieder soweit. Hartnäckige Beerenfreunde begeben sich in die waldreiche Umgebung Berlins, dem Fuchsbandwurm und der Zecke trotzend. Das bei einer solchen Pirsch auch philosophische Erkenntnisse in den Sammlerkorb purzeln, zeigt das nachfolgende Naturprodukt, welches gleichermaßen durch gemobbte Arbeitnehmer, unglücklich Verliebte, Copy and Paste-Opfer, unentdeckte Talente und politische Hinterbänkler bedenkenlos konsumiert werden kann. Nebenwirkungen sind nicht bekannt.

Was lernt der Mensch beim Blaubeerpflücken?
Zunächst einmal muss er sich bücken!
Muss wenigstens zwei Stunden suchen
für einen guten Blaubeerkuchen.

Gut sichtbar sind die kleinen, hellen,
die sollen uns den den Weg verstellen,
hin zu den dunklen, großen, schönen,
Blaubeeren, die uns dann versöhnen.

Erkenntnis Nummer Zwei kommt später:
Die Blaubeer ist nur ein Vertreter.
Ein Gleichnis für das Menschenleben
hat uns hier die Natur gegeben:

Bemerkt werden die lauten Leute.
Das Grelle drängt nach vorn – bis heute.
Versteckte Klasse kann beglücken,
nur selten – wie beim Blaubeerpflücken.

 

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Alltägliches | Freizeit

 

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