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3. Oktober 2010 21:41:06

… am Ende des Sommers

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Ein Sprungturm. Ein Schwimmbad. Die letzten Tage, bevor der Sommer vorbei ist. Der Jahrhundertsommer. Der Monstersommer. Tödlmayer, der Kollege, ist im Krankenstand. So arbeitet der Ich-Erzähler allein. Die wenigen Tage bis Saisonende sollte das gehen. Meint die Verwaltung. Und eigentlich gibt es auch nur noch einen Badegast. Das Alter Ego des Protagonisten. Verkörperung all dessen, was dieser nicht ist. Schwimmmeister. Schwimmlehrer. Wasserscheu. Sportler. Retter. Schwuler. Schüchterner. Muttersohn. „Joe“ bringt die Erinnerung an einen Vater, auch Bademeister, der sich in eine andere Frau verliebte und fort ging. Oder ertrank? Im Suff? An die Mutter, die Baumann aus der Schweiz heiratete, der seinen Sohn mit in die Ehe bringt. „Tommy, can you hear me?“ spricht praktisch nicht, aber er hat einen mächtigen, prächtigen Schwanz. Wird zum Zwillingsstiefbruder. Zur anderen Hälfte vom Ich.
Es wimmelt von Bademeistern und surrealistischem Blau. Es gibt einen verlassenen Bademantel, und den Kranich. Der letzte Badegast ist ein lyrischer Traum-Albtraum, ein fein gewebtes Wortspiel, ein Memoir und genialer Ausdruck eines Sommerendes. Der Autor, Hugo Ramnek, Jahrgang 1960, wurde 2008 für seine satirische Fabel Das Letzte von Leopold mit dem Preis des Kärtner Schriftstellerverbandes ausgezeichnet. 2009 gewann er in Salzburg den erostepost-Literaturpreis für die beste erotische Geschichte.
Der Wieser Verlag lockt mit einem fotografischen Einband, der sich elegant-dezent von der üblichen neutralen Farbgebung der immer schmuckvollen Bücher, die wir sonst aus Klagenfurt bekommen, abhebt. Locken lassen, wäre meine Empfehlung. Dieses Buch verführt in zahllose Geschichten hinein. Endlosigkeit da, wo das Ende unumstößlich fest steht und so gewiss ist, wie der letzte Badegast am Ende der Freibadsaison … des Lebens.

Hugo Ramnek, Der letzte Badegast
Roman, Wieser Verlag, Klagenfurt/Österreich, 2010

 

Kategorie:

Literatur

 

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