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9. September 2009 23:55:27

… auf der Spur: Das Ypsilanti-Gen

<p>Roland Koch im Angesicht des Ypsilanti Gens</p>

Roland Koch im Angesicht des Ypsilanti Gens

Roland Koch, CDU-Partei Vize und Ministerpräsident in Hessen, wird nicht müde, vor dem, von ihm in die politische Vererbungslehre eingebrachen, „Ypsilanti-Gen“ zu warnen. Was damit ausgedrückt werden soll, braucht nicht groß kommentiert werden (nämlich, dass die SPD im Zweifelsfall doch die Machtoption mithilfe der Partei Die Linke ergreifen würde), aber der Begriff als solcher ist interessant. Warum spricht Koch ausgerechnet von einem Gen? Er hätte es auch „Faktor“, „Charakter“ oder „Krankheit“ nennen können, er aber nennt es „Gen“. Warum?

Wenn etwas durch ein Gen bedingt ist, dann ist es tief im Menschen verwurzelt. Es ist seine Veranlagung. Nach der reinen Lehre der Genetik, kann der Mensch dann nichts dagegen tun, selbst wenn er es wollte. Determiniert und willentlich machtlos ist er seinen Erbanlagen ausgesetzt. Diese Idee führt Koch im Wort, wenn er das Ypsilanti-Gen als Indiz für die grundsätzliche Unglaubwürdigkeit aller Koalitionsabsagen zwischen SPD und der Linken aufführt, ganz egal wie unzutreffend die Grundannahme schon im Bezug auf die Genetik ist. Die SPD habe diesen Gen-Defekt, der im Ernstfall (das ist, wenn CDU und FDP gemeinsam keine Regierungskoalition stellen können), die SPD zum Paktieren mit den Linken zwinge.

Mich erinnert dieses Sprachbild an die Legende vom „Ewigen Juden“ einschließlich der bekannten antisemitischen Propaganda. Die alte Geschiche wird, auf das gesamte „Volk der Juden“  gedeutet, als grundsätzliche Verdammnis zum unsteten Leben verstanden. Die Nazi-Diktion hatte genau dasselbe zum Ziel, wie die Koch-Diktion. Es soll vermittelt werden: Die Veranlagung ist stärker als der Geist oder umgangssprachlich „der Geist war willig nur das Fleisch war schwach“. In Nazi-Deutschland sollten damit Zweifel und Vorbehalte gegen „assimilierte Juden“ geweckt werden, also solche, die patriotische Deutsche waren. Im Bundestagswahlkampf 2009 soll mit dem Verweis auf die genetische Disposition gesagt werden: Selbst wenn die Genossen es so meinen, wie sie es sagen (und daran lässt sich ernstlich kaum zweifeln), werden sie letztlich doch gegen ihren Willen handeln. Es liegt einfach in den Genen der ewigen Genossen. – Natürlich weiß ich, dass Analogschlüsse wie dieser faktisch unhaltbar und  bei den Haaren herbeigezogen sind sind, aber psychologisch wirksam sind eben doch. Das weiß auch Herr Koch.

Tatsächlich glaube ich, Roland Koch zu Gute haltend, dass er nicht wirklich berechnender Weise die Nähe zur Erblehre-verblendeten Blutdiktion herstellte. Viel wahrscheinlicher ist, dass sich in seinen Gedanken ein Zusammenhang zwischen den XY-Chromosomen und der Veranlagung zum Wortbruch gebildet hat. Auf den Chromosomen liegen doch die Gene und sieht das Y-Chromosom nicht schon aus, als wäre es ein gebrochenes X? Des Wählers Stimme manifestiert sich ja auch durch X-Kreuze auf den Wahlzetteln. Und hinterher machen einem die Genossen ein X für ein Y vor (oder wie war das nochmal?) Da, auf dem bei der Ypsilanti irgendwo versteckten Y-Chromosom, da muss es irgendwo liegen, das Ypsilanti-Gen. Wahrscheinlich hat sie mit ihrem, allgemein als typisch männlich geltenden, Willen zur Macht, sogar ein XXY-Chromosom, das sie zum Wortbrechen zwingt!? Genau wie alle diesen ewigen roten Wortbrecher.

Was immer Herrn Koch zur Rede vom Ypsilanti-Gen zwingt, das Sprachbild bleibt doch eher gezwungen als zwingend.

 

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Deutschland | Politik

 

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