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28. Dezember 2008 13:03:05

… außerhalb der Zeit: missglückte Werbung für Rolex Armbanduhren

Schaut man sich den neuen ROLEX-Kinospot an, wird man von Wehmut erfasst, Wehmut nach der guten alten Zeit, die jetzt ihrem Ende entgegengeht, nein: entgegenrast, denn hier steigt einer in sein Auto, um an der Tankstelle schnell noch was zu holen. Aber es wäre nicht Rolex, und es wäre nicht die gute alte Zeit, führe das Jüngelchen schnell vom Schlesischen zum Kottbuser Tor. Nein, fassungslos und voller Bedauern muss da ein italienischer Lebemann mit ansehen, wie dem Personal kurz vor dem Gala-Diner die Streichhölzer ausgehen und sein eigenes Feuerzeug dann auch nichts mehr hergibt. Kein Dinner aber ohne Candlelight, also springt er in den 12-Zylinder, lässt den Motor aufheulen, rast durch das nächtliche Rom auf die andere Seite der Stadt, wo die schönste Blondine südlich des Tiber … ihm einen Tropfen Benzin in sein Feuerzeug füllt.
Ahnungsvoll sinkt man in den Kinosessel, denn hier kommt noch einmal alles zusammen, was wir bald vermissen werden: der Armani-Anzug und das verständnisvolle Lächeln des Herrchens, das kraftvolle Röhren italienischer Benzinschlucker und die unbeschwerte Fahrt mit dem Wagen zur nächstliegenden Tanke, das legere Geld-aus-dem-Fenster-Werfen und jenes tiefsitzende Bedürfnis, das Wochenbudget eines zentralafrikanischen Flüchtlingslagers für eine Armbanduhr auzugeben. Und wie wir jetzt wissen, zeigt ja auch die Formel 1 mit den im Kreis herumfahrenden netten jungen Männern und ihren feist grinsenden Geldverschwendern bereits Ermüdungserscheinungen.
Zum Schluss aber, wir sind schon ganz tief im Kinosessel,  zeigt sich das wahre Herz dieser unserer Zeit, wenn der allerallerletzte Tropfen der kostbarsten Flüssigkeit der Welt, der winzigste Rest Öl dann doch noch einmal die Möglichkeit bietet, es uns zuhause ein letztes Mal gemütlich zu machen, denn wir spüren, dass es unwirtlich und kalt werden wird, dass wer jetzt kein Haus hat, sich keins mehr bauen und auch keine blödsinnig überteuerte Uhr mehr kaufen wird – fühlt sich dieser Werbespot doch an wie jener Strohhalm, der durchweicht und kaputt auf einen Schiffbrüchigen zutreibt, dem allerdings von vorneherein klar ist, dass das Scheißding sowieso nie für mehr taugte als für eine Metapher.

 

 

5 Reaktionen

  1. wolfgang hille

    menschen (sind) ausgestorben
    im april dürre worte
    wem kann ich in die augen schau n
    die leichen sind nett zueinander
    fliegen schwirren herum
    soll ich immer nur in eure
    schleimigen visagen seh n
    niemand ist böse
    nur mies

  2. joachim

    Also ich hab die Geschichte einfach nicht verstanden.
    Liegt wohl am Marzipanverzehr der letzten Tage.

  3. Pia

    Rolex waren glaube ich schon immer Symbole für ganz große Defizite bei ihren Trägern. Zumindest seit sie diese liga erreicht haben, in der sie nun schon seit ewigen Zeiten spielen. Aber so ist das wohl mit allen Luxusgütern und was anderes ist so eine Rolex ja nunmal auch einfach nicht. Der Zielgruppe ist es aber wohl völlig egal, dass solche Spots ganz einfach nur die gute alte zeit ansprechen und von sonst nichts durchscheinen lassen, das könnte ja irgendwie am Mythos Rolex rütteln. Mich würde allerdings wundern, wenn dieser noch viele Jahrzehnte unbeschadet überlebt.

  4. Patrick

    Neider wird es immer geben,
    Rolex auch.
    Wer hart arbeitet hat sie verdient,
    es macht spass darauf zu schauen.
    Wer sie sich ohne hart zu arbeiten leisten kann,
    kann sich glücklich schätzen.

    Vor 20 Jahren galt wer ein Handy hat ist ein Prolet.
    Hat einen kleinen Schwanz etc.
    Hast Du ein Handy, Pia ? Was ist Dein defizit ?
    Gönnst Du uns nicht die Rolex, bist du neidisch ?
    Magst Du keine schönen Sachen ? Magst Du nicht das Leben erleben ???

    Mein Luxusgut ist Zeit. Ich arbeite 12-16 Stunden am Tag.
    Die Zeit verrinnt auf meiner Rolex….

  5. Uhrmacherin

    Rolex hat definitiv Style

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