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Archiv der Kategorie ‘Mitte-Tiergarten-Wedding‘

18. Mai 2008 20:12:58

… reine über Kopf Vernunft: Anna und Bernhard Blume im Hamburger Bahnhof

Anna und Bernhard Blume
Abstrakte Kunst

Ach ist das schön! Vertrauen in die essentielle Wichtigkeit des Sinnlosen. Komik als Inspirationsquelle für den Intellekt. „Das interesselose Wohlgefallen am Schönen, ist lediglich eine psychogymnastische Freiübung unseres Gemüts.“ Die in einem kritischen Ton benannten Thesen von Anna und Bernhard Blume scheinen durch ihre Arbeiten gerade gegenteilig bestätigt zu werden. Es ist eine riskant akrobatische und befreiende Übung, die in akkurat mürrischer Steifheit von den dargestellten Kleinbürgern ausgeführt wird. Es sieht aus als hätte Turnvater Jahn mit El Lissitzky und Kurt Schwitters einen Plan zur Kinetisierung des frühmodernen Menschen entworfen, der nun von dem Künstlerpaar zu Fotos getanzt wird. Der eckige Proto-Mann im karrierten Jacket und die knubbelige Proto-Frau im ornamentalen Blumenkleid fallen samt mentaler Einrichtung durch die von Rollenbildern und gesellschaftlichen Normen geordnete Welt. Es ist eine deutsche Bürgerwelt in der die beiden Blume(n)-Menschen ihre duften Fragen aus der Vase auf dem Wohnzimmerbeistelltischchen heraus in den cerebralen Hohlraum versprühen. Fragen nach … … Weiterlesen

 

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24. April 2008 23:45:22

… BB5: Re-Arts aller Länder vereinigt euch im Tagesprogramm der Berlin Biennale

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Blick in den Ausstellungsraum der Neuen Nationalgalerie während der Berlin Biennale 5

Was ist eigentlich los mit den Künstler/innen, die bei den Berlin Biennale Ausstellungen gezeigt werden? Wo ist das Interesse für die Gegenwart? Fast alle schauen nach hinten in die Geschichte von Orten, lesen verdeckte Spuren und machen diese für heutige Augen wieder sichtbar. Das mag ganz interessant sein, aber wohl besonders für Leute, die die (eigene) Geschichte als etwas ganz neues begreifen, um sie dann als Geschichten zu erzählen und aufzunehmen. Geschichte wird so zu Mythen umgebaut und auf dieser Ebene ist das Material der Vergangenheit für Künstler attraktiv und zugänglich. Die offizielle Geschichtsschreibung ist eben immer ein selektiver, kulturell geprägter Akt der Interpretation und eine Konstruktion der nachkommenden Generationen. Geschichtsschreibung ist somit eine kreative Leistung, sie hat Werkcharakter und drum machen sich verstärkt immer mehr Künstler ans Werk. Die beiden Kuratoren der Biennale 5 Adam Szymczyk und Elena Filipovic setzen voll auf diese aktuelle Richtung der nach hinten gerichteten, (regressiven?) Kunst, und sparen Künstler, die aus sich heraus (progressiv?) arbeiten, ziemlich konsequent aus.

Die Folgen? Bei der Pressekonferenz zur 68-Ausstellung in der Akademie der Künste hörte ich, wie ein Journalist seine Kollegin fragte: „Und, die Biennale gut überstanden?“ Ihre Antwort: „Schnell wieder vergessen!“ Das ist merkwürdig. Die Künstler stemmen sich gegen (das eigene) Vergessen und die Journalisten vergessen sie gerade deshalb möglichst schnell. Vielleicht liegt es daran, dass … … Weiterlesen

 

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8. April 2008 23:06:21

… im Zentrum: Kateřina Šedá auf dem Außengelände der Biennale 5

Im Skulpturenpark_Zentrum

Soziale Plastik: Kateřina Šedá umbautes Areal für die „Opening Celebration“

Die Benennung des Ortes zeigt angesichts der örtlichen Realität eine höchst euphemistische Tendenz der Verantwortlichen der Berlin Biennale 5. „Skulpturenpark Berlin_Zentrum“ – das ist zwar faktisch richtig, doch gefühlsmäßig eher das genaue Gegenteil. Auf dem ehemaligen Mauerstreifen zwischen den Bezirken Kreuzberg und Mitte, befindet man sich auf der berliner Landkarte zwar im Prinzip nahe des Zentrums, doch die von der Geschichte der Stadt umgewühlten und seit der Wende reorganisierten Grundstücksparzellen liegen heute so sehr hinter und neben allem, wie kaum ein anderer Ort. Man ist allerdings im Zentrum der Deutschen Geschichte, denn diese liegt noch keine Hand breit unter der Erde. Sie lugt aus jeder Furche und bricht aus jeder Ecke. Jeder Absperrzaun bekommt auf dem ehemaligen Todesstreifen zwischen den beiden deutschen Staaten besondere Bedeutung. Tatsächlich springen die überall zur Grundstücksmarkierung aufgestellten Absperrgitter als die auffälligsten skulpturalen Elemente ins Auge, weswegen auch der Ausdruck „Skulpturenpark“ überaus geschönt ist. Relevanz bekommen die meisten von Künstlerhand geschaffenen Skulpturen dann auch fast ausschließlich durch die Historie des Ortes.

Hier vollkommen richtig positioniert findet sich die Arbeit von Kateřina Šedá, die sich auf das Thema Grenzüberwindung fokussiert. Beim Anblick ihres Heimatdorfs … … Weiterlesen

 

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20. März 2008 12:53:57

… zeitlos postmodern: Ott + Stein in der Kunstbibliothek (Kulturforum)

Ott und Stein Ausstellung Kunstbibliothek Kulturforum

Beeindruckend ist schon allein die Menge der Plakate, Buch- und Plattentitel, die in dieser Ausstellung versammelt wurden. Es sollen ca. 400 sein, eine Menge, die zeigt wie lange die beiden Grafiker, die sich seit 1998 eine Professur für Visuelle Kommunikation an der Kunsthochschule Kassel teilen, schon im Geschäft sind. Und man erkennt viele der Plakate, die den Kern ihrer Arbeit bilden, wieder. Man begegnet hier einem Teil der jüngeren Geschichte der Gestaltung des öffentlichen Raums in der Stadt. Es sind Bildmotive, die einen an die vielen Events erinnern, die man vor Jahr und Tag besucht hat, denn die Ott und Stein’schen Entwürfe sind zwar auch für sich genommen immer absolut ästhetisierte grafische Kunstwerke, doch verleugnen sie nie, dass sie zu etwas Nutze sind. Sie sollen nicht auf sich selbst, sondern (in der Regel) auf eine bestimmte Kulturveranstaltung … … Weiterlesen

 

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15. März 2008 23:52:48

… recording Asia: Gedanken zur Bilderzeugung und -aufnahme

Die Rotators von Ujino Muneteru

Bei der Eröffnungsveranstaltung zur Re-Imaging Asia Ausstellung im HKW machte Ujino Muneteru eine fröhliche Performance (Ujino and the Rotators). Er erzeugte mit speziell präparierten Turntables und Platten, auf die kleine Zylinder (Abschnitte von Bleistiften) montiert waren, herrlich analog anmutende Beats, die er genüsslich mit Obst-Shakes und viel Ironie verrührte. Sehr humorvoll, stellenweise sogar tanzbar und genau im Zenrum der romantischen Strömung zur Re-Analogisierung elektronischer Musik. Besonders lustig war die Kunstrezeption. Diese fand nämlich stark digitalisiert statt. Ich weiß nicht wie viele Video-, Handy- und Foto-Kameras auf den Performer und seine pitoresken Gerätschaften gerichtet waren, es waren jedenfalls viele. Vielleicht ist auch das mit Re-Asia gemeint, wenn nun auch in Europa ein Event besonders durch seine medialisierte Verwendbarkeit gewinnt. Man hat den Eindruck, dass sich der Eindruck eines solchen Ereignisses stärker in den Furchen von Festplatten als von Gehirnen einbrennt. Und wie im Falle meines Recordings, … … Weiterlesen

 

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15. März 2008 23:08:40

… revisionistisch: Re-Imaging Asia im Rahmen von Re-Asia im Haus der Kulturen der Welt

Histroy Of Rise And Fall von Manabu Ikeda

Ein Bild, das den Betrachter demütig werden lässt. „History of Rise and Fall“ von Manabu Ikeda

Gleich vorne weg: Die aktuelle Re-Imaging Asia Ausstellung im Haus der Kulturen ist einfach super! Was für ein Kontrast zur letzten transmediale-Ausstellung am selben Ort.

Eigentlich könnte man es dabei bewenden lassen und einfach alle hinschicken, die man kennt, doch die Ausstellung ist nicht nur sehens- sondern auch erwähnenswert. Im Foyer des Haus der Kulturen der Welt liegen unzählige Gebrauchsgegenstände aus 40 Jahren Alltagskulturgeschichte der Volksrepublik China. Zunächst denkt man, hier wurden ein paar Flohmärkte geplündert, doch es ist die ganz private Sammlung der Mutter von Künstler Song Dong. Die Mutter, von der Mangelwirtschaft geprägt, hat alles behalten, was jemals ihrs war. Jede Plastikflasche, jeder alte Wok-Kochtopf, jedes Styropor-Dämmmaterial erzählt einen Teil der Geschichte eines ganz bestimmten Lebens in China. Nach 40 Jahren angesammelter Erinnerung sieht es aus wie eine Leben im Überfluss, doch reich ist es wohl besonders an Erfahrung damit, wie man sich mit einem kommunistischen Staat arrangiert, der sich selbst mehr und mehr ohne ohne Aufgabe der maoistischen Machtstruktur mit dem Kapitalismus arrangiert hat. Song Dong machte aus diesen Erfahrungen gemeinsam mit seiner Mutter … … Weiterlesen

 

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6. März 2008 15:13:19

… voller urbaner Nomaden: Bogomir Eckers Prognose für das Jahr 2352

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Neben der großen und sehr gut besuchten Heinrich Zille-Ausstellung „Kinder der Straße“ finden zur Zeit auch wenige Besucher des Hauses den Weg hinter das Café zu einer kleinen Ausstellung von Bogomir Ecker (Link zur sehr schönen Homepage). Unter dem Namen „en face (5)“ ist hier eine künstlerisch aufgearbeitete Prognose für die Zukunft ins Jahr 2352 zu sehen. Mit ein paar wenigen Worten („Kakalaken“, „geheime Kontakte“, „urbane Nomaden“) legt er dem Betrachter einen düster ironischen Interpretationskontext nahe. Ecker arbeitet gerne mit menschlichen „Prothesen“, die unsere Sinne exkorporal erweitern. Das sind also Kameras, Mikrofone, allerlei Rekorder und sonstige Gerätschaften, die er als schnell verfallende Relikte unserer Zeit abgießt und oft in größere Installationen integriert. Besonders interessant ist der in der Ausstellung laufende Film, in dem Bogomir Ecker beim Arbeiten portraitiert und interviewt wird. Hier kann man gut nachvollziehen was ihn bewegt und ihn zu seiner Arbeit antreibt.

Noch bis 25.5.2008 in der Akademie der Künste am Pariser Platz.

 

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4. März 2008 21:05:29

… Gesellschaft im Matsch: Theseus in der Komischen Oper Berlin

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Theseus ist die zweite Barockoper von Georg Friedrich Händel im laufenden Programm der Komischen Oper Berlin. Wie bei Oreste folgt die Geschichte im Prinzip der griechischen Vorlage, wobei man bei diesem Werk wirklich manchmal das Gefühl hat, dass halt irgendeine intrigante Geschichte vertont wurde, damit es einen Grund gibt, in den höchsten Tönen zu singen. Da die typischen Da Capo Arien eigentlich nur ausgedehnte musikalische Zustandsbeschreibungen auf der immer wieder gleichen Textzeile sind, wird die Geschichte fast ausschließlich in den kurzen Übergängen zwischen den Arien vorangebracht. Genau in diesem Hin und Her von völligem Stillstand und ruckartigem Voranschreiten, liegt die Schwierigkeit beim Inszenieren einer solchen Oper. Bei Oreste gelang das hervorragend, indem das Schauspiel ganz kontinuierlich fast unabhängig vom Rhythmus der Arien und Rezitative entwickelt wurde, die Aufführung von Theseus räumt den Arien hingegen ruhende Plateaus ein, was musikalisch sicher ein Gewinn, in der Spannungskurve des Schauspiels dagegen eine Belastung ist, denn dieses Werk ist groß und lange dreieinhalb Stunden lang. Es wird getragen von den ausnahmslos hervorragenden Sänger-/innen, wobei sicher Stella Doufexis als Medea der stimmliche Star der Aufführung ist.

Das verdrehte Libretto sei als Einstieg möglichst kurz skizziert: Theseus der ziemlich abgerockte Titelheld kämpft in der Ferne während zuhause … … Weiterlesen

 

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4. März 2008 12:03:57

… inspirierend: Die Basis des Kochens

 Buchtitel von die Basis Homerus Verlag Kochbuch

Es gibt solche und solche Kochbücher. Welche die mit erdig rustikalen Fotos daherkommen, auf denen alles nach warmem Sommerabend in der Toscana aussieht und meist im Olivenöl schwimmt und welche, bei denen die Fotos in abstrakter Schönheit bis Kühnheit erscheinnen, die Rezepte aber meist so kompliziert sind, bzw. die Zutaten absolut unauftreiblich, dass man über den Anschauungsunterricht nie hinauskommt. Natürlich gibt es auch noch allerlei andere Kochbücher: Die ohne Bilder, die mit Fehlern in den Rezepten, die von Mama, die von Jamie Oliver, bei denen man immer das Gefühl hat, dass man erst selber Kinder zeugen muss, und die für die leichte Küche, doch die alle sollten so wie so niemanden interessieren. Denn vor ein paar Tagen habe ich noch zwei ganz andere gefunden. Zwei kleine, in schwarzes Leinen gebundene Bücher mit glänzendem Goldschnitt und goldener Prägeaufschrift. Das eine „Die Basis“, das andere „Das Produkt“. Völlig klar, warum diese beiden Bücher so aussehen: Sie wollen die Bibeln unter den Kochbüchern sein – quasi Altes und Neues Testatment … … Weiterlesen

 

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4. März 2008 11:16:37

… skizzenhaft: 5 Minutes later im KW

5 Minutes Later

Ein Bett von Hans-Peter Feldmann mit dem Titel „…5 minutes later“ (Mixed Media)

Ja es gibt Ausstellungen, die muss man nicht gesehen haben. Eine von der Sorte ist „5 Minutes later“ im KW (Institute for Contemporary Art) in der Auguststraße. Nach der wirklich sehr guten Ausstellung zum Thema Reenactment macht das Haus wohl gerade eine kreative Pause – leider länger als fünf Minuten. Bis auf ein paar Ausnahmen sind alle Arbeiten in der sehr dünnen Ausstellung, Ideenwerke, bei denen es absolut ausreichend ist, wenn man davon erzählt bekommt oder kurz etwas darüber liest. Hingehen zum Gucken kann man sich sparen. Da steht z.B. ein IKEA-Bett mit IKEA-Bettwäsche, das fünf Minuten lang unheimlich künstlerisch belegt wurde und das zerknitterte Ergebnis ist nun namensgebender Teil der Ausstellung. Auf diesem Niveau ist fast alles in den schönen weißen Räumen. Nette Ideen – unnötige Umsetzungen.

Noch bis 09. März 2008

 

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