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Archiv der Kategorie ‘Installation‘

2. Mai 2017 14:09:05

… epistemologische Verzückung!

Die Kuratorin der Ausstellung „Retreat into Darkness“ von Ivana Franke in der Schering Stiftung, Elena Agudio,  unternahm den Versuch, uns dorthin mitzunehmen, wo das Kunstwerk über sich hinausweist, setzte ihr Baby in den Kinderwagen und ging ins philosophische Dickicht. Dort stieg sie kühn voran und stieß uns mit der Nase auf den Begriff  der „epistemological rupture“ – oder war´s doch „rapture“, akustisch war das nicht zu unterscheiden. Eine Fragestellung, die sich so sollte man meinen, in der mutigen Konfrontation mit dem Kunstwerk lösen lassen sollte. Wir betreten einen dunklen Raum, aus dem sich nach ein paar Minuten visueller Adaption Lichtpunkte herausschälen, deren Anordnung sich vor unseren neugierigen Augen je nach Perspektive verändert. Lichtbögen aus einzelnen Punkten, Formen, die sich verändern, entziehen, näher kommen. Und Frankes Installation ist tatsächlich scharfsinnig und treffend, wie sie die Verlässlichkeit unseres sonst so zuverlässigen Sehsinns in Frage stellt. „Zauberhaft“, sagt Dr. H, will´s dann aber genau wissen und sucht nach den Lichtquellen. Die sehr zuvorkommenden Mitarbeiterinnen müssen uns und alle anderen davon abhalten, in das Kunstwerk zu tapsen, es wird eng, ein falscher Fehler und die Sache geriete bedenklich ins Wanken. Der Herr neben mir adaptiert schlecht und schnauft. Aber zurück zur erkenntnistheoretischen Entscheidung, rupture oder rapture?  Sollten wir wirklich einen epistemologischen Bruch vor Augen haben, eine philosophische Revolution also von unberechenbarer Tragweite, nicht nur einen Bruch im Erkennen sondern gleich auch noch in der Theorie des Erkennens, sollten diese hübschen Lichtbögen dazu in der Lage sein? Nein, das können sie nicht können, das müssen sie auch nicht wollen, das sollten sie auch nicht dürfen. Es muss sich also doch um epistemologische Begeisterung, einen erkenntnistheoretischen Rausch gar, wenn nicht sogar um Verzückung handeln, was wir hier erleben und vor Augen haben. Rapture also, klar. Fand das Baby der Kuratorin auch. Zauberhaft.

Schering Stiftung. IVANA FRANKE / Retreat into Darkness. Towards a Phenomenology of the Unknown (bis 16. Juli 2017). www.scheringstiftung.de

 

 

21. Juni 2016 15:56:08

… überspitzt: Not und Spiele – Flüchtlinge fressen

Das Zentrum für Politische Schönheit inszeniert gesellschaftliche Skandale als herausfordernde Show-Events, die bewusst polarisierend und umstritten sind. Wie immer man das moralisch finden mag, die Aktionen bringen auf jeden Fall brennende Themen in den Diskurs. Als neuestes „Projekt“ haben sie sich einen Missstand vorgenommen, bei dem Recht nicht im Sinne der Gleichheit aller Menschen gilt, sondern explizit zur Unterscheidung von Menschen in welche mit und andere ohne Rechte. Es geht darum, warum es Menschen, die laut Flüchtlingskonvention eindeutig als Kriegsflüchtlinge bei uns und in allen anderen EU Ländern Asyl bekommen müssen, nicht direkt nach Deutschland (oder in ein anderes EU-Land) eingeflogen werden können. Warum können solche Flüchtlinge nicht einfach in der Izmir einen regulären Flug nach Stuttgart buchen und herfliegen – zu ganz normalen Preisen, ohne Schlepper bezahlen zu müssen, und ohne ihr Leben auf einer ungewissen Flucht erneut zu riskieren?

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Analogie zum politischen Handeln

Bei der Aktion „Flüchtlinge fressen – Not und Spiele“ wird daraus eine Art Mitmach-Reality-Container-Show, bei der die vermeintlichen Protagonisten wie Stars aufgebaut werden, in deren Leben man als Mitspielende hineinschlüpfen kann. Auf allen Ebenen können Menschen Teil der Aktion werden:
Ganz oben als Imperator – „Jetzt können Sie Thomas de Maizière sein“ – so werden Unterstützende angeworben, die in seine Rolle schlüpfen sollen, um 100 Flüchtende auszuwählen, die eingeflogen werden könnten. Die Anzahl begründet sich darin, dass der Innenminister im April dieses Jahres Deutschland nicht in der Lage sah, mehr als 100 Menschen pro Monat aufzunehmen.
Ganz unten als Schlachtvieh – „Wir suchen Flüchtlinge, die […] bereit sind, sich öffentlich fressen zu lassen“ – so werden Menschen mit „Flüchtlingshintergrund“ gesucht, die „ihr Leben für eine größere Sache opfern“. In Berlin ist zu diesem Zweck eine Arena aufgebaut, in der vier libysche Tiger darauf warten mit Menschenfleisch gefüttert zu werden. Die Tiere sollen „Gastgeschenke des großmütigen türkischen Sultans“ sein, die dieser „zur Feier des EU-Türkei-Deals“ nach Berlin bringen ließ.

Der Bundespräsident Joachim Gauck wird als der mögliche Retter aufgebaut, der Messias-gleich gemeinsam mit dem Papst die unmenschliche Abweisepraxis mit einer einzigen Rede am 24. Juni 2016 (siehe Tagesordnung der 180. Sitzung des Deutschen Bundestages – letzter Punkt) beenden könnte. „Wird er die Flüchtlinge vor den Tigern retten?“ Für das erwartete Ausbleiben der Rettungstat, ist nun alles hergerichtet. Das Blut wird fließen.

Der Aufbau von „Not und Spiele“ ist als Analogie zum politischen Handeln gedacht, das von den Medien geradezu lüstern begleitet wird, doch die Vergleiche hinken gewaltig. Natürlich ist der EU-Türkei-Deal ein Skandal, denn spätestens die praktische Realität der Verfahren zeigt deutlich auf, dass der Deal kein Pakt für Menschenrechte ist, sondern ein Pakt zur Entrechtung von Menschen. Das Ziel der Politiker*innen, die diesen Deal ausgehandelt haben, ist es, Menschen aus der EU rauszuhalten und diese aktive Ausgrenzung den Bürger*innen im eigenen Land als Erfolg „gegen den Flüchtlingsstrom“ zu verkaufen. Besonders die konservativen Parteien (in Deutschland) haben fürchterliche Angst, dass „das Volk“ (tatsächlich ist es nur eine Minderheit von nationalistisch eingestellten Dummköpfen) sich gegen die Regierung erheben würde. Der Deal ist ein Versuch, dem dunkel-deutschen „Merkel muss weg“-Geschrei ein „wir haben verstanden“-Slogan entgegenzustellen und das ist zweifellos ein zutiefst unmenschlicher – vielleicht sogar unpolitischer – Schachzug, der sicher nicht zum Gewinn der Partie führt. Ja, auch durch den EU-Türkei-Deal wurde alles so hergerichtet, dass jetzt wieder das Blut fließen wird.

Eventisierung menschenverachtender Politik

Dennoch: Bedarf es wirklich dieser Inszenierung um das Thema „medial heiß“ zu machen? Werden mit der Überhöhung der Politik in die Sphäre des reinen Show-Biz nicht Rollen-Stereotypen weiter zementiert und wird durch den offensichtlichen Zynismus der Aktion der politisch überformte Zynismus nicht eher verdeckt als entblößt? Die Aktion ist in ihrer krassen Erscheinungsform so widerlich und abstoßend, dass viele Menschen sich eher vor dem Politischen weiter abwenden, statt sich mit der Thematik zu befassen. Niemand will, dass Tiger eingesperrt sind. Keine*r will einzelne Menschen auf einer Kandidatenliste bevorzugen und andere abweisen. Wer will dabei zusehen, wie sich Menschen opfern und gefressen werden? Theaterpublikum vielleicht?
Ich denke, die Aktion soll den Menschen zeigen, dass Politik und Medien symbolischen Aktivismus vortäuschen, doch ich werde ich das Gefühl nicht los, dass die Aktion selbst eine Vortäuschung von politischem Aktivismus ist. Die Realpolitik bleibt „leider“ nicht im Symbolischen, die Aktion aber ganz bestimmt.

Die rechtliche Grundlage ist Unrecht

Ich habe den Eindruck, auch die Macher*innen des Polit-Event-Designs sind von ihrer Inszenierung selbst nicht ganz überzeugt, denn sie ziehen in ihre Aktion dann doch noch eine Ebene ein, die ganz ohne Überhöhung auskommt und genau hier treffen sie auch das Niveau der sachlichen Auseinandersetzung: Die rechtliche Grundlage, die verhindert, dass Flüchtlinge mit einem normalen Linienflug nach Europa kommen können, ist der eigentliche Skandal aber der Zusammenhang mit dem EU-Türkei-Deal ist leider sehr konstruiert.

Paragraph-63-Auszug

Der Passus im deutschen „Aufenthaltsgesetz“ §63 ist die Umsetzung einer EU-Richtlinie, die Europa-weit die Flüchtlingsentrechtung in geltendes Recht verwandelt. Die Staaten verschieben mit dieser Richtlinie (2001/51/EU) die Verantwortung von den Regierungen auf die Fluggesellschaften. Faktisch wird die Einzelfallprüfung, ob es sich bei den Einreisenden um geschützte Flüchtlinge handelt oder eventuell doch um Menschen, die versuchen illegal einzureisen, auf die Fluggesellschaft abgewälzt. Wenn eine Fluggesellschaft eine Person nach Europa bringt, bei der sich später herausstellt, dass sie keinen Anspruch auf Asyl hatte (durch Ablehnung des Antrags), muss sie „die entstandenen Kosten tragen“. Die Fluggesellschaft muss für alles aufkommen – Unterkunft, Verwaltung, Gerichts und Reisekosten.
Mit der dargestellten Regelung im deutschen Aufenthaltsgesetz werden die Fluggesellschaften zusätzlich bestraft, in dem es ein „Zwangsgeld für die Beförderungsunternehmen“ vorsieht. Durchschnittlich ca. 2000 Euro müssen diese bezahlen, wenn der Asylantrag einer zuvor transportieren Person abgelehnt wird. In der Folge nehmen alle Fluggesellschaften keine Flüchtlinge mit an Board. Der Berliner Ratschlag für Demokratie hat zur Aufklärung über das Thema „Flugverbot für Flüchtlinge“ von studio adhoc ein Video produzieren lassen.

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Protest könnte auch Lösungen aufzeigen

Will die EU ein Verbund von Gesellschaften sein, die sich auf die ratifizierten Werte der Menschlichkeit gründet, die z.B. in der Flüchtlingskonvention festgehalten sind, dann muss die EU-Richtlinie überarbeitet werden. Wir alle brauchen eine praktische Regelung, damit Menschen sicher und direkt aus den Krisengebieten, oder aus unmittelbar angrenzenden Regionen, ausgeflogen werden können. Die Einreiseländer müssen in Eilverfahren vor dem Transport und Vorort die Beförderung der Menschen als Flüchtlingsbeförderung einstufen, so dass nicht länger den Fluggesellschaften das finanzielle Risiko aufgebürdet wird. Es geht tatsächlich nur um einen Stempel im Pass, der den Flüchtenden den Weg eröffnen würde.
Die Kosten, die Flüchtende derzeit aufbringen müssen und das Risiko, dem sie sich aussetzen müssen, um sich in Sicherheit zu bringen, stehen in keinem Verhältnis zu den Kosten, die eine menschenwürdige Lösung verursachen würde. Außerdem kann mit einer Neuregelung dem illegalen Geschäft der Schlepperorganisationen endlich nachhaltig etwas entgegengesetzt werden. Dem Geschäftsmodell wäre der Boden entzogen und den Menschen auf der Flucht blieben viele zusätzliche Traumata und Verluste erspart.

Zugegeben: Dieser eher juristisch begründete Protest macht lange nicht so viel Wirbel, wie vier Tiger in einem Käfig in Berlin Mitte, denen Flüchtlinge zum Fraß vorgeworfen werden sollen. Allerdings bezweifle ich stark, dass der Wind, der hier gesät wird, eine tragfähige Lösung zum Fliegen bringt. Ich hoffe nur es verunsachlicht den Diskurs nicht noch unnötig, indem es den Bundespräsidenten in eine Lage zu bringen versucht, die diesem nicht zusteht. Die Politik braucht keinen Erlöser im Gauckschen Format, sondern die existierende Mehrheit in der Gesellschaft, die menschliche und faire Verfahren wünscht, muss erfahren mit welchen Tricks bei uns Recht verbogen wird, um Flüchtende zu entrechten.

Termine

6.6.-28.6.2016, täglich. Die Arena ist jeweils von 10h – 22h geöffnet und es gibt ein umfassendes Programm.
Es gibt mehrere Web-Cams über YouTube.
18.45 Uhr: Not und Spiele – Die Show (Arena)
19.30 Uhr: Zentrums-Salon: Intellektuelle, Politiker, Künstler und Journalisten im Gespräch zur Aktion (Garten Maxim Gorki Theater). Mehr auf www.gorki.de

 

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15. Februar 2014 15:34:47

… zerschnitten: ACORN – A Tribute To Yoko Ono mit Performance von Lars Eidinger

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In der Ausstellung und Kunstaktion „ACORN – A Tribute to Yoko Ono“, die gestern Abend vom Projektraum Espace Surpus in der Wallstraße 85 veranstaltet wurde, versammelten sich einige Berliner Künstler/innen, um der großen Dame der Performancekunst eine Hommage zu bereiten. Denn es hat sich rumgesprochen, dass Yoko Ono eine der einflussreichsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts ist. Viele Künstler/innen fühlen sich inspiriert von ihren oft aus Handlungsanweisungen bestehenden Werken, die die Chance eröffnen, die Welt anders zu erfahren, wenn man tut, wie Yoko es vorschlägt. Es sind Arbeiten mit einer gewissen Nähe zur heutigen Kunsttherapie, die Techniken der paradoxen Intervention und des Reframings einsetzt. Nicht zufällig befruchtet Yoko Onos Denken auch besonders solche Künstler/innen, die das Gefühl haben, die Welt verbessern zu müssen/können. „Zieh deine Hose aus bevor du tanzt“ rät Yoko, Peaches macht es nebst Slow Motion-Video-Dokumentation und das Publikum schaut sich das Filmchen dann an. Wenn es Menschen hilft, mehr sie selbst zu werden, ist das wunderbar – ob das Video spannend ist, ist eine andere Frage.

Schiebt sich hingegen kein weiterer künstlerischer Wille zwischen Yoko Onos Idee und die performative Umsetzung, dann ist plötzlich spürbar, warum Yoko Onos Werk so großer Stellenwert in der Kunstgeschichte zugeschrieben wird. Lars Eidinger, Schauspieler-Star der Schaubühne, bringt Yoko Onos Performance-Klassiker „Cut Piece“ (von 1965) in den Raum – genau so wie sie es selbst einst getan hat. Die Handlungsanweisung ist: „Jede/r im Publikum darf, mit der zur Verfügung gestellten Schere, ein Stück aus der Kleidung des Künstlers schneiden. Immer eine/r nach der/dem anderen.“
Sofort geht der gierige Run los, alle wollen schnell ein Stück an sich reißen, wollen Teil der Kunst werden, wollen den Spirit spüren und vergrößern, wollen etwas haben vom Star. Zunächst ist es ein Spiel mit der Idee des Talisman oder des Fetisch – so wie früher die Menschen eine Locke ihre-r/s geliebten Partner-s/in mitnahmen, wenn sie sich für länger trennen mussten. Vielleicht fragt man sich im Inneren, warum mach ich da eigentlich mit, welcher Trieb bringt mich dazu, einen Fetisch besitzen zu wollen?
Und schnell verändert sich die Situation: Je mehr die Kleidung des Performers zerfleddert wird, je mehr die Nacktheit des entblößten Menschen hervor tritt, desto mehr Voyeurismus macht sich breit, mehr Fotos und Videos werden gemacht und man hört das Getuschel: „Sieht man schon seinen Bauchnabel?“ „Der hat ja auch ein bisschen Wampe.“ „Wer traut sich die Hose aufzuschneiden?“ „Warum machen eigentlich nur Frauen mit?“ „Mal sehen wie weit es geht?“.
Zwischendurch beschleunigt sich die Performance, große Stücke werden eingepackt, und dann, als es an die Unterwäsche geht, wird es plötzlich ganz leise im Raum, die Handlungen kommen allmählich zum Erliegen und im Gegenzug werden die Gedanken angetrieben: „Was haben wir da nur getan?“ „Wir haben diesen Menschen aus unserer Gemeinschaft vertrieben und ihn geschändet.“ „Warum machen wir eigentlich, wie uns gesagt wurde?“ „Warum hilft ihm denn niemand?“
Erleichterung macht sich breit, als Lars Eidinger erkennt, dass wohl nichts weiter passieren wird, und er beschließt die Performance zu beenden. Applaus. „Wen beklatschen wir da eigentlich?“ „Uns in unserer Durchtriebenheit?“ „Lars Eidinger für seinen Mut?“

Der Applaus gilt Yoko Ono, dafür, dass sie uns mal wieder die Augen geöffnet hat – ganz ohne irgendetwas zu erklären und ohne Didaktik – im emotionalen Erleben, das den Geist befeuert.

Die übrigen Arbeiten und Performances, bei denen sich die Künstler/innen auf Yoko Onos Einfluss berufen, lass ich nach dieser Erfahrung lieber unerwähnt.

 

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8. Februar 2014 20:48:53

… räumlich: Film als Installation im Berlinale Programm Forum expanded in St. Agnes

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Welch ein herausragender Kontrast! Die Hardware: Ein mächtiges sakrales Gebäude, vollkommen nüchtern und leer, blockiger, rechtwinkliger Beton, geplant am Reißbrett in vor-digitaler Zeit. Darin die Software: Ein auf ein Halbrund projizierter 3D-Film, aufgenommen in einem vollgestopften Requisitenlager, halbtransparent gerendert auf der Grundlage von Milliarden einzelner Scan-Punkte, über die Tausende von mehr oder weniger antike und figurale Artefakte ersichtlich werden. In der Installation „AFTERIMAGE trifft die analoge Ego-Shooter-Architektur der ehemaligen St. Agnes Kirche auf digitalisierte Raum-Haptik von Clemens von Wedemeyer und beides verstärkt sich gegenseitig zu einem phantastischen Erlebnis.

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Derart aufgeladen kann man die üblichen Endlos-Film-Installationen und langweiligen Sound-Installationen ringsherum ertragen.

Berlinale Forum Expanded Ausstellung in St. Agnes, Alexandrinenstraße 118-121, 10969 Berlin
Täglich, 6.2. bis 17.2., 11:00 – 19:00

 

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24. Januar 2014 18:22:57

… an der Schwelle zwischen Kunst und Wissenschaft: Pinar Yoldas in der Schering Stiftung

Pinar Yoldas An Ecosystem of Excess

Überall auf unserem Planeten findet sich Plastik. Alle wissen inzwischen von den großen Plastikmüllstrudeln in den Ozeanen, viele davon, dass man selbst in den entlegensten Winkeln der vereisten Hochgebirge Plastikteilchen findet, und manche, dass sogar in jeder menschlichen Zelle Plastiksubstanzen (chemisch erzeugte Polymere) nachweißlich sind. Plastik ist überall, um uns herum, in uns und in allen anderen Wesen dieser Welt. Archäologen werden in 10.000 Jahren das 20. Jahrhundert an einer dicken Plastiksedimentschicht erkennen und diese als Zeitmarker verwenden.

Kunststoffe üben also Evolutionsdruck (Selektionsdruck) auf alle Organismen auf der Erde aus. Mit anderen Worten: Diejenigen Lebensformen, denen es gelingen wird, die Plastikmoleküle zu ihrem Vorteil in ihre Organismen einzubauen, werden sich gegenüber anderen Spezies, die unter dem Plastik leiden, durchsetzen. Schon jetzt wird der Plastikmüll, egal wo er auftritt, von Bakterien besiedelt, die Kolonien und Biofilme darauf bilden. Manche Bakterien haben durch Mutationen auch Fähigkeiten erlangt, Polymere zu zersetzen und umzuwandeln.

Pinar Yoldas Kunst baut positivistisch auf der These auf, dass wir schon bald eine völlig veränderte Fauna auf unserem Planeten haben werden. Neuartige Organkonzepte werden als „Ecosystem of Excess“ auftreten: z.B. zur Verdauung von Plastik (=Plastivoren), zur Wahrnehmung von Plastik (=Plastosensorik) oder zur Reinigung des Plastiks von Schadstoffen (=Petronephros). Tiere werden Plastik „kreativ“ nutzen, vielleicht zur neuartigen Pigmentierung und Färbung des Gefieders oder zum Aufbau von elastischen Exoskeletten. Die in der Schering Stiftung ausgestellten Objekte bilden diese zukünftige Lebenswelt ab, wobei die Werke fast als logische Konsequenzen und nicht als Visionen erscheinen. Soll man davor erschrecken oder sich doch davon beruhigen lassen?

Am nachdenklichsten stimmte mich die quirlige „Plastiksuppe“. In einem Gefäß blubbert, als neuzeitliche Ursuppe, ein Gebräu vor sich hin, das genau in dieser Zusammensetzung als Nebenprodukt (= Abfall) eines ganz normalen Frühstücks entsteht: Der Rest eines Joghurtbechers, der Abrieb eines Schneidbretts, ein Teil einer Zeitungsverpackung, eine Borste einer Zahnbürste usw. – mit all diesem Zeug häufen wir täglich den Nährboden an, für Lebensformen, die uns verdrängen werden.

Pinar Yoldas: An Ecosystem of Excess, noch bis bis 4. Mai 2014
Schering Stiftung, Unter den Linden 32-34, 10117 Berlin, täglich (außer Di und So) 12–19 Uhr. Geöffnet am Sonntag, 4. Mai 2014! Eintritt frei
Eine Ausstellung in Kooperation mit der transmediale 2014 afterglow

 

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28. Februar 2013 14:02:27

… unerhört: unmenschliche Musik im HKW

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Kann es überhaupt Musik geben, die nicht menschlich ist? Nach landläufiger Meinung ist Musik das kulturell geprägte, menschliche Spiel mit Tönen, Klängen, Rhythmen, Harmonien und Melodien. Wenn dagegen in der Natur Schwingungen auftreten, die zueinander Intervalle, Interfrenzen oder sonstige Strukturen aufweisen, halten wir es für interessante Geräusche. Wir weigern uns, den Gesang einer Amsel als Musik zu begreifen, denn logischer Weise müssten wir dann auch Amseln als Musiker ansehen. Anders, wenn ein Musiker, den Gesang einer Amsel sampelt, mit einigen physikalischen Parametern (rück)koppelt und im Kontext einer Ausstellung oder eines Konzerts abspielt. Hier lassen wir die Technik oder Technologie die menschliche Rolle des Musikers oder Komponisten spielen, da wir grundsätzlich alle technischen Phänomene der kulturellen Sphäre zurechnen. Kommt Geräusch und Technologie im Spiel zusammen, sind wir geneigt, es Musik zu nennen: Kunst-Musik oder zumindest Kultur-Musik.

Das Festival „Unmenschliche Musik – Kompositionen von Maschinen, Tieren und Zufällen“ balancierte genau auf den Grenzen zwischen Technologie, Natur und Kultur und stellt sich in der Form zwischen Ausstellung und Konzert dar. Es bieten sich Begriffspaare wie „performative Installation“ oder „interaktiver Klangraum“ an, um zu beschreiben, was da im Haus der Kulturen der Welt vor sich ging. Klänge auf der Suche nach den Anfängen und Enden der Musik.

Ich habe die Eröffnungsveranstaltung besucht und das Konzert von und mit Nobukazu Tekemura und dabei höchst unterschiedliche Eindrücke gewonnen. Zur Eröffnung ließ …
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30. Januar 2013 14:38:24

… retrograd: transmediale BWPWAP

transmediale2013_bwpwap_abstimmung
Mit gelben Karten gegen Pluto abstimmen.

Das Akronym BWPWAP (back when pluto was a planet) bezeichnet die Kurzform des diesjährigen, kuratorischen Konzeptes der transmediale 2013. Das Kürzel bildete sich in der Web-Sprache und bezieht sich auf den Statusverlust des Ex-Planeten Pluto, der 2006 demokratisch von offizieller Stelle, der Internationalen Astronomischen Union, zum Zwergplaneten herabgestuft wurde. Eine solche Rekategorisierung geschah übrigens schon öfters in der Geschichte der Astronomie und immer begründet durch neue Erkenntnisse, die alte Annahmen ablösten: Bis ins Jahr 1846 wurden insgesamt 13 Objekte als Planeten bezeichnet. Weil dann aber ab 1847 laufend neue Objekte zwischen Mars und Jupiter entdeckt wurden, führten Astronomen 1851 eine neue Kategorie ein: Die der Asteroiden (Planetoiden). Die Zahl der großen Planeten belief sich danach somit wieder auf acht. Plutos Schicksal ist also kein Einzelfall, was aber neu war 2006 ist, dass es das Internet gab. Global vernetzt und mit sentimentalem Hang erhob sich eine Welle des Mitgefühls für den kleinen verstoßenen Pluto, der in der solaren Großfamilie entrechtet wurde – wo der arme doch eh schon so weit weg von allen ist. Schnief.
Allerdings wurde ihm eine Ersatzfamilie angeboten, deren Chef er nun ist. Zusammengefasst wurden die „Plutoiden“ als Gruppe von trans-neptunischen Zwergplaneten, die jenseits von Neptun, dem
letzten Riesen im Sonnensystem, auf vereierten Bahnen umherschwirren.

Nun warum taugt diese Geschichte als Background für die transmediale 2013? Weil es im Kern um die Änderung der Perspektive geht, von der aus man etwas betrachtet und kategorisiert. Außerdem ist die Gesellschaft darauf angewiesen, sich den wertenden Blick von Experten ausrichten zu lassen, die den nicht-Experten sagen, wie ein Objekt oder ein Konzept einzuordnen und zu begreifen ist. In der Welt der Kunst leicht nachzuvollziehen durch die beliebte Frage „Ist das Kunst oder kann das weg?“, die nur von Sachverständigen, oder besser noch vom Erzeuger/Künstler selbst, zweifelsfrei geklärt werden kann. Und wo ein Experte eine Meinung vertritt, findet sich garantiert ein anderer Experte, der das genaue Gegenteil vertritt. In der Kunst wie in der Wissenschaft ist das der Normalfall, und in beiden Welten entscheidet mittelfristig die Zeit darüber, wer Recht hat. Landet ein umstrittenes Kunstwerk im Museum, weil es z.B. einen nachhaltigen Einfluss auf andere Künstler hatte, und bestätigt sich eine wissenschaftliche These durch die Forschungen nachfolgender Experimente? Beides kann der Fall sein und beides kann später widerlegt werden. In vielen Museen wird irgendwann aussortiert und weggeworfen, weil die zeitgenössische Kultur nichts mehr mit dem vormals gesammelten anfangen kann, und viele als gefestigt geltende wissenschaftliche Thesen wurden nach Jahrzehnten falsifiziert.

Dies alles wäre eine wunderbare kulturwissenschaftliche Basis, um darüber eine fantastische Ausstellung zu organisieren, doch leider erfüllt die transmediale 2013 BWPWAP diese Erwartung in keinster Weise. Es werden keine Perspektivwechsel erlebbar, keine Neuordnungen vorgenommen und keine inhaltlichen Diskussionen geführt, sondern es wird eine sentimentale und belanglose Sammlung von Retro-Kunst gezeigt. Kopierer, Kassettenrecorder und Fax-Geräte dürfen noch mal reüssieren, wobei man sagen muss, dass die Projekte in Form und Inhalt lange nicht an diejenigen herankommen, die zu Zeiten gemacht wurden, als die Apparate erfunden wurden und neue Möglichkeiten boten. Es scheint, dass der Blick nach vorn in einer zunehmend komplexen Welt immer weniger attraktiv ist und Künstler statt dessen lieber zurück zum analogen Low-Tech flüchten. Es ist eine mitfühlende Hinwendung zum alten Gerümpel, das nutzlos geworden scheint, aber im Blick der Künstler doch noch zu so vielem taugt. Natürlich ist auch das in gewisser Weise ein Perspektivwechsel, doch erfolgt dies spürbar im Gefühl, selbst in der rasenden technologischen Entwicklung der Welt zu unwichtigem Staub zermahlen zu werden. Genau wie das weltweit geäußerte Mitgefühl für den herabgestuften Pluto, entsteht beim Besuch der Ausstellung eher Mitleid für die Künstler, die sich quasi selber degradieren. Das Abwenden vom Neuen, könnte man allenfalls als anti-konsumistische Haltung verstehen, um aus dem Vorhandenen im Sinne der Ressourcenschonung zu schöpfen, doch auch davon ist nicht zu sehen.

In der Eröffnungsveranstaltung hingegen wurde von den Vortragenden ein ganz wunderbarer Moment der kulturellen Umdeutung inszeniert. Das Für und Wider der neuen oder alten Plutobetrachtung wurde exemplarisch durchexerziert und am Schluss durfte das Auditorium über den stellaren Status Plutos abstimmen (quasi in einer Art Reenactment zur IAU-Abstimmung von 2006): Die vorbereitete Resulotion zielte auf die Wiederherstellung des Planetenstauts für Pluto und der künstlerische Leiter der transmediale Kristoffer Gansing schien sich siegessicher. Doch es kam anders: Mit klarer Mehrheit wurde die Resolution abgelehnt. Das Publikum will nicht zurück, es will voran!

Bisher war ich manchmal der Meinung, der kuratorische Überbau zu transmedialischen Unternehmungen irrlichtere im Abwegigen, wobei sich die Kunst davon nicht all zu sehr verleiten ließ. Diesmal scheint es anders herum: Die Konzeption eröffnet einen höchst interessanten Raum, den die Kunst nicht zu bespielen vermag.

Website der transmediale 2013 BWPWAP

 

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19. November 2012 14:26:41

… drei in eins: Stefanidad, Stefanie Giersdorf, Steff Hengge – offenes Atelier am Wochenende

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Erst- und letztmals öffnet die Künstlerin ihre weitläufige Kreuzberger Atelierwohnung und zeigt sämtliche Werkzyklen der letzten 10 Jahre in einer Ausstellung. Mitten im Gentrifizierungsprozess setzt Steff Hengge der monetär geleiteten Verdrängung, von der sie selbst betroffen ist, eine poetisch künstlerische Geste der Einladung entgegen. Im Spannungsfeld zwischen Marktdruck (Gewinnmaximierung) und Freigeist (Fülle aus Kreativität) notiert sie Gedanken, Bleiernes und leichte Skizzen, was in einem in Sanierung begriffenen Objekt besondere empathische Momente ermöglicht.
„Nichts steht geschrieben“ spielt und dokumentiert mit Bildern und Vorstellungen von (Im)Mobilität, Ewigkeit, Verstetigung, Verfall und dem Glauben an Erneuerung. Die Ausstellung schält eine ikonografisch-mythische Substanz aus dem täglich aufbrausenden Schwall an Nachrichten über Katastrophen, Banalitäten und Gefühligkeiten.
Parallel zum Austausch der Bewohner des Viertels wechselte auch Steff Hengge ihre künstlerischen Identitäten: Stefanidad, Stefanie Giersdorf, Steff Hengge.

Nur am Wochenende 24./25.11.2012 in der Skalitzer Staße 49, 10997 Berlin: Unbedingt anschauen!

Siehe Bilder, Objekte und Hefte auf der Website …

Mehr Fotos von der Ausstellung …

 

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2. April 2012 00:52:05

… Kunst. Wahrheit. Wirklichkeit.

Art and Press. Internationale Künstler beziehen Position lautet der Titel einer der interessantesten Ausstellungen, die Berlin aktuell zu bieten hat. Als gelungenes Edutainment goes Art konzipiert, bietet die Schau viel Spannendes, Aufrüttelndes und Neugierigmachendes aus den Ateliers internationaler Künstler_innen, die sich, in 56 Stellungnahmen zur Zeitung als Medium der Aufklärung wie der Manipulation, als Inspiration und Denkraum, mit ihr als Material und Gegenstand der Kunst auseinandersetzen.

Ai Weiweis Rauminstallation aus einer erdbebenzerstörten Schule, in der 1000 junge Menschen starben, verweist auf eine Tragödie, über die die Presse Chinas nicht berichten durfte. Annette Messager montiert eine Le Monde Diplomatique über einem Ventilator: Dancing Newspaper steht für die Volatilität der Worte. Barbara Kruger füllt in Untitled einen ganzen Raum mit überdimensionalen Zeitungsartikeln zum Thema Migration. Gustav Metzger präsentiert in Eichmann and the angel die schusssichere Box, in der Adolf Eichmann während seines Prozesses in Israel saß, davor eine Wand aus Zeitungen. Faszinierend allein schon auf Grund von Größe und Positionierung im monumentalen Lichthof des Martin-Gropius-Baus ist Anselm Kiefers Kommentar zum Medienwandel, Die Buchstaben.

Die für mich gelungenste Kombination aus bezaubernder Ästhetik und politischem Statement ist William Kentridges Tide Table, ein wunderbares Bühnenbildtableau mit Licht- und Puppenspielen, die das mystische Afrika ebenso evozieren wie die Brutalität des Kolonialismus.

Teil 2 der von der Stiftung für Kunst und Kultur e.V. Bonn mit dem Medienpartner BILD präsentierten, und von RWE gesponserten Ausstellung ist der Historie gewidmet. Auf der Empore über dem Patio des MGB hängen jedoch nicht die Originale der Klassiker, die sich dem Thema Zeitung und Medien künstlerisch näherten – Cézannes Vater des Künstlers, Juan Gris’ Frühstück, Max Beckmanns Bildnis Minna Beckmann u.a.m. – sondern iPads, auf denen die Bilder und ergänzende Informationen zu Werk und Autor abrufbar sind. Überdies hat man von oben noch einmal einen schönen Blick auf Anselm Kiefers raumfüllende Arbeit, die es mir – Sie merken es – besonders angetan hat.

Statistisch, so lernte ich kürzlich auf einer Tagung, verbringt der/die Museumsbesucher_in im Durchschnitt zwei Stunden in einer Ausstellung. Wenn man Art and Press so richtig genießen möchte – und die Schau ist es wert! – sollte man mehr Zeit einplanen. Zu sehen ist übrigens auch Gerhard Richters Acht Lernschwestern. Falls jemand das alberne Schlangestehen rund um die Nationalgalerie gegen einen relaxten Besuch im Martin-Gropius-Bau aufgeben mag … Wobei man in der Schlange natürlich selbst zum Teil des manchmal seltsamen Verhältnisses von Presse und Kunst wird. Schließlich stehen die Massen immer vor der Ausstellung Schlange, um die die Medien den größten Hype generieren.

Art and Press. Internationale Künstler beziehen Position ist noch bis zum 24. Juni im Martin-Gropius-Bau zu sehen. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Wienand Verlag.

 

 

2. April 2012 00:12:42

… Pacific Standard Time

Jedenfalls gilt diese für die großen, bunten Bilder und Mixed Media Arbeiten, die amerikanische Künstler_innen zwischen 1950 und 1980 in, für oder inspiriert von Los Angeles schufen, und die noch bis zum 10. Juni im Martin-Gropius-Bau zu sehen sind. Es ist eine beeindruckende und vielfältige Schau des Getty Research Institute und des J. Paul Getty Museum, deren einzige europäische Station Berlin ist. Präsentiert werden über 70 Werke von 40 namhaften und – hier jedenfalls – weniger bekannten Kreativen, darunter Klassiker wie John Baldessari, David Hockney, Edward Kienholz, Bruce Nauman und Ed Ruscha. Sorgfältig thematisch sortiert nach Stil, Medium oder Trend. Konzeptkunst, Pop Art, Installation, Fotografie und mehr. Viel Sonne im Golden State an der US-amerikanischen Westküste inspiriert zu farbenfroher und variantenreicher Kunst. Dabei kommen die politische Kunst und die künstlerische Auseinandersetzung mit sozialen Fragen keineswegs zu kurz. In einem eigenen Raum finden sich Berliner Visionen von Sam Francis und Edward Kienholz, die auch in und für Berlin Kunst gestalteten.

In einer Ausstellung in der Ausstellung thematisieren die Grüße aus LA mit weiteren 200 Exponaten die Beziehung zwischen Kunst und Gesellschaft: Gezeigt werden Kataloge, Postkarten, Briefe und weiteres Dokumentarisches. In einem weiteren Addendum sind die schönen S/W- Aufnahmen des Architekturfotografen Julius Shulman zu sehen.

Pacific Standard Time. Kunst in Los Angeles 1950-1980 schafft es tatsächlich, an einem von Graupelschauern durchsetzten Vorfrühlingsnachmittag etwas Licht, Sonne und Palmenrauschen aus Kalifornien nach Berlin zu bringen. Die lichte Leichtigkeit, die die Arbeiten transportieren, weckt zugleich (mindestens) einen Tick Fernweh. Während ich mich darüber freue, nächste Woche selbst in Kalifornien zu sein, setzt ein kleines Mädchen mit einem roten Anorak die Inspiration durch Lebensfreude selbst kreativ um: Sie nutzt Mary Corses Untitled (White Light Grid Series VI) als reflektierende Kulisse für Schattenspiele. Mixed Media of the coming generation!

 

 

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