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Archiv der Kategorie ‘Soziales‘

1. September 2013 12:18:16

… leselustig: Mathias Énard beim 13. internationalen literaturfestival berlin

Mut zum Experimentellen bewies Mathias Énard 2008 mit Zone. Für die sympathische Novelle Erzähl ihnen von Schlachten, Königen und Elefanten erhielt er 2010 den Prix Goncourt des lycéens. Sein Roman Remonter l’Orénoque aus dem Jahr 2005 wurde 2012 von Marion Laine mit Juliette Binouche und Edgar Ramirez unter dem Titel A coeur ouvert verfilmt.

Vielfalt ist also ein Kennzeichen des französischen Autors und aktuellen DAAD-Gastes, der 1972 in Niort/Frankreich geboren wurde und zurzeit in Berlin lebt. So wundert es nicht, dass sein jüngstes Buch eine sehr politische Geschichte um Flucht, Migration und Marginalisierung ist. Sie spielt in Tanger und Barcelona und erzählt von Träumen und Hoffnungen, die sich nie erfüllen werden. Dennoch ist Straße der Diebe kein deprimierendes Buch. Enard scheint existenzialistisch inspiriert: Seine Helden leben dennoch, trotz aller Schicksalsschläge, trotz absurder Verwicklungen, aus denen es kein Entrinnen zu geben scheint.

Sein Protagonist, Lakhdar, der wegen einer jugendlichen Affäre mit seiner Cousine Meryem von seiner Familie verstoßen wird, schließt sich, gemeinsam mit dem naiv-gemütlichen Nachbarssohn Bassam, Sheikh Nourredines „Gruppe für die Verbreitung koranischen Denkens“ an. Doch weitaus weniger radikal als der Jugendfreund, und entsetzt von der fundamentalistischen Gewalt, für die die islamistische Szene steht, wendet er sich bald wieder seinem eigentlichen Ziel zu: Krimis und Europa. Als er die spanische Studentin Judit aus Barcelona kennenlernt, scheint sein Traum wahr werden zu können. Doch illegal in Europa ist keine wirklich Perspektive. So verdingt sich Lakhdar zunächst bei einem französischen Raubkopierer, der seine Leidenschaft für das Genre Noir teilt; dann heuert er auf einer Fähre an, die täglich die Strecke Tanger-Tarifa fährt. Als die Reederei Konkurs anmeldet, und das Schiff den Hafen von Algeciras nicht mehr verlassen darf, wagt Lakhdar endlich den Schritt auf den nahen und doch so fernen Kontinent. Und landet schließlich – ohne Papiere und verfolgt von der Polizei – in Barcelona, in der „Straße der Diebe“. Ob Judit, die mittlerweile zur militanten Aktivistin der Indignados wurde, ihn noch liebt, ist ungewiss. Als Bassam und Sheikh Nourredine aus dem fern gewordenen Orient ebenfalls in Spanien eintreffen, scheint der Showdown fast unausweichlich …

Mathias Énard ist ein wunderbarer Erzähler. Seine Worte und Beschreibungen lassen Menschen, nicht Klischees, vor den Augen der Leserin entstehen. Und darum geht es auch. Straße der Diebe ist ein Appell, wenn es sein muss auch gegen Windmühlenflügel zu kämpfen, und sich dabei nicht zu verlieren. Während Bassam zur Marionette der Islamisten wird, geht Lakhdar einen anderen, besonnenen, ehrlicheren Weg: „Ich bin kein Mörder, ich bin mehr als das. Ich bin kein Marokkaner, kein Franzose, kein Spanier, ich bin mehr als das. Ich bin kein Muslim, ich bin mehr als das. Machen Sie mit mir, was Sie wollen.“

Énard hat eine kluge Parabel über die Kraft der Nachdenklichkeit und den aufrechten Gang geschrieben. Mehr davon , bitte schön.

Mathias Énard liest am 11.9. um 21.00 Uhr beim ilb 2013.

 

 

14. April 2013 21:52:23

… Normal. Eine Buchvorstellung.

Manchmal lästern meine Schwestern und ich über diese 150%-Mütter (und Väter), die so unglaublich viel Bohei um ihre Sprößlinge machen. Vor zwanzig Jahren, als unsere Kinder klein waren, war vieles noch banaler – und unser Nachwuchs scheinbar auch gesünder. Allerdings sind das gesamtgesellschaftliche Wissen und der kollektive Druck auf die Eltern 2013 ungleich größer. Der Sohn, der „damals“ als „etwas aufgedrehter Wildfang“ nervte, wird heute heute vom Arzt oder alternativ von der Nachbarin mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) diagnostiziert. Die Tochter, die mal euphorisch, mal tiefbetrübt, also „ganz normal“ pubertierte, landet mittlerweile schnell in der Schublade „bipolar“. Gegen beides gibt es –Merck/Pfizer/BASF sei es „gedankt“ – mehr als genug Medikamente. Und gegen die anderen Syndrome unserer Zeit – Asperger, Fressattacken, disruptive Launenfehlregulation … – glücklicherweise auch.
Verstehen wir uns nicht falsch: Es gibt natürlich reale Geisteskrankheiten. Doch um diese geht es hier nicht. Es geht um die Modediagnosen, um die katastrophalen – ärztlich und selbst diagnostizierten – Symptome, die eigentlich gesunde Menschen leiden lassen und die Pharmaindustrie reich machen. Was sie für die Betroffenen und die Gesellschaft bedeuten hat nun einer aufgeschrieben, der weiß, wovon er spricht: ein Psychiater, der, wenn auch sehr spät in seiner Karriere, die Seiten gewechselt hat.

Allen Frances, selbst einer der Herausgeber des DSM-4, nutzt die anstehende Veröffentlichung des DSM-5 für eine Abrechnung mit dem Trend zur Erfindung immer neuer psychischer Leiden und zur kollektiven Krankschreibung ganzer sozialer Gruppen. Normal. Gegen die Inflation psychiatrischer Diagnosen ist sein Appell an die Branche, auf den Boden der Tatsachen zurückzufinden und zu differenzieren. Denn Ärzte sollen heilen, und wer Gesunde als Kranke behandelt, übersieht am Ende jene, die wirklich krank sind und tatsächlich einer Behandlung bedürfen.

Was ist das DSM?

Das DSM (Diagnostische und statistische Handbuch psychischer Störungen) wird von der APA (Verband der amerikanischen Psychiater) herausgegeben. Es katalogisiert und kategorisiert psychische Erkrankungen, damit deren Behandlung entsprechend abgerechnet werden kann. Alle paar Jahre erscheint eine aktuelle Auflage des DSM. Ein Kreis eingeladener Experten diskutiert und entscheidet, welche Krankheiten neu aufgenommen oder gestrichen werden sollen. Die „Entdeckung“ eines neuen Syndroms ist für die beteiligten Psychiater natürlich ungemein prestigeträchtig, erläutert Frances. Und nebenbei ist sie lukrativ für die pharmazeutische Industrie.

Moderne Medikamente und modische Diagnosen

Ebenso wie alle paar Jahre neue Krankheiten entdeckt bzw. erfunden werden, haben auch Medikamente stets ihre Zeit. Die Psychiatrie als eher junge Disziplin setzte die Menschen in den 1950er Jahren gern unter Bromide, verabreichte in den 1960ern Lithium, sorgte für die massenhafte Verbreitung von Librium und Valium in den 1970ern und trug dazu bei, dass seit den 1980ern zumindest in den USA der Griff zu Prozac mindestens ebenso populär ist, wie das Lutschen eines Wick-Bonbons bei Kratzen im Hals. Problematisch ist dabei nicht nur die Entstehung von Medikamentenabhängigkeit, und bereits heute sind in den USA mehr Menschen von legalen Drogen abhängig als von illegalen. Problematisch sind ebenfalls die körperlichen Nebenwirkungen – Apathie, Lethargie, Übergewicht etc. – und die soziale Stigmatisierung. Und schließlich leiden nicht nur die Angehörigen eines mit einer psychischen Erkrankung diagnostizierten Patienten, sondern auch er/sie selbst. Selbst wenn die Zeitungen voll sind mit Berichten über „multiple Persönlichkeiten“ (die in den 1990er Jahren enorm „verbreitet“ waren, bis sie von der nächsten Diagnose abgelöst wurden): die Folgen der Krankheit oder Diagnose spürt jede/r, die/der sie als Etikett tragen muss. Doch nicht nur die Diagnosen steigen sprunghaft an. Auch die Zahl der Verschreibungen erreicht schwindelerregende Höhen: Jährlich werden allein in den USA 300 Millionen Rezepte über Psychopharmaka ausgestellt. Antipsychotika gehen im Wert von 18 Milliarden US Dollar über die Ladentheke, für Antidepressiva werden 12 Milliarden US Dollar jährlich bezahlt. Pharmakonzerne dürfen in den USA direkt bei den Patienten werben. Nicht wenige sterben an der versehentlichen Überdosierung der legalen Drogen, die sie sich selbst verschreiben. Und selbst wer zum Arzt geht, kann nicht sicher sein, einen kompetenten Diagnostiker an seiner Seite zu wissen: Neunzig Prozent der Angstlöser, achtzig Prozent der Antidepressiva, 65 Prozent der Aufputschmittel werden von Hausärzten verschrieben. Die wenigsten von ihnen sind psychiatrisch geschult. Von der Pharmaindustrie werden sie verständlicherweise gehätschelt.
Ein Umdenken tut Not. Es ist allerhöchste Zeit für mündige Patienten!

Allen Frances, Normal. Gegen die Inflation psychiatrischer Diagnosen,
ist 2013 im Dumont Buchverlag, Köln erschienen.
Es hat 430 Seiten und kostet € 22,–.

Deutschlandpremiere Buchvorstellung am 16. April im Großen Saal der Berliner Zeitung, Karl, Liebknecht-Str. 29,.10178 Berlin
Einlass: 18 Uhr, Beginn: 19 Uhr
Eintritt: 7 €, ermäßigt für Abonnenten der Berliner Zeitung 5 €
Tel.: 030- 23 27 63 41. Mail: kundencenter@berliner-verlag.de

 

 

1. Dezember 2012 11:45:12

…flächendeckend: Die Nackten und die Stadt

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Kaum haben wir Vorweihnachtszeit und es ist kalt genug, schon sind sie da – die Nackten. Bevölkern Bushaltestellen, Litfaßsäulen, Plakatwände. Sie kommen jährlich um diese Zeit, sie kommen massiv und sie kommen in Schüben – zuerst waren es die C&A-Flittchen, jetzt lungern die H&M-Miezen überall herum, demnächst kommen dann die Dessous-Damen der Wäschemarken. Sie frieren nicht wie wir, sie müssen nicht zur Arbeit, sie machen lediglich ein unzweideutiges Angebot – sie offerieren eine Geschenkidee, denn sie wissen, wir haben keine Zeit, über Weihnachtsgeschenke nachzudenken, und werden diese dann wieder einmal kurz vor Heiligabend mit all den anderen zusammen von den Stapeln reißen, verpacken lassen und ab damit unter den Weihnachtbaum.

Warum also, mein Süßer, nicht mal einen BH samt Höschen für die Dame deines Herzens – nein, vom Leib reißen kannst du mir´s nicht, also ab in den Laden …

Sie sind hässlich. Sie erschrecken mich mit ihrem Überfleisch, Übersex, sie sind die drei Meter hohe Verkörperung jener doppelten Pornographisierung unserer Zeit – der Erotik und der sogenannten „Märkte“ – , die grimmig und ungehemmt versucht, alles aber auch wirklich alles dem Diktat des Konsumismus zu unterwerfen. Und ich will auch das nicht verschweigen: Mit den Kosten für die Körbchenkampagne könnte man locker zwei Jahre lang das Krankenhaus in Ierapetra auf Kreta finanzieren, das neulich wegen flächendeckender Krise geschlossen wurde. Aber das ist die bekannte Milchmädchenrechnung .

Oder?

 

 

1. September 2012 17:32:18

… Ackerland: „Hungry City“ im Kunstraum Kreuzberg – Landwirtschaft und Essen in der zeitgenössischen Kunst

soilkitchen

Unter dem Pflaster liegt leider nicht das Meer, sondern glücklicher Weise Ackerland!
Allerdings ist der Boden im urbanen Raum oftmals durch die Vorbelastung aus der Geschichte des Ortes schwer kontaminiert. Eines der sozialen Kunstprojekte, die in der Ausstellung „Hungry City“ gezeigt werden, geht dieses Problem direkt an und gibt der städtischen Bevölkerung in Philadephia ihren Boden zurück: „Soil Kitchen“ verkocht nicht etwa Dreck aus dem Hinterhof, sondern untersucht für Bürger kostenfrei Bodenproben. So wird transparent, wie verschmutzt oder sauber die verschiedenen Standorte sind und die Aktionskünstler thematisieren, bei Suppe aus Gemüse vom eigenen Acker, biologisch-ethische Ernährungsfragen, um so auf die amerikanische Nahrungskultur einzuwirken. In diese „Re-claim your city“-Richtung gehen noch weitere Projekte: Beispielsweise kann man bei „Kultivator“ Wurmbomben beziehen und mit den kleinen Viechern subversiv den Boden mittels „Guerilla composting“ rekultivieren.

Interessant und kuratorisch bemerkenswert ist, dass nicht nur auf die aktuelle Welle des „Urban Gardening“ eingegangen wird, sondern auch Pionierprojekte aus den 1970er und 80ern gezeigt werden – noch dazu diesseits und jenseits des eisernen Vorhangs. So wird inhaltlich wie ästhetisch eine große Breite an verschiedenen künstlerischen Positionen erlebbar.

Einige Arbeiten begnügen sich damit landwirtschaftliche Praktiken zu dokumentieren, was vielleicht im Sinne der Speicherung von Kulturgütern ein positiver Ansatz ist, allerdings im Ergebnis so einschläfernd, dass wohl diese Dokumentation der landwirtschaftlichen Kulturpraktiken schneller vergessen wird, als die Praktik selbst. Hier wurde leider das Problem der Weitergabe und des Zugangs zum angelegten Speicher an Wissen und Kulturgut nicht gelöst. Beispielhaft möchte ich hierfür das Projekt „WeFarm“ nennen, dass auf der TYPO Berlin 2012 von Nat Hunter vorgestellt wurde (im Video bei 21:36).

In den Gängen zur Ausstellung wurden von einer lokalen Aktionsgruppe, den „Gegnern des Hühneressens“ Plakate geklebt. Hier wird die Anschlussfähigkeit von moralisch-ethischen Essenstabus thematisiert, die üblicherweise religiös geprägt sind. Aber warum sollten die Menschen nicht genauso diskussionslos aus persönlichen, rein kulturell oder global-wirtschaftspolitisch motivierten Gründen mit dem Essen von Hühnern aufhören, und sich zu einer „Glaubensgemeinschaft“ zusammenfügen, die glaubt, dass es richtig ist, Hühner nicht zu essen? Ethisch überzeugend ist sicherlich einzig der Verzicht auf jegliches industriell produzierte Fleisch, uns sicherlich ist es einfacher die Menschen erst einmal Schritt für Schritt zum Verzicht zu bringen, der sich dann sehr schnell zu einem großem Gewinn für alle wandelt. Fangen wir also doch einfach mal mit Hühnern an!

Hungry City, 1. September bis 28. Oktober 2012, im Kunstraum Kreuzberg (Bethanienhaus), Mariannenplatz 2, 10997 berlin

Kuratiert von Anne Kersten in Zusammenarbeit mit Stéphane Bauer.
KünstlerInnen: Jekaterina Anzupowa (UA/DE), KP Brehmer (DE), Agnes Denes (US), Leticia El Halli Obeid (AR), Fallen Fruit (US), Fernando García-Dory (ES), Futurefarmers (Amy Franceschini, Dan Allende, Lode Vranken) (US), Tue Greenfort (DK/DE) Kultivator (SE), Kristina Leko (HR/DE), MyVillages.org (NL/DE/GB), Heinrich Riebesehl (DE), Antje Schiffers & Thomas Sprenger (DE), Bonnie Ora Sherk (US), Lukasz Skapski (PL), Åsa Sonjasdotter (SE/NO/DE), Daniel Spoerri/Tony Morgan (CH, GB), Ève K. Tremblay (CA/US/DE), Insa Winkler (DE)

Es gibt ein umfangreiches Aktionsprogramm rings um die Ausstellung.

 

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2. April 2012 00:52:05

… Kunst. Wahrheit. Wirklichkeit.

Art and Press. Internationale Künstler beziehen Position lautet der Titel einer der interessantesten Ausstellungen, die Berlin aktuell zu bieten hat. Als gelungenes Edutainment goes Art konzipiert, bietet die Schau viel Spannendes, Aufrüttelndes und Neugierigmachendes aus den Ateliers internationaler Künstler_innen, die sich, in 56 Stellungnahmen zur Zeitung als Medium der Aufklärung wie der Manipulation, als Inspiration und Denkraum, mit ihr als Material und Gegenstand der Kunst auseinandersetzen.

Ai Weiweis Rauminstallation aus einer erdbebenzerstörten Schule, in der 1000 junge Menschen starben, verweist auf eine Tragödie, über die die Presse Chinas nicht berichten durfte. Annette Messager montiert eine Le Monde Diplomatique über einem Ventilator: Dancing Newspaper steht für die Volatilität der Worte. Barbara Kruger füllt in Untitled einen ganzen Raum mit überdimensionalen Zeitungsartikeln zum Thema Migration. Gustav Metzger präsentiert in Eichmann and the angel die schusssichere Box, in der Adolf Eichmann während seines Prozesses in Israel saß, davor eine Wand aus Zeitungen. Faszinierend allein schon auf Grund von Größe und Positionierung im monumentalen Lichthof des Martin-Gropius-Baus ist Anselm Kiefers Kommentar zum Medienwandel, Die Buchstaben.

Die für mich gelungenste Kombination aus bezaubernder Ästhetik und politischem Statement ist William Kentridges Tide Table, ein wunderbares Bühnenbildtableau mit Licht- und Puppenspielen, die das mystische Afrika ebenso evozieren wie die Brutalität des Kolonialismus.

Teil 2 der von der Stiftung für Kunst und Kultur e.V. Bonn mit dem Medienpartner BILD präsentierten, und von RWE gesponserten Ausstellung ist der Historie gewidmet. Auf der Empore über dem Patio des MGB hängen jedoch nicht die Originale der Klassiker, die sich dem Thema Zeitung und Medien künstlerisch näherten – Cézannes Vater des Künstlers, Juan Gris’ Frühstück, Max Beckmanns Bildnis Minna Beckmann u.a.m. – sondern iPads, auf denen die Bilder und ergänzende Informationen zu Werk und Autor abrufbar sind. Überdies hat man von oben noch einmal einen schönen Blick auf Anselm Kiefers raumfüllende Arbeit, die es mir – Sie merken es – besonders angetan hat.

Statistisch, so lernte ich kürzlich auf einer Tagung, verbringt der/die Museumsbesucher_in im Durchschnitt zwei Stunden in einer Ausstellung. Wenn man Art and Press so richtig genießen möchte – und die Schau ist es wert! – sollte man mehr Zeit einplanen. Zu sehen ist übrigens auch Gerhard Richters Acht Lernschwestern. Falls jemand das alberne Schlangestehen rund um die Nationalgalerie gegen einen relaxten Besuch im Martin-Gropius-Bau aufgeben mag … Wobei man in der Schlange natürlich selbst zum Teil des manchmal seltsamen Verhältnisses von Presse und Kunst wird. Schließlich stehen die Massen immer vor der Ausstellung Schlange, um die die Medien den größten Hype generieren.

Art and Press. Internationale Künstler beziehen Position ist noch bis zum 24. Juni im Martin-Gropius-Bau zu sehen. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Wienand Verlag.

 

 

22. März 2012 11:23:14

… übersetzt und andere Worte

Eine Ausstellung in der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst und im Kunstraum Kreuzberg
Noch bis zum 15. April präsentieren die NGBK und der Kunstraum Kreuzberg im Bethanien In anderen Worten, ein Schwarzmarkt der Übersetzungen mit Arbeiten von 44 teils in Berlin lebenden internationalen Künstler_innen. Sie thematisieren kulturelle Isolation und Sprache als Herrschaftsinstrument, die sichtbaren und weniger sichtbaren Dimensionen der Vermittlung von sprach- und kulturübergreifenden Botschaften. Dabei macht die Vielfalt der gewählten Medien den performativen Reiz der Schau aus, die sich selbst wiederum im spezifischen Umfeld von Berlin-Kreuzberg als Bühne multikulturell gelebter Begegnung verortet. Den Kurator_innen geht es um Sprache – und Übersetzung – mit Blick auf Dominanz und „Minderheiten“ ebenso wie als schlicht hingenommene Gewohnheit (James Webb, Know Thy Worth), als stilprägende Microsoft-Ikone (Detanico Lain, New Roman Times), als Pseudoidentität (Graciela Guerrero Weisson, Karaoke) oder professionelle Konfusion, deren Zweck darin liegt, Klarheit zu schaffen (Christoph Keller, Interpreters, und Ofir Feldman, WordBank). 7500 Steine, die Paolo W. Tamburella für World Languages im Raum auslegt, stehen für alle lebenden Sprachen, die jeweils für sich existieren, und doch Berührungspunkte haben. Sie kontrastieren mit Miguel Monroys Installation Equivalente – Belege aus Wechselstuben, in denen der Künstler so lange Pesos gegen Euros tauschte, bis die Provision, die dafür zu zahlen war, sein Geld aufzehrt.

Doch Sprache ist mehr als Worte, wie Maria Teresa Sartori in The Sound of Language akustisch belegt: Elf Enzyklopädien und Kopfhörer vermitteln den Klang verschiedener Sprachen, ohne dass man die Worte entschlüsseln könnte.

Im Verweis auf die Produktion neuer Sprachen und neues Schreiben inszeniert In anderen Worten Sprache schließlich auch als subversiven Gegenpol zum Bestehenden oder Gesehenen. Das scheinbar Simple – automatisiertes, maschinengeneriertes Schreiben oder Übersetzungen made by Google – erweist sich in Demian Schopfs Máquina Cóndor und Lorenzo Scotto Di Luzios Babbling Google als sinnlos. Der Übersetzer wird zum Retter (toter Sprachen), der er allein kann sie noch verstehen. Und so widmet Braco Dimitrijevic (1994) ihm ein Tafelbild aus Lettern: „Es lebte einst ein Übersetzer, der keine Fremdsprache beherrschte. … Er übersetzte nicht von einer Sprache in eine andere, sondern von einer in eine andere Zeit.“

Zu dieser inspirierenden Schau erschien ein zweisprachiger Katalog (deutsch/englisch). Mehr unter: www.ngbk.de.

 

 

14. Dezember 2011 19:04:13

… dezemberlich: Bekennerschreiben

Leute, schaut auf diese Stadt! Der Berliner Senat, mühelos in verborgener Kleinarbeit vorbereitet, nach außen hin aber gewohnt lässig – proudly presents: Eine neue Maßeinheit – das Braun. Ein Braun (in Zahlen: 1) ist die Zeit zwischen der Ernennung und dem Ausscheiden eines Senators und wurde nach dem Eichometer, das im Keller des Roten Rathauses installiert wurde, auf genau elf (in Zahlen: 11) Tage festgelegt. Wie wegweisend und kooperativ Berlin wieder arbeitet, zeigt sich daran, dass diese neue Einheit auch für Minister, Parteivorsitzende und Generalsekretäre, Trainer aller Art, Intendanten, vor allem aber für die Bearbeitungszeit in der Verwaltung genutzt werden kann. Für die Prüfung einer Steuererklärung (also, wenn der Bürger ein Rückzahlung erwartet) könnte man zehn Braun in Ansatz bringen. Ja, hier wurde know how kreiert, dass andere Bundesländer übernehmen könnten, wenn sie  nicht selbst schon genug Ärger haben. Wie geht es nun, dezemberlich gefragt, in unserer Stadt weiter: Rot (+Purpur!)/Schwarz oder sexy?

Keine Ahnung, denn Berlin ist ja vor allem die Stadt der Touristen. Wir anderen leben hier nur und schätzen die alltäglichen Abläufe und Höhepunkte. So gefallen mir z. B. die DPD-Fahrer ausnehmend gut. Die klingeln eine Nanosekunde an der Haustür, aber noch vor Ablauf dieser Zeitspanne sind sie wieder weg, drücken einem Kioskbesitzer die Sendung in die Hand und vergessen dabei, den Zettel im Briefkasten des eigentlichen Empfängers anzubringen. Denn: Die Bewegung ist alles, das Ziel nichts. Oder unsere Politessen mit ihren schmucken Uniformen und adretten Frisuren: Sie machen einen großen Bogen um Firmenfahrzeuge, die Eingänge blockieren und um Kampfhundebesitzer, deren Lieblinge ihre Beißerchen maulkorbfrei zeigen. Nur der private Falschparker steht auf ihrer cash-Liste und hat eine reale Chance für die Aufnahme in eine Sünderdatei.

Ich bekenne weiterhin: In dieser Stadt der Kreativen und Think Tanks soll der Teufel all jene holen, ob Firma oder Behörde, die – obwohl sie es sich leisten könnten – junge Leute und Absolventen für Praktika, Wochenendarbeit und Überstunden gar nicht oder nur erbärmlich bezahlen, ihnen nicht mal einen Arbeitsvertrag geben. Weiter: Sollen doch Hauseigentümer und Vermieter auf ihren notdürftig sanierten Wohnungen, die sie von Auszug zu Auszug immer teurer vermieten, sitzenbleiben. Und: Ich wünsche allen ein nachdenkliches Weihnachtsfest, die ihre Kunden betrügen, ob sie Banker, Arzt oder Gemüsehändler sind oder jene, die, national berauscht, vermeintlich Schuldige bei Minderheiten suchen und die wirklichen Übeltäter nicht sehen wollen.

Schließlich: Welcher Stellenwert für diesen Senat, mit dem wir noch viel erleben werden, und seinen Kultursenator große deutsche Literatur und das deutsch-deutsche Kulturerbe besitzt, zeigt die Nichtanwesenheit offizieller Vertreter bei der Beerdigung von Christa Wolf. – Für Ignoranten hilft vom Weihnachtsmann nur noch die Rute und am besten für 2012 vorsorglich gleich mit!

 

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1. November 2011 20:26:29

… mutig: Alexis Sorbas soll nun abstimmen!

Vergleiche hinken. Dennoch: Einmal angenommen, der sich gerade konstituierende Berliner Senat würde beschließen, dass aufgrund der großen Schulden des Landes Berlin die Gehälter der Landesbediensteten um 15% gesenkt werden, dass ein großer Teil der Mittel für Soziales und Kultur gekürzt wird und dass sich die Preise für den ÖPNV deutlich erhöhen. Man nehme weiter an, dass der gleiche Senat diese Maßnahmen zum Gegenstand einer Volksabstimmung machen würde, an deren Ergebnis er sich gebunden fühlte. Man ahnt, was herauskommt.

Über die Einführung des Euro, der definitiv – Warenkorb hin oder her – zu einem Teuro geworden ist, wurde in Deutschland nie abgestimmt. Auch da ahnt man, zu welchem Votum das geführt hätte. De Facto hat die sich seit 1990 mit voller Wucht ausbreitende Globalisierung, die Produktivität und das Know how der deutschen Wirtschaft und die seit 1999 bestehende gemeinsame Währung für die deutschen Konzerne und Mittelständler, insbesondere im Export, durchaus positive Auswirkungen gebracht, aber welchen Preis haben das Gemeinwesen, die Beschäftigten, Arbeitslosen, Steuerbürger und Konsumenten in Deutschland dafür zahlen müssen? Zum Beispiel: Wachsende Staatsschulden, Klamme Kommunen, die ihre einfachsten Aufgaben kaum noch finanzieren können, immer mehr prekäre Arbeitsverhältnisse, stagnierende und viele Jahre sogar sinkende Reallöhne und – einkommen von Arbeitnehmern (Banker und Finanzmakler gehören dagegen zu den Gewinnern), Milliardenverluste, die durch das Agieren wildgewordener Banken, ja auch Landesbanken, entstanden sind, ein zurückgebliebenes Bildungssystem und eine ständig wachsende Kluft zwischen Arm und Reich hierzulande.

Griechenland ist gleichfalls Mitglied der Eurozone, hat aber größere Probleme, die inzwischen ganz Europa beschäftigen. Nun wird im tatsächlichen Mutterland der Demokratie das Volk abstimmen. Über das Sparprogramm seiner Regierung, über den Euro und letztlich über Europa. Erst protestierten und streikten die Griechen gegen die drastischen, wirtschaftlichen Einschränkungen und ihre Führung. Jetzt werden sie von der Regierung an die Wahlurne gerufen. Das Ergebnis der Abstimmung soll bindend für deren weiteres, politisches Handeln sein. Alexis Sorbas hat es in der Hand. Und was wird mit Lieschen Müller?

 

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8. August 2011 08:50:02

… neu: Schwejk am Helmholtzplatz oder Wahlen in Berlin

Der diesjährige, lausige Sommer hatte vorgestern in der Stadt nochmal einen erfreulichen Auftritt, denn die Sonne schien kräftig und alles strömte ins Grüne. Wenn die Geburtenrate in Deutschland immer weiter sinkt, so geht das zwar auch am Prenzlauer Berg nicht spurlos vorüber, aber aufgrund der Altersstruktur ist die absolute Zahl der Kinder hoch. Auf dem Helmholtzplatz herrschte daher am Sonnabend sehr reges Treiben. Kinder spielten, Erwachsene unterhielten sich über die Fortschritte ihrer Kleinen, die Erziehung im Allgemeinen und vergaßen beim Leeren einer „Rivella“ – die ein bayrischer Comedian nicht werbemüde wird, als das Nonplusultra der Erfrischungsgetränke anzupreisen – auch nicht, besondere Kinder-Fahrradanhänger, die nicht unter 500 € über den Ladentisch gehen, zu bemerken.

Eher unbemerkt, obwohl farbig, sind die mittlerweile überall herumhängenden Wahlplakate der Parteien, denn der Inhalt ist – wie immer – mager. Die Grünen machen es sich ganz einfach, bieten jedem etwas und versprechen die Schaffung einer Menge von Arbeitsplätzen, die Rot-Rot nicht erreichte, nun einfach selbst. Über CDU und FDP braucht man in Berlin nicht zu reden – beide sind so gut wie scheintot. „Berlin verstehen“ steht unter dem SPD-Plakat. Das in den vergangenen Monaten festzustellende Zurückweichen, Herumeiern, Verschleiern, die Konzeptionslosigkeit, vor allem aber die Ergebnisse des Senats bei wesentlichen Problemen für die Stadt Berlin, nämlich Beschäftigung, Wohnen, Flughäfen, S-Bahn, Kosten/Dauer von Bauvorhaben und Wasserverträge lässt an der Losung zweifeln und wird wohl dazu führen, dass SPD/Linke Stimmen und die Mehrheit verlieren. (Hinzu kommt, dass die Bürger des Landes Berlin – wie die Deutschen insgesamt – zunehmend die Lasten von Banken- und Finanzkrisen, aber auch sinnloser militärischer Auslandsmissionen zu tragen haben). Zu welchen Ergebnissen hingegen das Gedankengut der Rechten und einiger strammkonservativer „wahrer Europäer“ führen kann, hat der Massenmord von Oslo, der auf ein gedeihliches und friedliches Zusammenleben von Menschen zielte, gezeigt.

Abseits demokratischer Parteien ist zukünftig der verantwortungsbewusste und aktive Bürger gefragt, wichtige Belange der Gemeinschaft bzw. Gesellschaft mehr und mehr selbst in die Hand nehmen. Da es aber nun vorläufig noch so ist, dass der Amtsgaul zwar gut wiehert, frisst und verdaut, aber nicht so richtig zieht, wäre die sofortige Einführung einer Amtshaftung für Regierung und Verwaltungen durchaus angebracht.

Was nun Schwejk, den Trottel, eigentlich aber unsterblichen Helden, aus dem berühmten Roman des Jaroslav Hasek, betrifft, hat der – neben Karel Gott-Fotos, der Biene Maja, dem Maulwurf aus dem Zeichentrickfilm, dem Becherovka – und anderen tschechoslowakischen Spezialitäten, unweit des Helmholtzplatzes eine neue Heimstatt gefunden. Genehmigt man sich nämlich in der Schliemannstraße 38 ein Bier der äußerst wohlschmeckenden Sorte „Svijany“ vom Fass, so erscheint selbst die bevorstehende Berliner Wahl kurzzeitig in einem ganz anderen, bernsteinfarbenen Licht.

 

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26. Juli 2011 08:48:28

… Stadtführer: Ecke Brunnenstraße

Die Brunnenstraße, die Invalidenstraße und auch die Veteranenstraße, gleichfalls der Ursprung ihrer Namen, gehen auf das 18. Jahrhundert und Friedrich II zurück. Die Quelle Gesundbrunnen einerseits und die militärischen Gegebenheiten Preußens andererseits führten schließlich zur Namensgebung. Für die Brunnenstraße – im Wedding war die Industriealisierung (z.B. AEG) Anfang des 20. Jahrhunderts besonders stark sichtbar – wurde um 1910 die erste und einzige Schwebebahn Berlins geplant, dann aber doch die U-Bahn gebaut. Heute ist die Brunnenstraße tatsächlich weder für das Einkaufen, noch für das Flanieren besonders zu empfehlen, höchstens für das Durchfahren. Die querende Invalidenstraße ist in ihrem westlichen Abschnitt zur Zeit Dauerbaustelle, während die kurze Veteranenstraße die Verbindung zur quirligen Kastanienallee und beginnenden Touristenzone herstellt.

An der Ecke Brunnen/Invalidenstraße dämmert ein leeres, dreigeschossiges Haus mit graubraunem Putz, der bereits an einigen Stellen abgefallen ist, vor sich hin. Direkt im Erdgeschoss – die hellbraun gefliesten Außenwände bilden den einzigen Schmuck dieses Gebäudes – befand sich ein Geschäft, in dem man Tischdecken aus Kunststoff kaufen konnte. Der Verkäufer muss ein wahrer Eremit gewesen sein, denn Kunden habe ich in diesem Laden nie gesichtet. Nun dienen die Schaufenster nur noch als Plakatwand. In Nachbarschaft dieses trostlosen Eckgebäudes befinden sich in der Invalidenstraße zwei leidlich sanierte Häuser, mit einem Bestattungsgeschäft (Jestorben wird imma) und einem Optiker, die beide die jüngsten Zeiten überdauert haben. Einige Meter weiter hat uns Meister Schinkel die architektonisch eher schlichte Elisabethkirche hinterlassen.

An der beschriebenen Kreuzung befindet sich nördlich der Veteranenstraße das 1904 als Warenhaus am Weinberg (einzige Berliner Kaufhaus von Jandorf, das den zweiten Weltkrieg unbeschadet überstand) erbaute prächtige Gebäude, welches zu DDR-Zeiten das Modeinstitut beherbergte. Wohl gibt es einen neuen Eigentümer; aber das Gebäude steht jetzt seit 21 Jahren leer. Kein Wunder, dass der gegenüber, am Rande des Weinbergsparkes sitzende Heinrich Heine, leicht spöttisch dreinblickt. Der kleine Park hinter ihm, in dem vor Jahren noch Drogendealer für Unruhe sorgten – ganz verschwunden sind sie nicht – ist inzwischen wieder stark frequentierter Erholungsort für die im Dreh wohnenden Berliner aller Art, insbesondere die Neuberliner, geworden. Wer sich im Sommer auf der westwärts abschüssigen Wiese sein Abendbier von der Sonne bescheinen lässt, wird die grüne Umgebung mit dem kleinen Seerosenteich schätzen.

Die südliche Brunnenstraße hat ihren Charakter noch nicht gefunden. Während der nördliche Teil, jenseits der Bernauer, bereits seit Jahren einen Mix aus mehr oder weniger florierenden Gaststätten, Internet- und Telefonläden, sowie Lebensmittel- und Friseurgeschäften anbietet, taumelt der südliche Abschnitt zwischen Geschäftseröffnung und -aufgabe, Gyros und Galerie, Antipasti und Antikapitalismus hin und her. Während es auf den Hinterhöfen der Nummer Sieben z.B. heißt: „REFUGEES WELCOME. TOURISTS PISS OFF“, hat nebenan im Vorderhaus das Geschäft einer größeren Bio-Kette eröffnet. Derweil an der Fassade der Hausnummer Zehn in übergroßen Buchstaben zu lesen ist: „DIESES HAUS STAND FRÜHER IN EINEM ANDEREN LAND“, werden in der Nummer Fünf viele derjenigen durch die Sozialstation Mitte/Prenzlauer Berg und die Volkssolidarität betreut, die in diesem teurer werdenden Berlin immer weniger eine Chance haben.

 

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