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8. Oktober 2010 17:09:58

… die Silberstadt Potosí: Eine Ausstellung im Haus der Kulturen der Welt.

<br />Das Wortspiel im spanischen Titel der Schau – El principio Potosí – lässt sich nicht übersetzen. Principio heißt „Anfang“ und „Prinzip“. Doch die Idee ist unabhängig von der Sprache, in der sie präsentiert wird. Und das ambitionierte Projekt, das sich gestern Abend im HKW zum ersten Mal dem Berliner Publikum präsentierte, vermittelt vielschichtig und provokativ, worum es im Jahr 400+ der Globalisierung gehen soll. Potosí steht am Anfang des Welthandels, wie wir ihn heute kennen. Mit dem in den Bergwerken der bolivianischen Andenstadt geförderten Silber kauften die spanischen Kolonialherren Seide in China und Sklaven in Afrika. Der Reichtum der Welt – der Kaufleute und imperialistischen Monarchien und Bourgeoisien – basierte jedoch damals wie heute auf der massiven Ausbeutung der indigenen und armen Bevölkerung der Länder, deren Ressourcen die Welt braucht(e) und raubt(e).In den frühen Jahren des 17. Jahrhunderts wird Potosí zur Boomtown. Von ihrem Wohlstand profitieren nicht zuletzt die Künste. Zahlreiche Werke des andinen Barocks entstehen in den frühen Jahren des 17. Jahrhunderts.

Subtil auf die Tatsache verweisend, dass dieses Genre nie Eingang in den europäischen Kunstkanon gefunden hat, begannen die Berliner Künstler und Kuratoren Alice Creischer, Andreas Siekmann und Max Jorge Hinderer (Berlin / Santa Cruz de la Sierra) vor mehreren Jahren, Künstler in Lateinamerika, Dubai, Moskau und China einzuladen, die barocke Malerei mit ihren zeitgenössischen Arbeiten zu konfrontieren. Entstanden ist eine in ihrer Formenvielfalt überwältigende Schau, die nach der ersten Auflage im Museo Reina Sofía in Madrid nun in Berlin – im HKW und mit dem chinesischen Museum für Kunst, Kultur und Migration bei der IG Metall zu Gast – und anschließend in La Paz gezeigt wird. Eine raffinierte Ausstellungsarchitektur macht die Überlagerung von Vergangenheit und Gegenwart, von Realität und Fiktion auf wahrhaftigen „Kreuzwegen“ sichtbar. Die Exponate lassen sich mal von oben – von Baugerüsten, Rampen, Emporen , mal hinter Wänden, mal durch Ferngläser entdecken und erkunden. Kuriere, die sie aus Lateinamerika nach Europa gebracht haben, sind anwesend und erklären und erzählen mehr. Hier wird Kunst, Geschichte und Politik auf gänzlich andere Weise präsentiert: informativ, ohne dass es didaktisch erscheint, abwechslungsreich, ohne ins Edutainment abzugleiten. Also: Zeit nehmen, hingehen, dem Guide folgen oder eigene, verschlungene Wege wagen. Noch bis zum 2. Januar 2011.

Öffnungszeiten, Preise, Filmprogramm etc. online: http://www.hkw.de.

 

Kategorie:

Geschichte | Gesellschaft | Kunst

 

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