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30. Januar 2008 11:33:27

… dösig: Landtagswahlverarbeitung in Hessen und Niedersachsen

Absolut demoralisierend, dieser Polit-Sprech, der nie so bezeichnend an Fassung verlor, wie in den Nach-Wahl-Interviews von Hessen und Niedersachsen. Als TV-Konsument fühle ich mich gepeinigt, unterschätzt und verhöhnt. Zwei Tage habe ich gebraucht, … … um mich von der emotionalen und akustischen Verschmutzung zu erholen, und die Gedanken über Rethorik, Medienrealität, Realität und nicht zuletzt über Menschen wieder einigermaßen ordnen zu können.
Konformität und Kontinuität im Abwerten von Gegenspielern, Konformität im Auf- und Umwerten des eigenen Versagens scheint eine Strategie zu sein, um sich unverletzt auf dem Bildschirm zu präsentieren. Auf Teufel komm raus: alles positiv reden ist die Maxime. Egal was kommt und wie es ausgeht, immer gilt: Die Redner und Wahlkämpfer haben grundsätzlich alles richtig gemacht. Und nicht nur die Kandidaten sind immer richtig, auch die, die ihnen vor der Wahl alles nachgeredet haben. Top-Leute, alle, auch die nicht gewählten. Sie negieren Verluste, reden schön was das Mikrofon durchlässt. Sturer Habitus zur Erzeugung von Medienrealität. Bei uns „Menschen“ vor den Bildschirmen hinterlässt all das einen schalen Geschmack. Man möchte die Politiker zur „Rede“ stellen, sie zur Verantwortung ziehen für ihre Geschmack- und Respektlosigkeit, die sie uns antun. Wo rangieren Vernunft, Mitgefühl, Charakter und Selbsterkenntnis als Basis für Ernsthaftigkeit und Kommunikation?
Lässt es sich wirklich nur nach dem Gesetz der Medienöffentlichkeit agieren? Man rede Scheiße 10 x zu Gold und schon wird sie tatsächlich zu Gold. Rede von Gold und die Menschen hören von Gold; lernen die Botschaft wie Vokabeln: 10 x wiederholen und das Wort ist im Langzeitgedächtnis.

Wenn der Redner die Dinge sein lässt, was sie sind, drohen mediale Verluste. Das bestimmt unsere mediale Realität und das macht hoffentlich nicht nur mir ein richtig mieses Gefühl.

Was war noch vor 10 Jahren ein Wahlabend vor der Glotze? Ein Event vergleichbar mit einem flotten Fußballspiel zum Freuen, Feiern, Lästern und nicht zuletzt auch gut, um sich in seiner kleinen Gesellschaft mit den Themen auseinanderzusetzen und darüber zu streiten. Ich gebe zu, das war nicht im brechtschen Sinne politisch von unten, aber es war wenigstens unterhaltsam und in gewisser Weise trug man eine Prise Politik mit in den Alltag und für ein paar Tage oder Wochen hielt ein, zumindest im Geiste, engagiertes Gefühl an. Das ist weg und ihr seid Schuld. Ihr Strategen und Berater, ihr Medienkonzepter, ihr Egalwaskonformitätskonstruierer. Langweilig ist das, ganz dösig wird man davon. Und das auch noch so programmatisch.

 

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