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30. November 2011 10:09:13

… Filmsalat: Libido im Bratenrock

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Obwohl (oder gerade weil?) es sich hierbei um „die wahre Geschichte einer Begegnung“ zweier bedeutender Männer und einer ebenfalls bekannten Frau handelt, spielt dieser Film quasi in einem Reinraum: Staubfreie Luft, gerade Wege, beschnittene Sträucher, schneeweiße Kragen, trockene Dialoge und garantiert erotikfrei. Keira Knightley müht sich als Sabina Spielrein wirklich redlich, die hysterischen, epileptischen Anfälle einer seelisch Kranken nachvollziehbar zu machen. Allein man sieht es, dass sie schauspielt. Michael Fassbender als (Carl) Gustav Jung und Viggo Mortensen als Sigmund Freud führen über einen Zeitraum von gefühlten zehn Stunden Dialoge und Briefwechsel zu psychoanalytische Themen, insbesondere über die Rolle der Sexualität und deren Folgen für die Welt. Es wird aber nicht nur analysiert, sondern mit Sabina auch praktiziert – ohne dass Gustav seine Gamaschen ablegt.

Besonders bizarr verläuft ein Gespräch – die übrige, große, Freudsche Familie hört de facto hypnotisiert mit und verputzt dabei ihr sonntägliches Bratenstück – über Libido und andere Herausforderungen, derweil der allgegenwärtige Zigarrenqualm den Durchblick zusätzlich vernebelt. Ich frage mich – und der andere Zuschauer im Saal vielleicht nun auch – ob David Cronenberg in diesem Film dem Klischee vom Psychoanalytiker entgehen wollte, in dem er es haarklein und stinklangweilig genau so vorführt, wie man meint, dass es wäre. Ich habe versucht aus den hochgestochenen Dialogen etwas zu lernen oder Ironie zu extrahieren, wo doch keine war. Schade, denn alle drei waren interessante, tragische Persönlichkeiten. Das Film-Wirken der beiden Männer erinnert mich jedoch fatal an einen auch heute zu beobachtenden Trend: Wenn ich von einer Sache schon nicht viel verstehe, kann ich aber immer noch Ratgeber werden und Leute coachen. Übrigens heißt der Streifen: „Eine dunkle Begierde„.

Dieses Kinoerlebnis fand übrigens im „Moviemento“ statt, dem – laut Eigenwerbung – ältesten (gegründet 1907) Kino Deutschlands. In dem Haus am Kottbusser Damm 22 ist immer was los. Vorgestern z. B. strömten einige Schulklassen mit angeregten Gesichtern aus der Vorstellung, nachdem sie sich vorher den, 2010 herausgekommenen, Streifen „The Social Network“ angesehen hatten. Im dem Kino, dass ja eigentlich aus mehreren kleineren Sälen besteht, herrscht Arbeitsatmosphäre und Improvisationsgeist. Von letzterem kündet u.a. der über dem Empfangstresen hängende Lampenschirm: Er war in seinem früheren Leben mal eine Waschmaschinentrommel.

Noch älter als das „Moviemento“ ist auf jeden Fall Max. Nachname Skladanowsky. Geboren 1863 in Pankow, gestorben am 30.11.1939, also heute vor 72 Jahren, in Berlin. Max Skladanowsky war mit seinem Bioscop einer der Wegbereiter des Films!

 

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