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1. Dezember 2012 11:45:12

…flächendeckend: Die Nackten und die Stadt

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Kaum haben wir Vorweihnachtszeit und es ist kalt genug, schon sind sie da – die Nackten. Bevölkern Bushaltestellen, Litfaßsäulen, Plakatwände. Sie kommen jährlich um diese Zeit, sie kommen massiv und sie kommen in Schüben – zuerst waren es die C&A-Flittchen, jetzt lungern die H&M-Miezen überall herum, demnächst kommen dann die Dessous-Damen der Wäschemarken. Sie frieren nicht wie wir, sie müssen nicht zur Arbeit, sie machen lediglich ein unzweideutiges Angebot – sie offerieren eine Geschenkidee, denn sie wissen, wir haben keine Zeit, über Weihnachtsgeschenke nachzudenken, und werden diese dann wieder einmal kurz vor Heiligabend mit all den anderen zusammen von den Stapeln reißen, verpacken lassen und ab damit unter den Weihnachtbaum.

Warum also, mein Süßer, nicht mal einen BH samt Höschen für die Dame deines Herzens – nein, vom Leib reißen kannst du mir´s nicht, also ab in den Laden …

Sie sind hässlich. Sie erschrecken mich mit ihrem Überfleisch, Übersex, sie sind die drei Meter hohe Verkörperung jener doppelten Pornographisierung unserer Zeit – der Erotik und der sogenannten „Märkte“ – , die grimmig und ungehemmt versucht, alles aber auch wirklich alles dem Diktat des Konsumismus zu unterwerfen. Und ich will auch das nicht verschweigen: Mit den Kosten für die Körbchenkampagne könnte man locker zwei Jahre lang das Krankenhaus in Ierapetra auf Kreta finanzieren, das neulich wegen flächendeckender Krise geschlossen wurde. Aber das ist die bekannte Milchmädchenrechnung .

Oder?

 

 

5 Reaktionen

  1. Wolf

    Man wünscht sich mehr denn je die werbefreie Stadt.

    Ich hörte neulich, dass der sog. „Stadtmöblierer“ Wall AG gerne öffentliche Toiletten etwa in Parks aufstellt, im Gegenzug, oder um den Preis zu drücken, aber die lizenz zur Aufstellung einer weiteren werbewand erwartet, auf der dann eben auch von ihnen beschriebenes Fleisch rotiert.

  2. Joachim

    … also ich finde ja, dass »Flittchen« und »Mietzen« eher etwas über die Fantasie des Betrachters verraten als dass sie als Beschreibungen taugen.

    »Häßlich«?
    Naja…

  3. Praliné

    Heute Morgen. Berlin. 1 Grad. Menschentrauben, die bibbernd an der Straßenbahnhaltestelle stehen und ihre Blicke gebannt auf die Plakate richten. Eine Blondine mit glitzernden Dessous ist darauf zu sehen. Blicke, Schmunzeln. Dann ist es geschehen. Es entspinnen sich kurze Gespräche zwischen einander nicht bekannten Männern und (!) Frauen. Es wird gelacht, einer tauscht eine Visitenkarte mit einer Frau. Nicht Facebook ermöglicht echte Kommunikation: es braucht nur ein paar Nackte an einer Straßenbahnhaltestelle im winterlich kalten Berlin. Den Werbefuzzis sei Dank!

  4. Magnus

    Der Auftritt der leicht bekleideten Lichtgestalten ist tatsächlich beeindruckend und besonders H&M hat es geschafft, damit Stadtgespräch zu werden. Interessant finde ich, dass hier keine kleinen Hascherl gezeigt werden, die sich Männerfantasien anbieten, sondern ich sehe eher Frauen, die „Herr“ über ihre eigene Sexualität sind. Die Models strahlen in Posen und Blicken, und auch weil sie als Personen in all dem Licht kaum greifbar sind, eine gewisse körperliche, oder direkter gesagt, sexuelle Überlegenheit aus. Diese Frauen lassen sich garantiert nicht die Wäsche vom Leib reißen – es sei denn sie wollen es.
    Natürlich kommen einem bei einem so massivem Plakatieren Zweifel, ob es wohl notwendig ist, derartig viel Geld in die Werbung zu stecken. Doch gleichzeitig kann man nicht abstreiten, dass das deutsche Krisenwunder (allen in Europa geht es schlecht, außer den Deutschen) genau damit zu tun hat, dass hier fröhlich weiter geworben und gekauft wird. Hier wird nicht so viel Geld verblasen, dass nichts für griechische Krankenhäuser übrig bleibt, sondern eher wird hier so viel Geld umgesetzt und verdient, dass auch wir uns auch den griechischen Problemen noch viel stärker annehmen könnten.

  5. cooles berlin catering

    … ein weiterer beitrag aus der abteilung sex sales… nur wirken lichteffekte auf schaumstoff-inlets doch wirklich nur pubertierenden.

    das ganze ist komplett überflüssig! stadtgespräch? lächerlich!

    ich empfehle da einen super altmodischen wie freakigen miederwaren-shop von frau hitschke in döbeln in sachsen, das hinter dresden, vielleicht macht ja mal jemand eine „reise“ in diese richtung…

    mit frau hitschke über körbchen und busen ins gespräch kommen – das ist tatsächlich eine erinnerung fürs leben

    http://www.stadtbranchenbuch.com/doebeln/2796351.html

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