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14. Juni 2011 23:20:16

… sprachlos, oder: English for all?

Am Zeitungsstand im Bahnhof Friedrichstraße gab es heute nachmittag einen kleinen Aufreger. Ein dürres, kleines, leicht angedudeltes Männchen von vielleicht 65 Jahren, bekleidet mit einem karierten Hemd und einem Strohhut, wollte von der Verkäuferin wissen, warum sie kein Englisch spreche! „Why don’t you speak English“? blubberte der Mann die junge Frau mehrfach an, bis diese sich männliche Verstärkung holte. Auch ihn befragte der fidele Brite lautstark, ob er Englisch könne. „Do you speak English“?. „Yes, a little bit“, lautete die Antwort und nach der wiederholten, identischen Frage des Touristen dann: „Immer noch – a little bit“. „Why don’t you have english papers“?, bohrte der kleine Mann weiter. „Yes, we have – which do you want?“, so der Verkäufer. „Daily Telegraph“, wiederum der Mann von der Insel. Dieses Blatt war jedoch nicht im Sortiment, aber andere englische Zeitungen, von denen er dann eine kaufte. Vor der Kasse stehend redete er nochmal auf die Verkäuferin ein: „Why don’t you speak English. We are the Greatest. We have The Queen“. Dann zog er ab.

Die Financial Times Deutschland berichtete heute, dass laut Untersuchung eines Wirtschaftsprofessors aus dem Saarland bei 30 großen deutschen Unternehmen Anglizismen über Gebühr in den Geschäftsberichten vorkämen und dass dies sogar juristische Konsequenzen nach sich ziehen könne, da laut Handelsgesetzbuch der Jahresabschluss in deutscher Sprache zu erstellen sei.

Also: „Wat den Eenen sin Uhl, is den Annern sin Nachtigall“. (Fritz Reuter)

 

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Alltägliches

 

3 Reaktionen

  1. Helen

    Oh, ja, das Problem kenne ich, aber anders herum. Sowohl in den USA als auch in GB ( hier London) wird davon ausgegangen, daß der Besucher englisch spricht. Man gibt sich wenig Mühe, den Ausländer zu verstehen.
    Aber von einem Engländer kann man auch ein bißchen deutsch verlangen. Und wenn es mit Händen und Füßen unterstrichen wird.

  2. Joachim

    Wieso kann man von einem Engländer ein bißchen Deutsch verlangen?

  3. Jürgen Pahl

    Zu 1. und 2.: „… In unserem Abteil saßen ein paar liebenswürdige Deutsche. Nach einer Weile begann ich, über allerlei recht Privates zu reden. Harris wurde nervös. Er stieß mich mit dem Ellenbogen an und sagte: „Sprechen Sie deutsch – diese Deutschen verstehen vielleicht englisch!“ Ich folgte seinem Rat, und das war gut so; denn es stellte sich heraus, daß unter den Deutschen keiner war, der nicht vorzüglich Englisch verstand. Es ist merkwürdig, wie weit unsere Sprache in Deutschland verbreitet ist. Nach einer Weile stiegen ein paar von diesen Leuten aus, und ein deutscher Herr und seine beiden jungen Töchter stiegen ein. Ich wandte mich mehrfach auf deutsch an eine der letzteren, erzielte jedoch keinen Erfolg. Schließlich sagte sie: „Ich verstehe nur deutsch und englisch.“…

    Aus Mark Twain (der 1891 auch Berlin besuchte): „Bummel durch Deutschland“.

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