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5. April 2008 16:04:52

… zeitweise: Olav Christopher Jenssen im Haus am Waldsee

Olaf Christopher Jenssen im Haus am Waldsee

Olav Christopher Jenssen gilt als einer der wichtigsten zeitgenössischen Künstler Norwegens, weswegen er auch offiziell von der norwegischen Botschaft gelabelt wird. Er lebt schon ungefähr 20 Jahre in Berlin und hatte trotzdem noch nie in dieser Stadt eine große Einzelausstellung. Genau das ist die Lücke, in der die Leiterin und Kuratorin des Hauses, Frau Dr. Blomberg, das Haus am Waldsee im Berliner Kunst- und Museums-Business positionieren möchte. Ihr gelingt das Kunststück wichtige Kunstschaffende auszustellen, die in Berlin selten gezeigt wurden und deren Werk oder Leben trotzdem einen klaren Bezug zur Stadt bieten. Zusätzlich neigt sie überhaupt nicht dazu, diese Künstler (sofern es noch lebende sind) künstlich zu hypen – was sehr sympathisch ist – und trotzdem werden zu den Ausstellungen immer beträchtliche Mittel und Sponsoren akquiriert, die das Ganze überhaupt ermöglichen.

Olav Christopher Jenssen ist so einer, der sich nicht gut hypen lässt. Dazu ist sein Werk zu spröde, vielgestaltig und unklar. Es gibt vielleicht ein paar wenige formale Konstanten, die sich über die verschiedenen Disziplinen (Malerei, Zeichnung, Plastik, Skulptur) erkennen lassen (z.B. von oben herabhängende hängende bzw. schwebende Formen, gleichartige Formatreihen und die ganz allgemeine Abstraktion der Motive) aber im Prinzip …

… werden die Arbeiten nur durch die Person Jenssen zusammengehalten. Er arbeitet „lustvoll aus dem Leben heraus“ (Zitat Katja Blomberg). Das soll heißen, er beschäftigt sich „ZEITWEISE“ (Titel des Ausstellung) mit Themen, Dingen und Formen, die ihn gerade interessieren oder auch hinreißen. Das sind meist formale Ansätze, denen man aber mit einer kunstwissenschaftlichen Deutung kaum auf die Spur kommt. Es gibt eine ganze Reihe großformatige Bilder mit klar abgegrenzten strahlenden Farbflächen(mustern). So was könnte man in der Folge der Konkreten Kunst der 60er Jahre sehen, oder vielleicht Einflüsse von ornamentaler, südafrikanischer Ethnokunst entdecken, doch was hat man davon? Ich glaube gar nichts. Jenssens Werke sind wirklich seine Werke, die aus ihm heraus entstehen. Bezüge in die Kunstgeschichte sind zumindest vordergründig nicht vorhanden. Auf die Frage, wie Bilder entstehen, scheint Jenssen eine sichere Antwort zu geben: Intuition ist wertvoller als Wissen.

Diese Selbstbezogenheit und Selbstverständlichkeit ist auch der Ansatzpunkt, warum man den Norweger öfter mal mit dem großen norwegischen Überkünstler der Moderne Edvard Munch vergleicht. Wie dieser hält Jenssen einen eher lockeren Umgang mit seinen Bildern. Frau Blomberg erzählte, dass die großen Bilder zum Transport ins Haus am Waldsee nicht einmal verpackt waren und sie mitunter beim Aufbau, um den sich der Künstler selbst kümmerte, einfach auf dem Boden rumlagen. Schon erstaunlich bei diesen Werten. Ähnliches wird auch Munk nachgesagt. Dieser hat auch schon mal Bilder, die er verkauft hatte, einfach noch mal für sich nachgemalt, weil er das Motiv eben bei sich haben wollte. Sogesehen sind die Bilder eines Künstlers immer seine eigenen Bilder, und mit denen kann er wohl umgehen, wie er das für richtig hält. Diese erdverbundene Sicht ist vielleicht typisch norwegisch oder noch eher, wir stereotypisieren sie gerne auf das Norwegische – wer weiß?

Natürlich ist die Ausstellung nicht leicht zu rezipieren. Man bleibt mit einem Interpretationsversuch notgedrungen auf der Strecke. Wahrscheinlich versucht die Kuratorin auch deshalb mit einer ganzen Reihe von Veranstaltungen die Nähe zum Leben des Künstlers herzustellen.

Hier eine Auswahl der Verschiedenartigkeit der Arbeiten:

Olaf Christopher Jenssen Gipsplastiken
Gipsplastiken
Olaf Christopher Jenssen Tonplastiken
Tonplastiken
Olaf Christopher Jenssen Malerei (Ausschnitt)
Malerei: The Lark, 2008
245 x 245 cm, Acryl auf Leinwand (Ausschnitt)

Die Ausstellung läuft bis zum 08.06.2008.

 

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