Es gibt etwas, dass meine Freundin F. mit mir teilt. Die Leidenschaft für Schachteln. Und da man anderen gern schenkt, was man selbst am liebsten hätte, stehe ich immer wieder mal vor einer Schachtel und überlege, ob man diese ohne Inhalt wohl verschenken könnte. Die Schachtel an sich kann in Form, Qualität und Ausführung schon einen Bezug zum Beschenkten herstellen und ist damit eigentlich schon als Geschenk habilitiert. Was aber, wenn der/die Beschenkte die Leidenschaft nicht teilt, die Schachtel öffnet und enttäuscht in das große oder kleine Nichts blickt. Womöglich denkt er/sie, dass dies eine geheime Mitteilung sei und wird sich gekränkt von mir abwenden. Klar, man kann auch einfach etwas hineintun, um diesem Dilemma zu entgehen. Aber dann wird das ursprünglich spontane, beseelt vom Gedanken an den/die andere(n), ersonnene Geschenk plötzlich quälend. Denn nun fängt die große aus-den-Fingern-Saugerei an. Nur damit man die Schachtel verschenken kann, denkt man umständlich über den Inhalt nach, der natürlich für den Beschenkten wie eine Hauptsache daherkommt und entsprechend überlegt ausgesucht werden will. Vielleicht sollte man ein auf die Schachtel verweisendes Ding hineintun. Einen Finger? Ihhhh! Müllbeutel? Hmmm! Ah, vielleicht könnte man mit geschickten Zeichnungen auf den Grund und die Wände der Schachtel den Beschenkten schachteltechnisch inspirieren, verschiedene Dinge hinein zu tun. Dafür braucht es natürlich etwas Phantasie, was denn der/die Beschenkte an Kleinkram-Krustel-Krims und Krams so besitzen könnte. In der Schachtes ist z.B. Platz für Verbindendes und Trennendes oder für alles, was für eine Weile aus den Augen verschwinden soll, um es zu einem späteren Zeitpunkt mit Gefühlen aus dann längst vergangenen Zeiten wiederzuentdecken. Das ist doch ein schönes Geschenk so eine Schachtel.