
Jaja, das Thema ist abgedroschen und in Second Life tummeln sich Pädophile und andere Verbrecher! Leider ist das ganze nicht so einfach. Mit dieser deutsch-europäischen Antihaltung verpasst man und frau einiges.
Doch erstmal von vorne. Second Life entstand 1999 – noch mitten im ersten Internet-Hype – im sonnigen Kalifornien. Seit Mitte 2003 ist es online. Momentan sind 7 Millionen Avatare angemeldet und ungefähr 30’000 ständig online. NewBerlin ist nun
… seit 17. April 2007 als virtuelles Spiegelversum unserer lieben Stadt im digitalen Raum erkundbar. Berlin – Metropole der Kunst – ist somit hyperreal geworden. Dementsprechend muss auch im S-Bahnhof Alexander Platz ein Kunstbahnhof sein. Derzeit hat sich dort das Kontainer-Kunst-Projekt Platoon eingenistet.
Das Hyperreale ist – wie alle wissen – realer als die Realität. Oder doch nicht? Baudrillard ist ja leider vor kurzem gestorben. Nicht nur seit es NewBerlin in SL gibt, existiert Kunst im Metaversum, sondern eigentlich schon seit je. Da gibt es zum Beispiel die berühmte Gazira Babeli, script/ code performerin aus Italien. Die Netzkunst Pioniere Eva und Fraco Mattes von 0100101110101101.org experimentierten auch schon mit SL.
Doch Kunst ist in der sogenannten Realität eine Marginalität. Das zeigt sich auch in der Simulation von SL. Der grösste Teil von SL ist mit Sex verbunden, das wurde in den deutschsprachigen Medien vor ungefähr 3 Monaten ausgiebig diskutiert. Das Hyperreale ist eben doch Realer als die Realität. Sowas schreckt natürlich viele Künstler ab.
Es zeigt sich dennoch, dass SL – Second Life – ein idealer Ort für junge Künstler ist, die Neues im Geiste der conceptual art oder der Fluxus-Bewegung ausprobieren möchten. Second Life ist die Verschränkung von Leben und Kunst. Nur halt im virtuellen digitalen Raum. Ein solcher Ort ist odyssey. Da gibt es auch dorkbot sessions (Achtung das ist Eigenwerbung! *g*). Das Motto von dorkbot SL ist ppl doing strange things with second life, anstatt mit Elekrizität. Wer die Skriptsprache von SL (LSL) kennt, wird zum Magier oder – im zeitgenössischen Jargon – zum Code Performer. Operative Performanz im Hyperrealen. Müsste es nur noch bessere Interfaces geben, dann würde es heissen: Digital Art meets Bio Art.