Nikolaus Geyrhalters Film „unser täglich Brot“ ist eine unkommentierte Dokumentation, die keine Worte braucht. Der ganze Film ist aus Sequenzen zusammengeschnitten, bei denen die Kamera einfach draufhält. Kein Schwenk, kein Zoom, kein Effekt. Puristischer kann man so einen Film nicht machen und darin liegt die Stärke.Menschen, die sich so einen Film ansehen gehören ja meistens in die Fraktion der bewussten Nahrungskonsumenten und so sitzt man im Kino natürlich in einer kleinen Gruppe von Gleichgesinnten, die eigentlich genau wissen, was sie erwartet: Narungsmittelproduktionsstätten sind automatisch organisierte, bis zum Letzten effizeienzoptimierte Fabriken für Nährwert. Tiere und Pflanzen werden hier nicht als Lebewesen, nicht mal als Fleisch oder Gemüse, sondern nur als Resource zur Wertschöpfung verstanden. Nahrung kann man verkaufen, also wird sie produziert. Ein Rind, ein Huhn, eine Paprika oder ein Apfel sind von der ersten Sekunde ihrers Lebenszyklus an nichts als Produkte, die mit optimalem Kapitalertrag hergestellt werden.
Durch die Beschränkung der Drehorte auf Europa bekommt die Doku einen Realitätsbezug, der einem bedrohlich nahe kommt. Die Produkte, deren Entstehung man in diesem Film sieht, kann man hier bei uns in jedem Supermarkt kaufen.
Machen wir das, werden wir logischer Weise zum notwendigen Glied in der Handelskette vom Getreidekonzern bis zum Frühstücksteller und wir sind natürlich mitverantwortlich für das Gesamtgeschehen.
Der Film macht das unmissverständlich deutlich, ohne nur ein einziges Wort darüber zu verlieren. Darum ist es ein starker Film, bei dem man bei mancher Einstellung auch starke Nerven braucht. Gesehen im fsk.
Etwas zugänglicher, publikumswirksamer und dadurch vielleicht auch ein bisschen nachhaltiger war da der vergleichbare Film „We feed the world“, der auch schon im deutschen Fernsehen ausgestraht wurde. Hier stehen die globalen Auswirkungen und die moralischen Zerrbilder der Lebensmittelerzeugung und des weltweiten Handels damit im Mittelpunkt.