ein buntes Kulturerlebnis!

… rührend: „Sie sind ein schöner Mann“ im Kino

Der Film „Je vous trouve très beau“ von Isabelle Mergault erzählt eine einfache Geschichte einer unmöglichen Liebe voller warmer Gefühle: Der Bauer „Aymé“ (Michel Blanc) mit einem Gesicht wie ein Camembert und Augen wie eine Quitscheente verliert seine Frau, die mit ihm in einer gänzlich unromantischen Zugewinngemeinschaft lebte. Da die Arbeit für einen zu viel ist, „braucht“ er eine neue Frau. So einfach ist das im ländlichen Frankreich aber nicht und darum nimmt er die Dienste eines Vermittlungsinstituts in Anspruch. Die Beraterin merkt schnell, dass es hier nicht um geteilte Liebe geht, sondern um reine Arbeitsteilung. Was liegt da näher als eine praktisch veranlagte Rumänin einzufliegen? Doch als die Beraterin und der Bauer in einem Bukarester Hotel auf Brautschau gehen, sind die Damen weniger handfest als erwartet. Sie wollen lieber in die Disko als auf den Bauernhof. Nur eine, „Elena“ (Madeea Marinescu), kapiert wie sie es schafft, mit dem Franzosen zurück in den Westen zu fliegen. Also geschieht es, die junge Mutter verlässt ihre Tochter und die Familie, fliegt nach Frankreich und die tragisch komische Liebesgeschichte nimmt ihren Lauf. Denn sie kommt in einer heimlichen Welt an, in der Aymé den Nachbarn nicht verraten will, wie es kommt, dass plötzlich eine junge hübsche Rumänin auf dem Feld steht. Er spinnt sich eine abstruse Geschichte zusammen, die natürlich auch irgendwann Risse bekommt und schließlich ganz zerbricht. Trotz widriger Umstände gewinnen Elena und Aymé eine tiefe Zuneigung zueinander, doch sie sind unfähig sich diese Liebe gegenseitig einzugestehen. Elena leidet bald unter der Trennung von ihrer Tochter und sie versucht ihr Glück mit Pferdewetten. Schließlich treibt der Bauer seine schöne Ausländerin wieder nachhause, weil er glaubt, es sei besser für sie. Es ist ein rührender Moment des selbstlosen liebenden Abschieds. In Rumänien wendet sich das Blatt erneut – zum Glück.

Noch nie war ich im Kino in einem Film, bei dem das Durchschnittsalter der Zuschauer irgendwo zwischen 40 und 50 lag. Da konnte ich mich mal wieder richtig jung fühlen! Allerdings sind im Plot schon einige Elemente und Gags eingebaut, die tatsächlich in der Zielgruppe 40 besonders gut funktioniern und im Publikum ganze Kommentarkaskaden nach sich zogen. In diesem Umfeld konnte ich mich dann auch getrost meiner Leidenschaft hingeben, alle Szenen mit emotionalen Lauten zu untermalen. Niemand nahm’s mir Übel und ich fand es sehr entspannend. Und da gab es viel zu schluchzen und zu kichern. Als alter Kinoheuler bei meinen Freunden verschrieen, machte ich meinem Ruf alle Ehre.
„Sie sind ein schöner Mann“ ist eine schrullige Tragikkomödie, bei der man am Schluss die ganze Zuschauerschaft im Chor sagen hört: „Ach war das schön!“

Nur einen Kritikpunkt gibt es doch: Einige Szenen spielen in der rumänischen Familie, die leider in der deutschen Fassung auch mit gebrochenem Deutsch synchronisiert sind. Als könnte die ganze Familie nicht recht miteinander reden. Warum lässt man das nicht einfach in der Originalsprache und setzt Untertitel darunter? Es wäre jedenfalls viel authentischer und hätte nicht den herablassenden Duktus, den es leider bekommt, wenn man Ausländer auch in ihrem Heimatland wie Ausländer sprechen lässt.

Gesehen im FT Friedrichshain