Meistens tricks ich mich zu meinen Terminen in der Stadt ohne größere Schwierigkeiten durch den Verkehr. Aber heute, wo ich es besonders eilig hatte, verschworen sich Dinge und Zufälle in einer Weise gegen mich, die ans Unheimliche grenzte. Alles begann damit, dass mir die Tankanzeige deutlich machte, dass ich überhaupt keinen Termin wahrnehmen werde, wenn ich nicht sofort für Nachschub sorgen würde. Absehbare Folge: 12 Minuten Verspätung. Dieser blöde Zapfhahn hakelt und will nur milliliterweise Benzin abgeben, Folge: 5 Minuten Verspätung, nach einigen authistischen Selbstberuhigungsversuchen stelle ich mich in die Schlange vor der Kasse und sehe,dass es Menschen gibt, die sich nicht zwischen 10 verschiedenen Kaugummisorten entscheiden können. Als ich endlich dran bin, ist der Tag schon fast rum. (Alle Angaben in gefühlten Zeiten). Damit es schneller geht hole ich meine Scheckkarte raus. »Die Verbindung will heute irgendwie nicht so richtig« lächelt mich der Verkäufer an. »Hatten wir schon ein paar Mal, heute morgen.« Schön, weitere 12 Minuten Verspätung. Jetzt ist es wirklich zu spät, um im akademischen Viertel anzukommen (bis max. 15 Minuten darf man, ohne mit gesellschaftlicher Ächtung rechnen zu müssen, zu spät kommen.) Ich schnappe mir mein Handy, um festzustellen, dass die gewünschte Nummer nicht gespeichert ist. Auch egal, dann jetzt fix ins Auto und los. Irgendwie haben die entsprechenden Autos in meiner Umgebung Wind von dem Verspätungsdrama bekommen und schließen sich der großen Verschwörung gegen mich an: in sekundengenauem Timing passen sie mich von links und rechts ab, überqueren die Straße im richtigen Moment, so dass ich nur sehr zäh vorankomme und auch noch jede rote Ampel mitnehmen muss. Völlig entnervt finde ich zur Belohnung wenigstens sofort einen Parkplatz am Savignyplatz. Zwar frage ich mich, warum die Frau dort sich so sperrig hinstellt, dass ich kaum reingelange, aber das erfahre ich unverzüglich. »Können Sie bitte so weit wie möglich von meinem Auto wegparken? Der ADAC muss hier gleich an die Tür. Um mich herum sind ca. 5 cm Platz?! Aber ich bin ein guter Mensch – und parken gehört zu meinen Spezialitäten! Ich fuhr raus und rein und wieder raus und wieder rein und stand dann so diagonal, dass jeder ganz toll an ihre Tür kommen konnte. Ich hatte weitere 10 Minuten verloren, weil zuguterletzt natürlich auch der Parkautomat mein Geld nicht annehmen wollte und ich einen weiteren weiter weg versuchte und noch einen, und dann wieder zurück zum Auto musste, wo immer noch diese Frau rumstand. Für den Rest des Tages lass ich das Auto stehen. Das Fahrrad muss auch mal wieder reaktiviert werden.