Die Mädels in „Prinzessinnenbad“ fluchen und schimpfen, dass es wirklich das Herz anrührt: „Bitte, bitte, schenk mir einen Blick, du Wichser“.
Drei 15jährige Mädchen, Klara, Tanutscha und Mina werden ungefähr ein Jahr bei ihrem Leben in Kreuzberg begleitet. Sie treten anfangs als unzertrennliche Mädchenclique auf, entwickeln sich über die Zeit aber zu drei sehr unterschiedlichen Charakteren, die auch merken, wie sie sich voneinander entfernen. Es ist eine dokumentarische Spielweise des Heimatfilms. Es geht um große Werte – Liebe, Wahrheit, Herzschmerz, Anpassung und Selbstfindung an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Die Regisseurin Bettina Blümner ließ viel Wärme und Empathie für die Heldinnen des Films einfließen. Sie gibt den Ansichten der drei großen Raum und so erfahren wir, dass Leute, die im Ökoladen einkaufen und im Prinzenbad stur ihre Bahnen runterschwimmen, die wahren Spießer sind, dass Türken einfach geiler sind und, dass man mit einer abgebrochenen Schullaufbahn nicht Astronaut werden kann. Das ist zum Teil sehr lustig und es zeigt, dass diese drei 15järigen verdammt viel zu meistern haben. Sie müssen sich für einen beruflichen Weg entscheiden, sich in Mitten des physischen und geistigen Wandels innerhalb der Pubertät in ihrer chaotischen Gefühlswelt zurecht finden und bei all dem, auch noch ihre Familien zusammenhalten, da sie mit ihrer Forderung nach geregelter Struktur überall den Kern ihrer Restfamilien bilden. Bei der Dokumentation der Hilflosigkeit der Eltern wird der Film denn auch wirklich tragisch. Es herrscht allseitige, geistige Alternativlosigkeit, die nur in seltenen Fällen durch zugetane Wärme ausgeglichen wird. Man hofft inständig, dass die drei den Sprung ins kalte Wasser zur eigenen Lebensgestaltung besser in den Griff bekommen werden als ihre Mütter.
Der Film vermag es, einem die Schwierigkeiten des Lebens mit 15 in Kreuzberg sehr nahe zu bringen und er ist deshalb gesellschaftlich erhellend, weil er nicht einem Moment abstrakt vom Leben in einem bestimmten Milieu erzählt, sondern immer am faktischen Beispiel bleibt.
Unbedingt im Babylon in der Dresdner Straße ansehen. Dort ist dieser Film zuhause.