Es geht Andreas Schmid darum in bestehende Räume einzugreifen, diese mit wenigen Linien und Farben umzugestalten, sie neu zu kontextualisieren, sie zu brechen und zu öffnen für neue Eindrücke und Inhalte. Oder er zeigt anhand von Fotos wie sich Räume, Straßen, Orte selbst brechen, z.B. wie ein Schatten einen Parkplatz zu seiner Spielfläche umgestaltet oder der Wind eine Düne zeichnet. Mit einem Wort: Es geht um Raummodulation. Dieses Thema ist natürlich nicht ganz neu in unserer Welt, doch das macht es nicht weniger interessant. Gerade Andreas Schmid hat in Berlin mit schönen Arbeiten gezeigt, wie relativ kleine Eingriffe Räume zu Erlebnisräumen machen können. Der Fußgängerunterführungstunnel in Pankow am RathausCenter ist so ein Beispiel, wo mit scheinbar chaotischen angeordneten Lichtpunkten und einer intelligenten Lichtsteuerung ein Raum moduliert wird und dadurch von einem unheimlichen, vielleicht sogar abstoßenden Unort zu einem reichen und schönen Ort verwandelt wird.
Zu seiner Lichtinstallation im Debis-Center, die Bestandteil der Sammlung DaimlerChrysler ist, sagte Andreas Schmid: „Ich verstärke das, was ich als die Charakteristika eines Raumes wahrgenommen und weiter verarbeitet habe. Auch die Leere wird durch meine Eingriffe aufgeladen bzw. aktiviert. Ich verbinde Dinge im Raum, indem ich den Raum inhaltlich deute, ihn fragmentarisch auffülle.“
Im Kontext einer Galerie ist diese „Aufladung“ oder „Aktivierung“ allerdings weniger deutlich zu spüren und darum stellt deren Wahrnehmung höhere Ansprüche an die Sensibilität der Betrachter. Ein Ort, wie der Ausstellungsraum des Hauses am Lützowplatz, ist es gewohnt verändert zu werden und die Besucher sind es ebenso. Hier treten viel stärker als in der „freien Wildbahn“ Aspekte der konkreten Ausformung in den Vordergrund. Hier achtet man auf nicht ganz glatte Fugen oder nicht vollkommen akurate Wandabschlüsse, denn die Minimalität eines solchen Werkes verlangt im Kontext eines ohnehin für die Kunst freigeräumten Raumes nach Perfektion. Die Frage nach der Genauigkeit drängt sich auch dadurch auf, dass Andreas Schmid die Metapher selbst auf den Plan ruft, indem er eine Wand mit einem vergrößerten Millimeterpapier tapeziert hat.
Im Kontrast zu diesem gewollt perfektionistischen Vorgehen stehen seine Zeichnungen, die mit einfachsten Mitteln als konkret abstrakte Werke in Erscheinung treten. Hier werden Linien aus Tesa-Krepp-Band, groben Bleistiftstrichen, Schnitten und Kratzspuren gebildet und es geht spürbar nicht um vollkommen geplante Genauigkeit in der Ausführung, sondern genau umgekehrt, um exakte Wahrnehmung dessen, was durch ein paar wenige Linien auf einer Fläche passieren kann. Die Zeichnungen füllen die über den Hof zugängliche Studiogalerie.
Die Eröffnungsrede hielt Dr. Britta Kaiser-Schuster. Sie ist auch im Video zu hören und am Schluss mit dem Künstler zu sehen. Die Ausstellung ist bis zum 13. Mai 2007 geöffnet.