ein buntes Kulturerlebnis!

… ritualisiert: Segen und Muttis

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Lang ist es her, dass der Pfarrer mir noch schnell eine Kelle Wasser über den Schopf goss, damit ich am nächsten Tag mit den anderen 12-14jährigen konfirmiert werden konnte. Während sich meine damals beste Freundin C. einem Lachanfall hingab, dachte ich darüber nach, ob mir das kalte Wasser gleich den Nacken runterläuft und sich seinen Weg in die Schuhe bahnt und ob das jemand sieht und ob ich dann wohl tropfend aus der Kirche rausgehen würde. 10 Minuten später weinte C. sich an der Schulter der Pfarrersfrau aus, weil doch Lachen in der Kirche nicht erlaubt sei, so denkt sie. Sie wird eines Besseren belehrt: Man lachte sogar schon auf Beerdigungen. (Wie beruhigend) Und heute, heute darf man nicht nur Lachen, man darf offiziell falsch singen, wird sogar dazu aufgefordert (Hauptsache man singt!!!), die Musik swingt und ragtimed durch die heiligen Hallen, Chormitglieder wippen vereinzelt mit den Hüften und die segenempfangenden fast Erwachsenen stehen vorm Altar und es ist deutlich wahrnehmbar: Magersucht ist out!
Ein Tag später ist auch noch Muttertag. Gern werde ich bei den Vergessensbemühungen von verschiedenen Seiten darauf hingewiesen, dass Muttertag sowieso ein blöder Tag ist, weil die Nazis ihn für ihre Zwecke missbraucht haben, um die Wirtschaft anzukurbeln. Die Mutterwirtschaft? Die Floristik? Aber irgendwie tut mir Mutti Leid, wenn sie mal wieder die einzige ist, die wegen Hitler keine Grüße, Bekenntnisse, Blumen und solches Gedöns bekommt. – Nun, der Muttertagwirtschaftsfaktor ist in Kreuzberg angekommen. Denn sonst hätte ich ihn wieder guten Gewissens vergessen. An jeder Ecke wird man in Kreideschrift darauf hingewiesen: Heute geöffnet, Blumen zum Muttertag! An Muttertag warme Brötchen. Mutti komm rein: Flatrate trinken ab 30! Na dann Prost auch! Und ich versuch mal meine Mutter anzurufen, um ihr wie jedes Jahr zu sagen, dass der Muttertag eine blöde Erfindung ist. Mein Beitrag zum Muttertag.