ein buntes Kulturerlebnis!

… unentschieden: The Departed von Martin Scorsese

Alle meine Freunde, die „The Departed“ schon gesehen haben, finden ihn gut. Folglich ging ich mit großen Erwartungen ins Kino und wurde nur teilweise beglückt. Natürlich ist die Geschichte des Mafia-Thrillers nicht gerade darauf angelegt, die Zuschauer glücklich zu machen, aber gelungene Plots und schauspielerische Großtaten können schon wohlig stimmen, selbst wenn die Story infernalisch daherkommt.Nicht ganz so bei diesem Film: Der hochkarätige Cast bleibt immer in Cop-Klischees gefangen, die man aus vielen anderen East-Coast-Bullen-Streifen kennt. Nur Leonardo di Caprio zeigt, dass er längst ein echter Charakterdarsteller ist. Matt Damon zeigt da deutlich weniger Tiefgang (liegt aber auch an der Rolle).
Die Grundkonstellation des Films ist eigentlich recht spannend: Zwei junge begabte Polizisten, die ihre Karrieren von den Vorgesetzten gedrängt, völlig unterschiedlich angehen. Der eine (Matt Damon) hat eine anscheinend saubere Akte, wird aber vom organisierten Verbrechen in den Polizeiapparat geschmuggelt, der andere (di Caprio) hat eine aktenkundliche Kriminellenverwandtschaft und wird deshalb als verdeckter Ermittler bei den Verbrechern eingeschleust.
Die Spannungskurve kommt etwa bei drei Vierteln des Films auf dem Höhepunkt, als die beiden Antipoden in einem stummen Telefonat miteinander verbunden sind, und beide kapieren, dass das Gegenüber jeweils höchst existenzbedrohend ist. Danach beginnt dann eine wilde Abschlachterei per gezieltem Kopfschießen.

Mich erinnerte das Ganze an den misslungenen Versuch, die NPD zu verbieten. Das humorlose deutsches Verfassungsgericht hielt es für unmöglich eine Organisation zu verbieten, die zu einem erheblichen Teil aus verdeckten Mitarbeitern des Verfassungsschutzes besteht. Es sei bei der NPD nicht mehr zu klären, ob die Verfassungsschützer die NPD nicht eigentlich ausmachten, konnte man als kritischen Unterton aus dem Urteil herauslesen. So ähnlich ist es im Film. Eigentlich sind alle „Ratten“ (Lieblingswort im Film), die den Kuchen selber bilden, an dem sie fressen.