
Natürlich habe ich unterschrieben. Schließlich bin ich Vegetarier, ökologisch sozialisiert und Unterstützer der Einzelhandelsstruktur im Kiez. Meine Unterschrift gegen den Food-Großkonzern McDonalds ist sicher, aber ob es was bringt, außer dem relativ großen Medienecho, das in gewisser Weise genauso eine Werbung für die Burgerkette wie für die Bürgerinitiative darstellt?
Vermutlich nicht und die weitverbreitete Antihaltung der Kiezbürger (meine eingeschlossen) wird vermutlich zu kaum wahrnehmbaren Einnahmeverlusten beim Burgerverkauf führen. Schließlich wollte die, sich stets formierende, kreuzberger Bürgerfront auch mal die Supermärkte aus dem Kiez heraushalten, mit dem Erfolg, dass nun ein Lidl- und ein Plus-Markt in nächster Nähe zum geplanten McDonalds stehen. Die soziografische Struktur des Bezirks (extrem hoher Anteil an Sozialleistungsempfängern) ist leider der beste Nährboden für Discounter und FastFood-Restaurants. Das müssen wir Naturkostler und Bewussternährer einfach mal hinnehmen.
Ich glaube auch, dass der McDonalds den Kiez nicht wirklich verändern wird, da sich die verschiedenen Millieus so wie so kaum berühren. Wer bei EarlyBird, im Mir oder im Jolesch Mittag isst und bei tanne b Eis oder Latte Macchiato schlürft, der geht nicht zu McDonalds, egal wie nah es ist. Auch wer bisher gerne libanesisch, indisch, italienisch, spanisch, marokkanisch oder sonst wie exotisch isst und trinkt, der wird doch wohl kaum zukünftig nur noch amerikanisches Schaumstoffessen zu sich nehmen. Anderseits neigt vielleicht der eine oder andere Kunde, der bisher einen Abfall-1,50-Döner kaufte, schon mal zum BigMac (der im Zweifelsfall sogar gesünder ist), doch was macht das den Geschäften und Restaurants aus, die die Bürgerfront für so schützenswert hält? Was kümmert uns im täglichen Leben schon ein McDonalds? Nichts! Unsere Antihaltung ist schon lange ein Lifestyle, den wir uns in den entsprechenden Locations was kosten lassen. So werden wir und unsere Restaurants und Kneipen auch weiterhin neben der Konzernideologie weiterleben.
Da ist der Einsatz für die Bäume am Landwehrkanal schon sinnvoller. Dazu gab es bei rbb einen sehr informativen Beitrag.
Artikel zur Burger-Bewegung in Spiegel Online