ein buntes Kulturerlebnis!

… galaktisch: Das „Microverse“ Kathrin Linkersdorff im Haus am Kleistpark

Manchmal betritt man eine Ausstellung und hat das Gefühl, in eine andere Dimension zu geraten. So ging es mir mit Microverse, der aktuellen Schau der Künstlerin Kathrin Linkersdorff im Haus am Kleistpark, die im Rahmen des European Month of Photography stattfindet. Was hier gezeigt wird, ist nicht weniger als eine Reise in die Schönheit des Vergehens und das Leuchten, das die Transformation in etwas Neues hervorbringt.

Bilderserie „Microverse“, I – IV, Kathrin Linkersdorff

Verwelken als Kunstform

Linkersdorff arbeitet seit Jahren an einem beeindruckenden künstlerischen Forschungsprozess. Ausgangspunkt waren florale Portraits, die einzelnen Blumen eine fast menschliche Individualität zusprachen. Später begann sie, Blüten in Lösungen zu entfärben, um ihre zarten Strukturen freizulegen – ein poetischer Akt der Reduktion. Und schließlich der radikalste Schritt: Die Öffnung zum Mikrobiellen.

Pflanzenteile werden seither nicht nur betrachtet, sondern gezielt Bakterien ausgesetzt. Es ist eine kontrollierte Kooperation mit der Natur, bei der die Künstlerin sich selbst als Vermittlerin versteht – zwischen Verfall und Entstehung, zwischen Wissenschaft und Ästhetik.

„Fairies“, 2020, Kathrin Linkersdorff

Bakterien, die Schönheit schaffen

Die jüngsten Arbeiten sind das Ergebnis einer Kooperation mit Prof. Dr. Regine Hengge, einer renommierten Mikrobiologin der Humboldt-Universität zu Berlin – und, das sei in aller Transparenz gesagt, meine Schwester. Umso gespannter war ich, was aus dieser interdisziplinären Begegnung und anhaltenden Zusammenarbeit entstanden ist.

Die Antwort: visuelle Explosionen. Die mit bakteriellen Prozessen überarbeiteten Pflanzenteile erscheinen wie neue Galaxien, durchzogen von irisierenden Farben, leuchtenden Rändern, fließenden Formen. Es sind Fotografien, ja – aber sie wirken wie Botschaften aus einer fernen Welt. So scharf, so präzise, dass man meint, durch ein Mikroskop ins All zu schauen. Und gleichzeitig bleibt alles rätselhaft: Was genau sehen wir da? Wie ist es entstanden? Und mit welcher Technik?

Fragen, die man stellen sollte

Wer sich dem Staunen nicht allein hingeben möchte, bekommt beim Künstlerinnengespräch am Mittwochabend, dem 9. April, die Gelegenheit, direkt mit den beiden Frauen hinter diesen Werken ins Gespräch zu kommen. Im Rahmen eines Künstlerinnengesprächs sind Kathrin Linkersdorff und Regine Hengge vor Ort – und ich verspreche: Wer kommt, wird mit mehr Fragen nach Hause gehen als vorher. Und das ist ein Geschenk.

Microverse läuft noch bis zum 8. Juni 2025 im Haus am Kleistpark (Kommunale Galerie Schöneberg). Ich empfehle: hingehen, Zeit mitbringen, durchatmen, eintauchen. Das ist keine Ausstellung zum schnellen Durchgehen. Das ist ein Raum für Meditation, Erkenntnis und tiefe Schönheit.