ein buntes Kulturerlebnis!

… gefangen: Medea mordet am Herd

Am Mittwoch, dem 29. November, war Premiere von „Medea“ am Deutschen Theater. Die griechische Tragödie von Euripides wurde in einem kurzweiligen Einakter mit der höchst präsenten Nina Hoss in der Titelrolle aufgeführt. Die Inszenierung bezieht ihren Reiz besonders aus dem modernisierten Text und dem trickreich reduzierten Bühnenbild.Zum Inhalt: Medea wurde von ihrem Mann, mit dem sie vormals nach Korinth geflohen war, verlassen, weil dieser die junge Prinzessin heiraten möchte. Der Vater der neuen Braut verbannt die legendär kluge und blutrünstige Medea samt ihren Söhnen aus seinem Land. Sie erfleht sich einen Tag Aufschub, den sie emotional aufgewühlt zur Rache an ihrem Mann nutzt. Dieser Rache fallen die Prinzessin, der König und auch ihre eigenen beiden Kinder zum Opfer, so dass ihr Mann am Schluss vor Schmerz, Scham und Wut am Boden zerstört in seinem Elend liegt. Medea nimmt ihren eigen Verlust und Schmerz in Kauf, obwohl sie selbst fürchterlich leidet. Heutzutage würde man es vielleicht einen weiblichen Rundum-Ehrenmord nennen(?).

Der Text wurde von der Regisseurin Barbara Frey und dem Dramaturgen Roland Koberg neu bearbeitet und behutsam modernisiert, ohne dabei neuzeitliche Sprüche zu machen. Nun kommt ein König zu Medea und sagt „Guten Tag“ statt „Gegrüßt seist du!“. Das macht es sehr viel leichter, sich auf die psychologische und emotionale Ebene des Stücks zu konzentrieren und funktioniert während des ganzen Abends hervorragend. Trotz der Tragik des Stoffs gelingt es der Regisseurin, dem furchtbaren Spiel einige krotesk amüsante Töne zu entlocken: Medeas bissiger Sarkassmus, Jasons Dummdreistigkeiten und der Könige einfache Berechenbarkeit. So sind sie die Menschen und es ist tatsächlich lächerlich.
Die Bühne von Bettina Mayer wird von einer aufgebockten Küche dominiert, die wie ein Guckkasten (Fernseher) in der Mitte des Bühnenraums schwebt. Die Wände der Küche verengen sich zu Medeas Gefängnis, in dem sie aber riesenhaft ihre Zauberkräfte reklamiert. Nur ihr Mann erscheint zweimal innerhalb dieses Seelenraumes, dringt quasi in Medea ein. Alle anderen Protagonisten halten lieber etwas Abstand, oder reichen eher symbolisch an ihr Innerstes. Obwohl man das Bühnenbild auf den ersten Blick zu erfassen glaubt, wird man ständig von den Möglichkeiten dieses trickreichen Aufbaus mit unerwarteten Auftritten und Effekten überrascht.

Nach dem Stück gab es großes Lob für alle Beteiligten, meines eingeschlossen.