ein buntes Kulturerlebnis!

… im Zelt: Emine Sevgi Özdamar liest in der Jurte

Unter dem farbig changierenden Himmelszelt des Sony Centers sind die Nomaden des Literaturbetriebs in drei Jurten eingezogen. In den Rundzelten sind in einem kompakten Programm 100 „Geschichten in Jurten“ zu hören, gelesen von 35 Autoren. Zum Abschluss des ersten Tages las Emine Sevgi Özdamar aus ihrer Istambul-Berlin-Triologie. (Leseproben finden Sie am Ende des Artikels.)
Emine Sevgi Özdamar las aus „Sonne auf halbem Weg“ der erstmaligen Zusammenfassung der drei Bücher „Das Leben ist eine Kawanserei hat zwei Türen aus einer kam ich rein aus einer anderen ging ich raus“ (das könnte einer der längsten Buchtitel aller Zeiten sein!), „Die Brücke vom Goldenen Horn“ und „Seltsame Sterne starren zur Erde“. In dem kleinen Zelt versammelten sich knapp 20 Menschen, um der mit Preisen überhäuften Schriftstellerin, Schauspielerin und allseitigen Multitalent zuzuhören.
Die Geschichten zwischen Berlin und Mittelanatolien spielen in einem Zeitraum zwischen 1968 und Mitte der 70er und bringen das links-anarchisches WG-Leben der Einwanderer und die bäuerlich türkische Lebensweise ihrer Verwandten mühelos und sehr poetisch zusammen. Es stahlt ein wunderbarer romantisches – beinahe naives – Licht in die alternative Szene, wenn Özdamar die ländlich phantastischen Sprach- und Denkbilder ihrer Heimat in eine Diskussion über Orgasmus und Depression in eine halbnackte Runde von Müsliessern bringt.
Es war amüsant, interessant und vom grässlichen Sony Center bekommt man in der Jurte zum Glück auch nicht viel mit. Das Buch „Sonne auf halbem Weg“ ist bei Kiepenheuer & Witsch erschienen.
Die Lesereihe läuft noch bis zum Sonntag, 28. Januar 2007.

Aufnahmen vom 25.1.2007:
Reise nach Deutschland
Arbeit in der Radiolampenfabrik
Die ersten deutschen Wörter
Leider ist die laute Raumatmosphäre des Sony Centers gleich mitdokumentiert.