ein buntes Kulturerlebnis!

… neu eingekauft: Zwei Ausstellungen mit Neuerwerbungen der Sammlungen

Einblick in die Ausstellung Affinities in der Deutsche Bank & Solomon R. Guggenheim Fondation

Derzeit zeigen zwei große Berliner Sammlungen, was sie in der letzten Zeit für sammelnswert gehalten haben. Unschwer ist dabei zu erkennen, dass die Sammelmotivation der beiden Institutionen, einerseits der Berlinischen Galerie und andererseits die Deutsche Bank & Solomon R. Guggenheim Fondation, doch recht unterschiedlich ist. Schaut die landeseigene Sammlung nach jungen, ausftrebenden Künstlern und Künstlerinnen mit Berlinbezug, legt die Bank offensichtlich mehr Wert auf die garantierte Wertsteigerung. So erscheinen die Ankäufe der Berlinischen Galerie geradezu gewagt, gegenüber den ganz sicheren Investitionen des Bankhauses. Allerdings stellt sich die Kuratorin Dr. Ariane Grigoteit, Direktorin und Leiterin der Kunst der Deutschen Bank, auch deutlich geschickter an, wenn es darum geht, die eigene Ankauftätigkeit als echte Aufwertung für Künstler und Käufer zu arrangieren. Sie stellt in der Austellung „AFFINITIES“ (=Geistesverwandtschaften) die erworbenen Werk in „Dialogsituationen“ zu, über jede Kritik erhabene Werke mit ausgebreitetem kunsthistorischen Background, die sie mit besten Beziehungen aus den wichtigen Museen der Welt ausleiht. So schafft es zum Beispiel ein Bild der längst etablierten Barbara Kruger (Ohne Titel „we are all that heaven allows“, 1984) neben ein Werk von Marc Chagall aus dem Pariser Musée d’art. Da werden Bezüge geschaffen und im sehr guten Begleitkatalog dokumentiert, die sich zukünftig klar auszahlen werden. Die Dialogsituation ergibt sich auf beiden Bildern aus der Darstellung von den Sternen zugewandten Menschen, worüber man eine gemeinsame Thematik der Hinwendung zu Übersinnlichem ableiten kann. Ähnlich berechnend und konstruiert wirken auch die anderen Dialoge, wenngleich es sich zum Teil um wunderbare Werke aus ganz verschiedenen Zeiten handelt. Mal ergibt sich die Polarität der Werke über die verwendeten Materialien, mal über die Lebensläufe der Künstler, deren politische Ausrichtung oder den Umstand, dass es sich um Portraits handelt. Die Nachvollziehbarkeit dieses kuratorischen Gedankens wird allerdings durch eine verwinkelte Hängung (selten direkt  nebeneinander) deutlich erschwert. Aber auch das ist gewollt, dann dadurch kann man ja vielleicht noch mehr Affinität zwischen den Werken erkennen.
Es kommt einem vor, wie eine Übung für Kunstgeschichtler, denen zwei Bilder vorgesetzt werden, anhand derer sie dann Verbindungen schaffen sollen, über die die Bilder miteinander zu kommunizieren beginnen. Mit anderen Worten, man hätte die Bilder auch gut gelaunt sonst irgendwie aufhängen können, und völlig andere Dialoge schaffen können, es hätte die Idee der Ausstellung ebenso unterstützen können. Man muss es einfach als einen Geniestreich in puncto Wertsteigerung begreifen und insofern kann man in dieser Ausstellung viel über den internationalen Kunstmarkt lernen.

Da sich die Berlinische Galerie lieber der Kunst als dem Markt verschreibt (so zumindest mein Eindruck), liest man hier weniger spektakuläre Namen und sieht dafür wirklich interessante Werke von zum Teil wenig bekannten Künstlern. Den Beschreibungen auf der Website der Ausstellung kann ich hier allerdings nicht viel hinzusetzen. Außerdem bekommt man beim Besuch der Ausstellung das ganze großartige Museum dazu geöffnet. Derzeit mit den aktuellen Ausstellungen von Hannah Höch (Aller Anfang ist DADA!), Gerwald Rockenschaub (einfach ein großer Raum mit violetter Wand und silbern, transparentem Vorhang in der Mitte), Einblicke in die Privatsammlung Piepenbrock (da sind auch große Namen dabei!) und im Raum „now!“ sieht man die Arbeiten des Büros „magma architecture“, die in einem Aufsehen eregenden roten Textilschlauch ausgestellt sind, worin die Exponate selbst allerdings kaum noch auffallen.