ein buntes Kulturerlebnis!

… unverständlich: Berliner Hauptbahnhof soll Gesamtkunstwerk sein

Geht es jetzt vielleicht doch zu weit mit dem Urheberrecht?
Der Stararchitekt Meinhard von Gerkan sieht den Entwurf seines Gesamtkunstwerks „Berliner Hauptbahnhof“ als unzureichend umgesetzt an, klagte deshalb gegen die Deutsche Bahn (seinen Auftraggeber und Bauherren) und gewann. In einem Untergeschoss wurde eine Deckenkonstruktion erheblich vereinfacht und das lange Glasdach über dem äußeren Bahnsteig wurde vom Bahnchef Mehdorn aus Geld und Zeitmangel einfach verkürzt. So geht das nicht, sagt von Gerkan und die Richter gaben ihm Recht. Siehe Süddeutsche Online oder Spiegel Online.
Für mich steht im Zentrum die Entscheidung die Frage, ob diese Architektur überhaupt schützenswert ist, und wenn ja, wie sehr?
Kein Zweifel das Projekt ist groß, wenn nicht riesenhaft und der Entwurf entsprechend gigantisch. Die technischen Problemlösungen waren besonders während der Bauzeit beeindruckend, allerdings eher im Bereich Bauingenieurstechnik. Es gibt tatsächlich einige Lösungen, die an kunstvolles Entwerfen erinnern (die große Säulenhalle, das geschwungene und verkürzte Glasdach über der West-Ost-Achse) doch im Großen und Ganzen ist es doch geradlinige Investorenarchitektur. Der Eindruck einer nach marketingtechnischen Gesichtspunkten geplanten Shoppingmall ist doch viel vordergründiger, als der eines künstlerischen Bahnhofentwurfs. Die beiden Turmbauten sind ausschließlich auf flexible Geschossflächennutzung fixiert. Das ist die Art von Architektur, die Architekturstudenten schon im zweiten Semester anfangen zu hassen, weil sie eben unvermeidlich ist. „Der Bauherr will das so“ lautet die übliche Entschuldigung für derartige Entwürfe.
Insofern frage ich sehr deutlich, ob die Decke im Untergeschoss unbedingt gewölbt und indirekt beleuchtet sein muss? Ist das so wichtig für das „Gesamt-Shopping-Erlebnis“ Hauptbahnhof?
Die Verkürzung des Glasdachs hat mich auch noch nie gestört, wenn ich vom oberen Gleis Richtung Westen abgefahren bin (es ist allerdings auch im Osten beschnitten), aber an dieser Stelle habe ich gewisses Verständnis für die Empörung des Herr von Gerkan. Als Gestalter seines Ausmaßes war er sicherlich nie mit Detailproblemen beschäftigt, sondern hat sich ganz auf die fließenden Bewegungen des Glasdachs konzentriert. Doch dann kam der böse Mehdorn und hat seinem kreativen Fluss, ohne ihn zu fragen, ein voreiliges Ende gesetzt. Das tut schon weh, ich kann es als Designer verstehen.
Eines muss ich Herrn von Gerkan allerdings lassen, der Einsatz mit dem er für „seinen“ Entwurf streitet, scheint mit aus der Passion eines gekränkten Künstlers genährt zu sein. Vielleicht ist hier das eigentliche Gesamtkunstwerk zu finden, das es zu schützen gilt?! Doch wie wir alle wissen, bedeutet Passion eben „der Weg des Leidens“. Armer Gerkan.