Wenn das Publikum fast noch schräger ist, als die Clowns auf den Bühnen, befindet man sich in Kreuzberg. Aus der Masse, der leicht alternativ Gestylten, fallen doch einige deutlicher ins Auge als sonst im heimischen Kiez üblich. Da ist ein ausgemergelter Gurutyp in weißen Leinentüchern, eine verwirrte exibitionistische Frau, die über Stunden hinweg immer wieder nackt auf die Bühne rennt, ein in Lack und Leder schwitzendes Paar, das auch bei knapp 30 Grad zu ihrem Anderssein steht. Hier ist Multikulti schon innerhalb der deutschen Bevölkerung Realität und die vielen Menschen mit allen denkbaren Migrationshintergründen fallen überhaupt nicht auf. Es geht absolut friedlich und vollkommen bunt durchmischt zu, beim fröhlichen Straßenfest „Berlin lacht„. Das Programm läuft auf vielen Bühnen rund um den Mariannenplatz ab, wobei überall alles passieren kann. Ich sah die durchgeknallte vier-Mann-Truppe Sirqus Alfon, die ihr Unwesen mit Techno- und Euro-Dance-Hits treiben, die sie mit Melodica, Kontrabass und Schlagzeug in clowneske Spaßversionen verwandeln (so bei weitem besser zu ertragen als die Originale!), Dirty Fred, der sich den Humor eines 16jährigen attestiert, aber auch schon mal auf dem „ekelheftigen“ Niveau eines 8jährigen daherkommt (sehr spaßig!), den berlinernden Diavolo-künstler „Djuggledy“ und die extrem aufwändige und inhaltlich völlig behämmerte Feuer und Wasser-Show „Pyro Nautic“, bei der es wahrscheinlich um eine Art sexuelle Erfüllung der Mitwirkenden geht. Man weiß es nicht(?).
Einer der Darsteller unterzieht sich in der Show einer wirklich heißen Intimpflege. Er wird es wohl nötig haben. Außerdem spielte beim Feuerwehrbrunnen die „Kleine Kapelle“ und „Ratatöska“ fröhlichen, deutschsprachigen Reggea-Ska-Punk-Pop, zu dem die Menschen freudig tanzten.
Das Ganze bringt durch die leicht anarchisch-chaotische Atmo wirklich Spaß und läuft bis einschließlich Sonntag. Es ist umsonst und draußen, die Künstler bitten nach den Shows um Spenden. Parallel läuft noch ein Programm im Stradbad Wannsee.