Nur von heißer Luft zu reden, das ist den beiden Autoren Christian Kracht und Ingo Niermann zu einfach. Sie verstehen sich darauf über Flatulenz und sonstige Gärungsprozesse zu fabulieren. Sie spicken ihren aufgeblähten Text mit wichtigen Namen von Philosophen, Politikern und sämtlichen allgemein bekannten Schurken dieser Welt, so dass daraus ein überall anhaftender Brei wird, der sich hoffentlich früh oder später in reines Methan verwandeln wird. Die humorvolle These ihres Romans „Metan“ ist, dass sich in der Welt ein gigantisches, zusammenhängendes Getüm breit macht, das unseren Planeten langfristig auf einen anaeroben, auf Methan basierenden Stoffwechsel umbauen wird. Dabei versteht sich das Methan-Getüm darauf, Menschen so zu beinflussen, dass diese einzeln oder gesellschaftlich normiert zu Vorkämpfern dieses Wechsels im Biosystem werden.
Das ist lustig gemeint, doch bei der vom Verbrecherverlag organisierten Lesung im Festsaal Kreuzberg hörte man nicht einmal jemanden herzhaft lachen und das liegt vermutlich an der Eitelkeit, mit der die beiden ihren Text verfassten und auch vortrugen. Es erscheint ihnen in jeder Zeile wichtig, zu betonen, wie schön und gekonnt sie schreiben können und so bleibt einem das Lachen im Halse stecken. Ihre zahlen- und faktenversessene Populär- oder besser Halbwissenschaftlichkeit und sarkastische Sprachgüte hervorzuheben ist allerdings tatsächlich wichtig, denn rein inhaltlich dümpelt die Geschichte (wenn man es überhaupt so nennen kann) in den trüben Gewässern von allerlei abstrusen Verschwörungstheorien herum. Wäre das Buch nicht von Kracht und Niermann, die sich vormals mit anderen Büchern einen gerechten Bonus erarbeiteten, täte man es vermutlich einfach als übelriechenden Schund ab.
Sieht man sich allerdings bei amazon die Leserrezesionen an, entdeckt man darunter ein paar hymnische Fangesänge. Fazit: Vielleicht verstehe ich auch nur nicht, wozu man so ein Buch braucht. Sloterdijk sagte mal in einem Interview (wahrscheinlich einen anderen Philosophen zitierend): „Das Leben ist zu kurz um schlechte Bücher zu lesen.“ Leider kann man sich aber die Meinung über ein Buch nur selber machen.