ein buntes Kulturerlebnis!

… durchdrungen: Körperliche Kunst im KW: „into me – out of me“

Körperflüssigkeiten und Eingeweide in der Kunst der letzten 40 Jahre. Es geht um Abgrenzungen zwischen Innen und Außen, zwischen dem Selbst und dem Rest, zwischen Banalem und Zumutbarem. Die AustellungsmacherInnen (beraten von Susan Sonntag, man höre und staune) versammeln mit „into me – out of me“ eine umfassende Schau zur Bespielung des Körperlichen. Dabei verschiebt sich das Spiel oft Richtung Dekonstruktion, Selbstzerstörung und Gewalt.Es gibt reichlich drastische Darstellungen von allerlei Ausflüssen und Auswürfen aus jeder erdenklichen natürlichen oder künstlichen Körperöffnung, man sieht farbfurzende, vaginamalende und kameraschluckende KünstlerInnen, neben Gebärenden, Sterbenden und Verwesenden. Dazu kommen die Selbstverstümmler, die gerne mal auf sich schießen lassen oder ihre Geschlechtsteile bis aufs äußerste malträtieren und die Sexbesessenen, die sich mit allem und jedem paaren. Nicht zu vergessen sind natürlich die Fresser, bei denen man sich selbst einreihen kann, indem man versucht, die Arbeit von Felix Gonzalez-Torres(derzeit auch im Hamburger Bahnhof zu sehen) einfach aufzuessen. „Endless supply“ heißt das quadratische Feld aus Bonbons und man wird es natürlich nie schaffen es restlos zu vertilgen. Bei all den Häufchen ist schon viel kindlich anale Freude dabei, die den historischen Akteuren wohl mehr brachte, als den heutigen Betrachtern. Manchmal wird es allerdings tatsächlich politisierend und spannend. Gerade in der feministisch motivierten Kunst, wo das Private und das Öffentliche aufeinander krachen. „Das Private ist politisch“ schreit uns diese Kunst entgegen und wir sehen, es gibt keine Trennung zwischen Körper und Geist. Gefallen haben mir einige subtilere Arbeiten, die ganz ohne Blut und Scheiße auskommen. Z.B. sieht man eine chinesisch aussehende Frau (Patty Chang) auf zwei Monitoren getrennt mit Mutter und Vater im Bild. Sie essen in extremer Nähe jeweils eine Zwiebel, die sie sich gegenseitig in den Mund schieben, bis sie zu einem Kuss zusammenkommen. Das ganze läuft rückwärts vom Kuss ausgehend bis zur Erschaffung einer Siebenhäutigen Zwiebel. Die Tränen, die den Familienmitgliedern vom scharfen Zwiebeldunst über die Wangen laufen, sickern dabei zurück in die Augen. In dieser Videoarbeit wird die Abnabelungstragödie eines jeden Kindes zu seinen Eltern sehr ergreifend visualisiert. Es ist schwer für alle Beteiligten, jeder hat andere Gefühle, alle trauern und doch muss es sein, damit jeder sein eigenes Leben leben kann. Es ist eine große Konzeptausstellung, die sich sogar bis auf die Toiletten erstreckt. Im „Pissroom“ und im „Shitroom“ kann man sich von einer Küchenkrepprolle ein Werk mitnehmen mit dem schönen Namen „Let’s eat our Arms“ (von James Morrison). Auch ne Idee.