Seit ein paar Wochen zieht die Galerie Kungerkiez nachts mit wilden Lichtspielen und schillernden Neonfarben in ihren Schaufenstern die Aufmerksamkeit auf sich. Heute, zwei Tage vor der Finissage, haben wir es endlich geschafft, einen Blick hineinzuwerfen.
Mit seiner Ausstellung „Fragments of Silent“ bringt der Schweizer Künstler Gregory Hedrich ein Stück Festival-Ästhetik in unsere Nachbarschaft: einen futuristischen, psychedelischen Kunststil, durchzogen von Einflüssen aus der Cyberpunk-Ära. Genau das war der Grund, warum ich mir bisher unsicher war, wie ich diese Ausstellung finden sollte. Irgendwie habe ich mich an dieser Ästhetik vor Jahren schon sattgesehen. Und doch hatte die schillernde, lebendige Neonwelt, die durch morphierende Projektionen zum Leben erweckt wird, eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf mich – ich konnte einfach nicht wegsehen. Und, wie sich herausstellte, lohnt sich ein Besuch!
Kaum betritt man den kleinen Raum, verliert man sich in einem faszinierenden Spiel aus Realität und Projektion, Licht und Dunkelheit, Vergangenheit und Zukunft. Sich wandelnde Gesichter – von Menschen, Tieren, Monstern oder vielleicht Masken – ziehen einen unweigerlich in ihren Bann. Sie erzählen von Reisen durch Gefühlswelten, wirken fast hypnotisch durch ihren digitalen Surrealismus. Ist das gerade echt? Oder habe ich mich getäuscht? Eben sah das doch noch ganz anders aus! Die Ausdrücke changieren zwischen weise und bösartig, zwischen nah und entfernt. Tribal- und Mythologie-Motive brechen durch, während man sich für einen kurzen Moment in fremde Welten entführen lässt. Die rhythmischen Bewegungen der Projektionen lösen Ausdruck und Formen in dem Moment auf, in dem man sich gerade dachte orientiert zu haben und schaffen eine berauschende Dynamik. Ergänzt werden die digitalen Bilderwelten durch Skulpturen, rein analogen Gemälden, an denen sich der Blick kurz ausruhen darf.


Ein Besuch lohnt sich vor allem nachts – dann entfaltet sich die volle Wirkung der Lichtspiele. Der Künstler ist häufig vor Ort und, ganz im Kunger-Kiez-Stil, wird Besuchern eine Tasse Tee angeboten.
Donnerstag — Samstag 15:00 — 19:00 Uhr
Finissage: Samstag, 25. Januar ab 18 Uhr
Die Galerie KungerKiez, wie der gesamte Kunger-Kiez selbst, bleibt fast unbemerkt, solange man nicht hier lebt. Erst seit gut einem Jahr, seit ich hier wohne, entdecke ich deshalb nach und nach all diese kleinen, besonderen Orte, die von einer beeindruckend engagierten Kiez-Initiative ins Leben gerufen wurden, um Menschen in den Dialog zu bringen. Auf Berlin ist … werde ich noch öfter davon berichten!