
Der Bilderstreit der Nationen in der Zeit zwischen 1930 und 1945 wird für die Propagandakunst Deutschlands, Italiens, der Sowjetunion und der USA im Museumskontext des DHM erneut ausgetragen.
Von den Ausdrucksformen des Personenkults um Hitler, Mussolini, Stalin und in abgemilderter Form Franklin Delano Roosevelts über die geforderte, propagandistische Darstellungen des Volkskörpers bis zum Ausdruck der Staatsform durch Stadtplanung werden die drei diktatorischen Regime und die demokratische Republik miteinander verglichen. Dabei wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass „Vergleichen“ nicht „Gleichsetzen“ bedeutet.
Die Ausstellung gliedert sich nach Themen, die jeweils für jedes der vier Länder bzw. Staatssysteme beleuchtet werden. Dabei ist schon sehr erstaunlich wie ähnlich die Ausdrucksformen nicht nur in den faschistischen Ländern Deutschland und Italien waren, sondern beinahe deckungsgleich im Kommunismus und sogar in den USA Verwendung fanden. Bei den Deutschen steht unter einem Motiv mit einer starken Faust die einen hackenkreuzdekorierten Hammer schwingt „Arbeit siegt“, bei den Amerikanern steht zum fast identischen Hammermotiv „Work for Freedom“.
Derlei Parallelentwicklungen sind in fast allen Kunstformen zu finden und die These kann als bestätigt gelten, dass es in den 30er und 40er Jahren eine weltweite modernistische Kunstströmung der Überhöhung von Technik (Industrialisierung), Stärke (Imperialsmus) und völkischer Herrlichkeit (Sozialdarwinismus) als Antwort auf die zuvorige, weltweite Wirtschaftskrise gab. Diese Propaganda-Ästhetik wurde annähernd unabhängig von den Inhalten verwendet.
Ein Kapitel der Ausstellung verweist auf das „schwierige Erbe“ der NS-Kunst, das im Deutschen Historischen Museum sein bisheriges Endlager gefunden hat. An zwei PC-Arbeitsplätzen kann man sich hunderte der Werke ansehen, die sich damals im Besitz der mächtigen Naziführer befunden haben. Hier sieht man die bildlich-naive Lieblichkeit als erwartete Zukunftsvorstellung, an die die Strategen der mörderischen Rassenidieologie glauben wollten. Es ist ein Schreckenskabinett.
Das ist sehr interessant und augenscheinlich nebst ausführlichem Audio-Guide ausgestellt, doch gibt es doch ein paar Abstriche, die ich der Schau der vergleichenden Studien ankreiden muss:
Es hätte mich schon stark interessiert, die Durchdringung des Alltagsleben mit der propagandistischen Bildsprache, außerhalb der staatlichen Auftragskunst, zu sehen. Hat sich das Produktdesign, die Mode, die Musik verändert und angepasst? Wieviel davon geschah freiwillig ohne ausdrücklichen Auftrag von oben?
Und zum Anderen sind die Ausstellungswände mit sehr starken farbigen Hintergrundmustern gestaltet, die selbst einige der sehr großen Ausstellungsstücke regelrecht tarnen oder gar verschlucken. Die mehrfarbig getupften Wände bringen zudem eine androposophische Wohnatmosphäre in die Ausstellung, die weder zum Haus noch zum Inhalt passt. Da wäre ein bisschen mehr Zurückhaltung und Schlichtheit angesagt gewesen.
Trotzdem: Die Ausstellung ist sehenswert und vor allem in Bezug auf die Werke aus den USA sehr erhellend! Dazu gibt es einen geradezu erschlagenden Katalog, der wohl zukünftig als Standardwerk fungiert.
Hier eine Panoramaansicht aus der Ausstellung.