ein buntes Kulturerlebnis!

… vielseitig: neuer Dreiklang im Bethanien

Im Künstlerhausbethanien werden meistens mehrere Ausstellungen zum gleichen Termin eröffnet. Gestern Abend waren es drei sehr verschiedene Künstler/innen, die ihre Arbeiten in den Studios und im Hauptraum präsentierten.
Sven Drühl wird als Träger des Falkenrot-Preis 2007 im größten Studio 1 gezeigt. Seine Kunst soll als Appropriation Art verstanden werden. Er bezieht sich mit seinen Bildern also direkt auf Bilder von anderen bekannten Künstlern der Kunstgeschichte (Caspar David Friedrichs, Claude Monet u.a.). Er remixt deren Bildideen und Kompostitionen zu sehr sauberen, kühlen und im wesentlichen auf Outlines reduzierten Bildern. Motivisch ist er immer auf der Spur der Romantik. Künstlich überstilisiertes Landschaftsidyll ins Designer-Zeitalter transferiert. Damit liegt er mitten im ästhetischen Megatrend der neokonservativen Oberflächengestaltung und ist genau auf der Höhe der zeitgenössischen Illustration. Seine konzeptionelle und serielle Arbeitsweise verleiht dem Ganzen etwas alibihaften Tiefgang. Angenehme Bilder, die für mich in die Kategorie „Soprasofa“ gehören.
Der von dem niederländischen Sammler-Ehepaar Arie und Astrid de Knecht initiierte Falkenrot-Preis für Malerei soll Künstler im In- und Ausland auszeichnen, deren Arbeit erwarten lässt, Maßstäbe für die zeitgenössische Kunst zu setzen. Vermutlich ist die Wahl des Preisträgers in diesem Sinne folgerichtig.

Kaum für den privaten Kunstkonsum zugänglich erscheint hingegen Marianne Vierøs strenge Arbeit „Arrangements of beautiful Resemblance“ im Studio 2. Sie baute und zerlegte hier vor Ort zwölf mal eine kleine Ziegelmauer, fotografierte den jeweiligen vollendeten Zwischenstand und hing schließlich alle Bilder ganz neutral nebeneinander in den Raum. Das Fugenraster ist bei jedem Aufbau anders und so steht man vor den Bildern wie vor einem Suchspiel zum Auffinden der Unterschiede. Sie verschränkt Skulptur, Fotografie und Installation zu einem sehr schlüssigen Werk, das allerdings wenig Potenzial hat, über die Selbstreferenzierung hinaus zu kommen (Zirkelschluss = schlüssig oder unschlüssig?).

Zur Ausstellung von Serhat Köksal im Studio 3 kann man einfach den Text des Künstlerhaus Bethanien übernehmen:
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Serhat Köksals bereits 1986 in Istanbul gegründetes Multimedia-Projekt 2/5 BZ findet in den verschiedensten medialen Formen Ausdruck. Neben international gezeigten audiovisuellen Performances wie „NO Touristik NO Exotic“ hat Serhat Köksal einen schier unübersehbaren Output an Tapes, CDs, Videocollagen, Performances, Aufklebern und Copy-Zines produziert. Serhat Köksal aka 2/5 BZ beleuchtet in seinem Projekt „NO Pipeline NO Exotic“ auf ebenso kritische wie humorvolle Weise gängige kulturelle Klischees zwischen Orient und Okzident und deren Auswirkungen auf die ökonomische und politische Situation der Menschen sowie individuelle Befindlichkeiten. Er nutzt Collage- und Cut-up-Techniken, vorgefundenes Filmmaterial, Außenaufnahmen und Samples. Das Projekt konzentriert sich auf Begriffe wie „Cultural Pipeline“ und „Energy Dialogue“ und präsentiert dies über Soundart und „Planetcore“ Visuals.
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Alle Ausstellungen laufen vom 7. – 23. Dezember 2007.