
Unter dem Titel „urban interface | Berlin“ läuft derzeit „ein Ausstellungsprojekt an der Schnittstelle von öffentlichem und privatem Raum in Berlin“. An mehreren Orten werden temporäre Kunstinterventionen vorgenommen, mit denen für die Wandlung des Verhältnisses zwischen Privatem und Öffentlichem sensibilisiert werden soll. Vor einigen Tagen zitierte ich aus einem Artikel von Jochen Gerz zum Thema Stadt als Kulturraum und dieses Festival scheint wie als Bestätigung seiner Thesen kuratiert worden zu sein.
Eine der Aktionen „Berliner Stimmen“ ruft dazu auf, „eine öffentliche, anonyme Rede zu halten“. Man kann unter der Nummer … 0 800 744 7000 (free phone) anrufen und man bekommt „eine Minute Zeit“, um die Rede auf ein Band zu sprechen, das dann später bei einer Art Demonstration durch die Straßen des Mitte/Wedding-Kiezes mit einem Lautsprecherwagen abgespielt wird. Schon jetzt kann man die bisher aufgesprochenen Reden per Zufallsauswahl auf der Website anhören. Das ist recht interessant, vor allem deshalb, weil kaum jemand die Form der öffentlichen Rede unterstützt. Man hört Rezepte, Beschwerden über Burger King oder absurd anmutende Texte aus Fachbüchern. Doch wo ist die politische Rede? Die charismatisch vorgetragene gesellschaftsutopische Kampfansage?
Ich werde gleich Mal einen Vortrag schreiben und anschließend aufs Band sprechen. Macht euch auf das Schlimmste gefasst!