Lesezeichen setzen: RSS Feed abonnieren  Zu del.icio.us hinzufügen Zu Technorati Favoriten hinzufügen Diese Seite zu Mister Wong hinzufügen

5. Januar 2008 13:24:13

… am Kupfergraben: David Chipperfield, Damien Hirst und Walter Pichler in Heiner Bastians Stadthaus für die Kunst

Hirst - Pills

Pillen als Antwort auf die Bibel: Damien Hirst.

Ein gebauter Kunsthybrid: halb Galerie, halb privates Museum. Heiner Bastian (Ex-Kurator des Hamburger Bahnhofs) hat sich mit seiner Frau Celine von David Chipperfield einen regelrechten Kunstpalast bauen lassen. Allein die enorm hohen Räume über die gesamten Geschossflächen lassen den kantigen Bau erhaben wirken. Aus riesigen Fensterfronten sieht man hinaus über die Museumsinsel zum neuen Museum und hinüber zum Lustgarten. Drinnen sieht man international renommierte Kunst: In der Galerie „Contemporary Fine Arts“, die sich über Erdgeschoss und den ersten Stock erstreckt, wird Walter Pilcher gezeigt. Das Museum Bastian startete mit einer Damien Hirst Ausstellung, die der Sammler ganz aus eigenen Beständen gefüllt hat.

Hat man es geschafft, sich an der Tür mit Klingelzeichen bemerkbar zu machen, wird man einzeln eingelassen und es sind nur noch wenige Schritte bis zur Eingangstür der Galerie Contemporary Fine Arts (CFA). Im Erdgeschoss wird man mit älteren Arbeiten des österreicher Künstlers Walter Pichler empfangen: merkwürdige TV-Helme, Klangräume zum Aufsetzen und pneumatische Räume. Es geht um die mögliche Expansion des Körpers …

… und der Gedanken. Die Welt im Kopf und um den Kopf, gebaut und gedacht. Diese Arbeiten aus den 60er Jahren wirken noch heute sehr modern, multimedial im Spannungsfeld zwischen Kunst, Forschung und Design.
ralphpichler.jpg

Ralph heute und der Künstler selbst zur Zeit der Entstehung in seinem Pneumatischen Raum.

Geht man durch das skulpturale Treppenhaus in den zweiten Stock unternimmt man mit den Arbeiten des Künstlers eine zweifache Zeitreise. Die Arbeiten sind frischer doch die Arbeitsweisen, Verfahren und Themen bekommen in diesen Werken historische bzw. antike Anklänge. Die Orientierung nach Außen und vorne dreht sich nach Innen und hinten. Pilcher baut figurative Plastiken aus Stroh, Lehm, Holz, Stahl und er nähert sich den mythologischen Themen über Zeichnungen und Gemälde.

pichlersitzend1.jpg

pichlerdetail.jpg

Die Farben und Materialien sind erdig und die Figuren erinnern an ägyptische Sarkophage. Es sind Götterfiguren aus alten Zeiten, die sich in der Moderne zu behaupten versuchen. „Es ist doch der Kopf“ heißt die Ausstellung aber natürlich es ist nicht hauptsächlich Kopfsache ein Gefühl für die Arbeiten zu entwickeln. (Viele Abbildungen sind auf der Website von Contemporary Fine Arts zu sehen.) Die Werke haben Bezugspunkte im Antiken, wie im Futurismus. Es muss wohl ein philosophischer Ansatz sein, irgendwo zwischen der eigenen Psychologie und einem humanistischen Gesellschaftsmodell.

Im obersten dritten Stock von Heiner Bastians „Stadthaus für die Kunst“ trifft man dann nach Entrichtung von 3 Euro Eintrittsgebühr auf einige Werke des Künstler-Stars Damien Hirst, die hauptsächlich aus dessen Tabletten-Phase stammen. Man merkt dem Sammler Bastian den Stolz an, dass er schon früh die Bedeutung von Hirsts-Werk für die Kunstentwicklung erkannte.
Zitat: „Weil ich ihn für einen der radikalsten Künstler halte, der uns sagt, dass wir dabei sind, den Planeten zu zerstören, dass wir das Ende der Metaphysik, das Ende unserer Suche nach Gott erleben, dass keine Ideologie je Gott ersetzten konnte und dass die stärksten Impulse, die wir haben, die der Zerstörung sind und ich sehe das in dem Werk von Damien Hirst.“
Das kann man tatsächlich sehen. Besonders gut bei den Drucken, die sich jeweils auf bestimmte Bibelstellen beziehen und die mit der Verordnung eines jeweils passenden Medikaments oder einer sonstigen Chemikalie beantwortet werden.

Walter Pichler bei CFA ist nur noch bis 12. Januar zu sehen. Danach kommt ab 24. Januar eine Doppelschau mit Georg Baselitz und Jonathan Meese, die beide am 23. Januar (zur Vernissage) Geburtstag haben.

Alles Am Kupfergraben 10, 10117 Berlin-Mitte

 

Autor:

 

Beitragsarchiv

Bizim Kiez – Website