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18. Januar 2011 14:33:03

… geometrisch: ABSALON im KW

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Irgenwie schafft es das KW immer wieder spannende Ausstellungen völlig langweilig zu kommunizieren. So jetzt wieder bei ABSALON. Eher zufällig bin ich in die Ausstellung geraten, weil ich mal wieder die Auguststraße der ganzen Länge nach abgeklappert habe. Den Pressetext hatte ich gelesen und dachte „na ja“. Dabei ist die Ausstellung wirklich schön, beeindruckend und hoch ästhetisch.

Absalon, ein für immer jung bleibender, israelischer Künstler, da er schon vor 18 Jahren im Alter von 28 verstorben ist, entwarf und baute minimalisierte Lebensräumen, kleinen Kammern und höhlenartige Bauten, die aus geometrischen Grundformen zusammengefügt sind. Was er damals penibel aus Karton, Gips, Holz und immer weißer Farbe zusammensetzte, wird heute mit ein paar Mausklicks über Boolesche Rechenoperationen in 3D-Programmen erzeugt. Doch welch ein Unterschied, haptisch wie körperlich, ist es doch, diese Zylinder, Kugeln und Kuben tatsächlich im Raum stehen zu haben, sie begehen und anfassen zu können.

Absalon war auf den Spuren des von Le Corbusier entwickelten Modulor und baute im Spannungsfeld zwischen horribler Eingesperrtheit und eskapistischen Phantasien arichtektonische Visionen. Er spürte sowohl der quälenden Enge nach, die oft in architektonischen Neubauplanungen entsteht, wie auch der Vorstellung, überall mit einer Art Überlebenszelle, heimisch sein zu können. Es sind kantige Innenwelten, die sich gegenüber einer morphischen Außenwelt abgrenzen, um doch darin ein menschliches Leben in einer feindlichen Umwelt zu ermöglichen. Alle diese Minimalhäuser scheinen Einsiedlerprojekte zu sein. Einzelne Überlebenskämpfer können sich damit in den „Outer Space“ wagen, von dem sie sich rigeros abkapseln. Betritt man die Räume nun, klettert über die beengten Leitern in kaum von Außen einsichtbare Winkel, um sich auf eine der verborgenen Liegen zu verkriechen, dann kann man diese Bipolarität von Enge und Weite selbst erleben: Man wird gleichzeit ruhig und beunruhigt, fühlt sich eingemauert und doch wie auf einem Flug ins Weltall.

Es war Absalons Plan in vielen großen Städten der Welt, Menschen in diesen eremitischen Zellen leben zu lassen. Diese Leben wären quasi als Live-Show ausgestellt gewesen, überwacht und durchleuchtet von der Öffentlichkeit. Absalon fragt mit diesen Arbeiten bis heute: Was wir brauchen wirklich? Was sind wir zu ertragen imstande? Unter welchen Bedingungen schaffen wir es, uns im Unzureichenden einzurichten?

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Video bei art-in-berlin.de

Noch bis 20. Februar im KW Institute for Contemporary Art, Auguststraße 69, D-10117 Berlin

 

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