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9. Januar 2011 19:52:15

… Rückblick: Jenny Gröllmann und Ulrich Mühe

Es gibt ja immer noch Landsleute, die glauben, das Leben in der DDR ausreichend zu kennen, nur weil sie den Film „Das Leben der Anderen“ gesehen haben. Doch das ist hier nicht mein Thema, sondern die beiden Schauspieler Ulrich Mühe – der in diesem Streifen mit der ihm eigenen Darstellungskunst einen Offizier der Stasi spielte – und Jenny Gröllmann. Die beiden waren zwischen 1984 und 1990 miteinander verheiratet.

Im folgenden wird nun an einen Film erinnert, der bereits 1984/85 in der DDR unter der Regie von Hermann Zschoche entstand und der schon damals das herausragende, schauspielerische Vermögen von Ulrich Mühe zeigte: „Hälfte des Lebens“. In diesem Werk geht es um den Dichter Friedrich Hölderlin (1770-1843), genauer gesagt um einen Zeitraum aus dessen erster Lebenshälfte.

Die Handlung beginnt im Jahr 1795, als Hölderlin nach Frankfurt/Main kommt und dort bei der Familie des Bankiers Gontard eine Stelle als Hauslehrer antritt, nachdem er – ständig klamm – auf der Suche nach Anerkennung und einem stabilen Einkommen durch Südwestdeutschland gezogen war. In Susette Gontard – gespielt von Jenny Gröllmann – erfährt der Dichter seine große Liebe. Selten habe ich einen Film gesehen, in dem eine Liebesbeziehung so voller Anmut, Zartheit, Verlangen, Verzicht und Verzweiflung dargestellt wird, wie hier. Daran hatte Jenny Gröllmann mit bezauberndem Spiel maßgeblichen Anteil. In weiteren markanten Rollen sind zu sehen: Michael Gwisdek als geschäftstüchtiger, gebildeter, aber auch rücksichtsloser Bankier Gontard, Rolf Hoppe als schwärmender Freigeist Heinse und Swetlana Schönfeld als mitfühlende, selbst in Hölderlin vernarrte, Hausfreundin Marie Rätzer.

Es ist ein Vergnügen, in diesem Film der Kamera zu folgen, die sowohl die Stadtszenen als auch die Naturaufnahmen mit großer Ruhe wiedergibt. Die Bauten, Interieurs und Kostüme wurden mit auffälliger Sorgfalt und Präzision ausgeführt. Der Film – er behandelt auch die politischen Bewegungen jener Zeit nach der Französischen Revolution 1789 am Rande mit – endet mit der Einweisung Hölderlins in eine Irrenanstalt. Der Aufenthalt dort bzw. die anschließend folgende Pflege durch eine Familie dauerte die zweite Lebenshälfte, bis zum Tod des Dichters, an.

Der Film lief im Kino Babylon (Studiokino) letztmalig am 31. Dezember, allerdings in einer beträchtlich rauschenden Kopie, wobei das aber auch ein Fehler bei der Wiedergabe gewesen sein könnte, wie mir das Kino andeutete. Unabhängig davon sollte man diesen Streifen wegen seiner Qualität – aber auch als Erinnerung an die beiden, inzwischen verstorbenen, Schauspieler Jenny Gröllmann und Ulrich Mühe – für das deutsche Filmerbe sichern.

 

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