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17. März 2008 11:06:03

… zugänglich: Hannah Dougherty bei Klara Wallner

Hannah Daugherty Zerberus

Hannah Dougherty, Zerberus, 2008, mixed media on cotton, 140 x 190 cm (Bild von der Website von Klara Wallner)

Schon beim letzten Besuch des Galerien Clusters in der Kochstraße 60 stachen bei Klara Wallner die Bilder von Hannah Dougherty heraus. Nun wird die von der Galerie vertretene Künstlerin wieder mit einer Einzelschau unter dem Titel „The Settlement“ gefeatured. Sie ist ihrem Stil treu geblieben. Gefundene Dinge, Drucke, Zeichnungen, Fotos, Figuren und immer wieder Tierdarstellungen werden zu Bildkompositionen zusammengefügt, die als grafische Entwürfe erscheinen. Hannah Dougherty macht visuelle Kommunikation. Sie will, dass ihre Bilder gelesen werden und sie spielt dem Betrachter dabei eine Fülle von Bedeutungsmöglichkeiten zu. Je nachdem, für welche Gedanken man empfänglich ist, oder nachdem was man selbst mitbringt, erhalten die Bilder eine Bedeutung. Insofern sind es sehr zugängliche Werke.

Motivisch fand ich sehr viel Liebe und vielleicht so was wie ein hinterhältiges Kuschelbedürfnis in den Bildern. Es tummeln sich allerlei Tiere in den Kompositionen, die manchmal ein bisschen …

… niedlich wirken. Es sind Haustiere, domestizierte Wesen, die doch nicht ganz ihre Wildheit und Natur verleugnen können. Das heißt sie sind gewissermaßen auch die Symbolfiguren, oder Spielfiguren, mit denen sich der Betrachter einen Sinn zusammenwürfelt. Wir Menschen, die wir ja selbst aus der Natur kommen, aber durch Kultur und Zivilisation in eine Abhängigkeit geraten sind, die uns den Rückschritt in die Natur nur noch imaginieren lässt, verbauen auch den Tieren ihr Naturwesen. Manchmal wirken die gezeigten Tiere darum etwas bedrohlich.

Da sind die Abbildungen einer ganzen Reihe von Wellensittichen und ich hatte sofort die Vorstellung, das sind die Haustiere, die die Begleiter einer Kindheit waren. Es gab zuhause einen Wellensittich, vielleicht hieß er Hansi, und als er starb, wurde aus Hansi ein anderer Hansi. So wurden es insgesamt eine ganze Reihe Hansis, die in Liebe und Fürsorge verbraucht wurden. Diese verzehrende Liebe auf kosten der Tiere kann man immer wieder in den Bildern sehen. Auch wenn da ein halbstarker Eisbär steht, den man in Berlin (noch!) als Knut erkennt, kommt schnell der Gedanke auf, das wir hier ein benutztes Tier sehen. Der liebe Idefix schüttelt sich verwundert den Kopf, wodurch er zum vielköpfigen Höllenhund Zerberus wird, der den Hades bewacht. Müssen wir befürchten, dass die Tiere bald gewaltig zurückschlagen? Oder lernen wir mit bzw. an ihnen, wie allgegenwärtig der Tod ist? Vielleicht gerade in der verzehrenden Liebe?

Hannah Dougherty Amomaxia

Amomaxia = zum Fetisch ritualisierter Sex in parkenden Autos. Die Künstlerin zeigt nicht den Akt, sondern das Objekt. Im Auto ist es Liebe, durch die Begriffsfestlegung („Amomaxie“) wird die Liebe objektiviert und dem Wort buchstäblich nachgespürt, wird superlativiert (maximiert). Das findet dann im maximierten Auto, also im Bus, statt. Im größeren Auto wächst die Liebe. Unverkennbare Ironie einer objektivierten Logik. Solcherlei Kommunikations-Spiel treib sie gerne und opfert dabei die Eindeutigkeit auf den kleinen Altären ihrer Kunst. Mich spricht sie damit sehr an.

Ausstellung noch bis 26. 4. 2008.

 

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