Lesezeichen setzen: RSS Feed abonnieren  Zu del.icio.us hinzufügen Zu Technorati Favoriten hinzufügen Diese Seite zu Mister Wong hinzufügen

22. November 2010 00:34:40

… Zukunft, die nicht mehr ist, was sie einst war: Anmerkungen zu einer Ausstellung in Warschau

Paul Valery (1871-1945) behauptete einmal über die Zukunft, dass sie nicht mehr sei, was sie einst war. Was das in der Kunst meinen könnte zeigt das Warschauer Zentrum für Zeitgenössische Kunst aktuell mit hochspannenden Videoinstallationen, animierten Filmen und Bildern überwiegend junger Künstlerinnen und Künstler aus Ungarn, USA, Polen, China, Italien, Österreich und Südkorea. In einer von Magdalena Sawón kuratierten Ausstellungen sind Arbeiten von Tamas Banovich, Kevin Bewersdorf, Mikolaj Dlugosz, Kenneth Tin-Kin Hung, Michael Mandiberg, Eva und Franco Mattes, Joe McKay, Ursula Endlicher, Joo Youn Peak, Zach Gagen und The Yes Men im seit 1996 als Museum und Galerie fungierenden Schloss Ujazdowski zu besichtigen.

Kunst als verändernde Reflektion der Realität und des Augenblicks, der Bildschirm als Fenster, das Web als Instrument der Welterfahrung. the future is not what it used to be begreift Wikipedia, Facebook, Twitter, YouTube, eBay und Second Life nicht als virtuell, sondern als real. In ihren Projekten hinterfragen die Künstler, welche Konsequenzen der radikale Wandel unserer Zeit auf Kultur und Gesellschaft hat, wie man in den Zwischenräumen der Konnektivität und Diskonnektivität lebt, ob und wie sich der digital/analog divide überwinden lässt.

Kenneth Tin-Kin Hungs Videomontage In God we trust konfrontiert den Betrachter in überzogen schrillbunten und bewegten Bildern mit Barack Obama, dem „Heilsbringer“, der an den „Mächten des Bösen“ zu scheitern droht. Andeutungen asiatischer Ästhetik und Religion(en) kontrastieren krass mit der Brutalität der allmächtigen und machtbesessenen Potentaten jüngerer Vergangenheit: Bush, Ahmadinedschad … Karikaturesk und bitterböse provozierend. Ursula Endlicher präsentiert in ihren Facebook Re-enactments (2009) kleine Sequenzen nachgestellter Facebookportraits, die die Wirklichkeit der im Netz inszenierten Egos durch die Reinszenierung mächtig in Frage stellen. Dlugosz zeigt Real Photo (2010), großformatige Aufnahmen von eBay-Angeboten: rosa Pumps, Spielzeug und mehr. Arrangiert, damit es einen guten Preis erzielt, und in der aufgeblasenen Form in seiner Banalität geradezu erschlagend. In zwei Animationsfilmen stellen Eva und Franco Mattes ihre net-art movements vor. Und von The Yes Men gibt es den 2008 produzierten Lesespaß Because we want it, eine Zeitung, die nur gute Meldungen bringt. …

Wer wir heute sind, prägt unser Morgen, sagt Magdalena Sawón. Vermutlich wird man nicht extra für diese Ausstellung nach Warschau fahren. Aber wer ohnehin dort ist, sollte sich das virtuell-reale Happening nicht entgehen lassen.

the future is not what it used to be: noch zu sehen im Center for Contemporary Art in Warschau bis zum 26. Dezember 2010.

 

 

Kommentarfunktion ist deaktiviert

Beitragsarchiv

Bizim Kiez – Website